Doppeltes Glück für die Bewohner der Siedlung am Zinkhüttenplatz

Mitglieder der Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz, nachdem damals die Planung für das FOC gescheitert war. | Foto: www.gegenteilgrau.de
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  • Mitglieder der Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz, nachdem damals die Planung für das FOC gescheitert war.
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Nach dem Aus für das geplante Factory Outlet Center (FOC) in Hamborn und der Übernahme der Siedlung durch Star-Architekt Walter Brune können sich die Bewohner der Siedlung inzwischen zurücklehnen. Sie dürfen ihre Wohnungen behalten und haben während ihres Kampfs gegen den Abriss der Siedlung viele neue Freunde gefunden.

Einmal pro Monat treffen sie sich zum Stammtisch der „Mieterinitiative Zinkhüttenpark Hausnummer 12" auf der Straße „Am Zinkhüttenplatz“. Das Treffen findet diesmal im Trockenraum statt, weil es draußen viel zu "usselig" ist.
Gut 20 bestens gelaunte Stammtischler haben sich eingefunden, um zu plauschen, bei Bier, Chips und halben Brötchen. Die Stimmung ist entspannt, es wird gescherzt und jeder neue Gast ausschweifend begrüßt. In den vier Jahren ihres Kampfes gegen den Abriss haben sie sich wöchentlich getroffen. Sie wollten nicht, dass ihre Siedlung für Parkplätze plattgemacht wird. Die neuesten Meldungen wurden besprochen und entsprechende Gegenstrategien erarbeitet. Jahrelang hingen die überwiegend älteren Mieter in der Luft und wussten nicht, was die Zukunft bringt. Viele haben bald das Handtuch geworfen und sind in eine neue Wohnung gezogen oder direkt in Seniorenheime. Schließlich waren von 398 Wohnungen nur noch rund 100 bewohnt.

"Wir wollten hier nicht weg"

Bruno Wibus und seine Frau Trude sind mit in den Kampf gegen den Abriss der Häuser gezogen. „Wir wollten hier nicht weg! Hier hatten wir unsere Heimat, gute Einkaufsgelegenheiten, unsere Freunde und den Schrebergarten hinter dem Hamborner Bahnhof.“ Trude Wibus steckt der jahrelange Stress jetzt noch in den Knochen: "Vier Jahre lang haben wir für unsere Siedlung gekämpft, aber es hat sich gelohnt.“ Heute freuen sich die beiden über ihre frisch renovierte Wohnung mit einem schicken, barrierefreien Badezimmer.

Helga Focke wollte auch bleiben: "Wir wohnen seit 1964 hier, unsere Kinder sind hier geboren und aufgewachsen, und wir haben uns immer wohlgefühlt in der Zinkhüttensiedlung. Der schlimmste Moment war, als uns damals kurz vor Weihnachten die Kündigung ins Haus flatterte. Ein tolles Weihnachtsgeschenk!“, erinnert sie sich verbittert.
Die 78-jährige Uschi Böhme hat der Kampf um die Zinkhüttensiedlung besonders hart getroffen. „Ich wohne seit 50 Jahren ganz oben in einem Haus mit zehn Wohnungen. Wegen der FOC-Pläne sind damals alle meine Nachbarn nach und nach ausgezogen. Nur ich war noch da. Am Anfang hatte ich manchmal Angst, so allein im Haus, doch ich habe durchgehalten.“

Star-Architekt Walter Brune bringt der Siedlung Glück

Beim Stammtisch sind sich alle darüber einig, dass Stadtplaner Brune ein echter Glücksfall für die Siedlung ist. Er war schon immer ein engagierter FOC-Gegner und hat 2016 die Siedlung für 15 Millionen Euro gekauft, um sie den Bürgern zurückzugeben. Neben der Renovierung der Siedlung plant er eine Umgestaltung der Grünanlagen mit Spielplätzen, Springbrunnen und eine Tiefgarage, damit die Autos verschwinden. Erst vor wenigen Tagen soll er auch den Kauf des ehemaligen DRK-Heims in der Siedlung ausgehandelt haben, um dort seine Hausmeister-Verwaltung unterzubringen. Dorthin könnte dann auch der monatliche Stammtisch verlegt werden.

„Der Mann ist in Ordnung“, bescheinigt der Mieter Heinz Mattik. „Bei ihm fühlen wir uns gut aufgehoben, denn er hält seine Versprechen“, ergänzt seine Frau Anneliese. Die beiden sind knapp 89 Jahre alt und feiern im Mai ihren 65. Hochzeitstag. Das Pärchen kommt regelmäßig zum Mieterstammtisch und freut sich immer auf das gemeinsame Treffen. „Früher waren wir alle berufstätig und haben die Nachbarn höchstens gegrüßt. Durch den gemeinsamen Kampf gegen das FOC sind hier ganz viele enge Freundschaften entstanden, und deshalb treffen wir uns regelmäßig, um uns auszutauschen.“ Besonders beliebt sind die Grillfeste, die wahrscheinlich im April wieder beginnen.

Das Gegenteil von Grau

Ein Thema beim aktuellen Stammtisch-Treffen der "Mieterinitiative Zinkhüttenplatz" ist auf jeden Fall ein erfreuliches: eine Einladung zur Premiere des Films „Das Gegenteil von Grau“ des Filmemachers Matthias Coers. Ein Film über Bürger zwischen Dortmund und Duisburg, die sich gegen Leerstand, Anonymität und Brachflächen einsetzen, für ein schönes Wohnumfeld und nachbarschaftliche Beziehungen. Die „Mietrebellen vom Zinkhüttenplatz“ werden Teil dieses Films sein.
Die Premiere ist am Sonntag, 26. März, ab 19 Uhr im Lokal Harmonie. Die Mieter vom Zinkhüttenplatz werden in Fahrgemeinschaften nach Ruhrort pilgern, um ihre Geschichte auf der Leinwand zu sehen. Dann werden sicher viele Erinnerungen geweckt an den vierjährigen Kampf.
Mila Ellee, die mit am Buch für "Das Gegenteil von Grau" geschrieben hat, ist schon sehr gespannt, wie den Mitwirkenden der fertige Film gefallen wird: "In dem Film zeigen wir unterschiedliche Mieterinitiativen und Mieterproteste. Wir wollten gerne richtige Ruhrpott-Urgesteine zeigen, nicht nur junge Kreative." Dafür war das Team sogar zweimal in Duisburg direkt vor Ort und feierte mit den Mietern, als schließlich feststand, dass alle in ihren Häusern bleiben können.

Mieter lehnen DOC ab

Zum guten Schluss ist das Designer Outlet Center in der Duisburger Innenstadt beim Stammtisch ein Thema. Die einhellige Meinung: „Die Innenstadt wird durch ein Outlet Center kaputt gehen. Wir haben immer gedacht, dass die Stadt aus ihren Fehlern damals gelernt hätte.“

an/schm

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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