Fracking: Gift für die lokale Wasserwirtschaft

Bevor ich auf das eigentliche Thema „Fracking“ eingehe, möchte ich noch ein paar Worte zum wertvollsten Gut, dem Trinkwasser, loswerden.

Wir brauchen dabei nicht in die Dürregebiete Afrikas gehen, um zu erkennen, wie überlebenswichtig Wasser für den Menschen und die Tiere bzw. Pflanzenwelt ist.

Wir sehen es direkt vor unserer Haustüre, nur erkennen wir es auch wirklich ?

Exzessiver Einsatz von natriumhaltigen und nitrathaltigen Düngemitteln bzw. Pflanzenschutzmitteln in unserer von Monokultur geprägten Landwirtschaft bedroht unser Grund- und Trinkwasser.

Der unachtsame Umgang mit Medikamenten und anderen Stoffen der Pharmaindustrie und die damit verbundene Entsorgung durch die Kanalisationssysteme unserer Städte bedrohen unsere Flüsse und Seen und somit auch zwangsläufig, in Überschwemmungsgebieten, unser Grund- und Trinkwasser mit gefährlichen Reststoffen, den relevanten Metaboliten.

Giftstoffe wie Blei, Cadmium und andere Schwermetalle, aber auch radioaktive Stoffe, Randprodukte unserer Industriekultur in der Umgebungsluft, fallen mit dem Niederschlag auf die Erde und belasten ebenfalls das Grund- und Trinkwasser.

Handgemachte Katastrophen, wie der 8,5 Quadratkilometer große, mit PFT belastete unterirdische See im Düsseldorfer Norden (Grenze zu Duisburg-Süd), hervorgerufen durch ein Löschschaumeinsatz beim Brand am Düsseldorfer Flughafen vor ein paar Jahren, tun dabei ihr übriges bei der Verseuchung des Grund- und Trinkwassers.

600000 Tonnen gelagerter Sondermüll droht das Grubenwasser in den Stollen ausgedienter Bergwerke, wie das in Duisburg-Walsum, mit Dioxinen und Schwermetallen zu verseuchen, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anschließend das Grund- und Trinkwasser belasten wird.

Deponien, wie die in Duisburg-Wehofen, verursachen mit ihrem Niederschlagssickerwasser bei Undichtigkeiten in ihrer Abdichtung, eine Vermischung von Giftstoffen wie Dioxine und Schwermetalle mit dem Grundwasser und belasten die Emscher, einen regionalen Fluss des Ruhrgebietes. Das Emscherklärwerk ist dann voll gefordert, diese Giftstoffe aus dem Wasser heraus zu filtern um letztlich wieder Trinkwasser zu gewinnen.

Auswirkungen, was eine Trinkwasserknappheit und Trinkwasserversuchung für Folgen haben kann, entnehmen wir fast wöchentlich aus der Presse, wie zum Beispiel die Pressemitteilung aus dem bayrischen Ort Mistelbach, wo ein Trinkwasserbrunnen stark mit Keimen belastet wurde, der nur noch mit starkem Chloreinsatz gereinigt werden kann. Ein zweiter „Ersatzbrunnen“ droht aus zu trocknen, weil nun hunderte Haushalte aus diesem ihr Trinkwasser beziehen müssen. Die Behörden sind dabei schlichtweg überfordert.

Ich möchte hier nicht das ökologische Horrorszenario an die Wand malen, aber leider sind das Tatsachen, die wir seit einigen Jahren immer wieder zur Kenntnis nehmen müssen. Müssen wir das wirklich?

Hinzu kommt der ökonomische Wahnsinn, der uns schon phasenweise vorgemacht wird.
Durch die geplante Privatisierung der (Trink-) Wasserwirtschaft wird das Gut Wasser bald nicht mehr bezahlbar sein.
Ich habe einmal irgendwo gelesen, das der Wirtschaftfaktor Wasser bald wertvoller sein wird, als das heutige Rohöl, weil die bewusst hingenommene Verknappung der Ressource (Trink-) Wasser dabei eine wesentliche Rolle bei der Gewinnoptimierung einiger Großkonzerne an den Börsen dieser Welt spielt.

Wassermangel wird einmal der Auslösefaktor einiger Kriege auf der Erde sein, so wird es prophezeit. Wasser ist Menschenrecht, so eine jüngst an das Europarlament geleitete Resolution, unterschrieben von vielen Menschen in den europäischen Mitgliedsstaaten.

Und die Privatisierung der Wasserwirtschaft ist bereits im vollen Gange. Durch den Verkauf kommunaler Wasserwerke nimmt genau diese ökonomische Apokalypse ihren Lauf, da die damit verbundene Aufgabe der Kontrollinstrumente ( im Hinblick auf die Reinheit des Wassers ) und der Preisgestaltung, bis hin zur Monopolstellung einiger weniger Firmen, genau diesen Faktor anheizen werden. (Trink-) Wasser zu besitzen ist bald nur noch eine Frage des Geldbeutels einiger Weniger. Gewinne gehen halt vor. Wollen wir das ?

Jetzt kommt noch eine weitere ökologische und ökonomische Herausforderung auf die (lokale) Wasserwirtschaft zu. Das so genannte „Fracking“.

Hierbei werden bei Bohrungen, mehrere hundert Meter tief, Flüssigkeiten, so genanntes Fracfluid, in den Boden gepresst, um die Gesteins- und Schiefermassen auf zu brechen und das dort beinhaltete Erdgas nach oben zu befördern.

Diese Flüssigkeiten enthalten giftige chemikalische Substanzen, deren Zusammensetzung der Allgemeintheit vorenthalten werden und deren Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen unerforscht bleiben. Auch das nach oben beförderte Abfallprodukt, das Frackwasser, welches aus den Tiefen kommt, stellt eine Gefahr für die Umwelt dar.

Das Grundwasser wird nachweislich gefährdet, da wo bereits Fracking betrieben wurde. Kanada und die USA bilden einige Beispiele. Spuren von Gasen, wie Methan, Ethan und Propan vermischen sich mit dem Grund- und später auch Trinkwasser. Auch Chemikalien, die beim Fracken benutzt werden, wurden in Trinkwasserproben nachgewiesen und haben dieses verunreinigt.

Längst wurden bereits in Deutschland, in NRW und auch hier im Ruhrgebiet so genannte „Claims“ von den betreibenden Firmen wie Exxon Mobil und anderen abgesteckt. Bei den Claims handelt es sich um die Förder- und Abbaugebiete.

Probebohrungen konnten jedoch bis zum heutigen Zeitpunkt von der rot-grünen Landesregierung erfolgreich aufgrund des gesellschaftlichen Drucks verhindert werden. Dazu „bastelte“ man eiligst einen Ministererlass, der jedoch auf wackeligen Füßen steht. Zudem bröckelt die Front der Fracking-Gegner in der Landesregierung.

Einige Sozialdemokraten in der Regierung, sowie Großteile der Opposition (CDU und FDP) wittern die Goldgräberstimmungen, die von den frackingbetreibenden Unternehmen malerisch an die Wand „gezeichnet“ werden. Energieversorgung, Energiesicherheit, Bezahlbarkeit der Energie und das Gespenst der „ Grünen“ Energiewende in einem von Schwerindustrie geprägten Bundesland hier in NRW sind dabei die auslösenden Schlagworte für diesen Sinneswandel.

Das Bergrecht, ein aus Kaiser - Wilhelms – Zeiten bestehendes Gesetz, gibt den Unternehmen zudem das Recht auf Förderung der Bodenschätze in den abgesteckten Claims. Diese Claims wurden für ein „Handgeld“ erworben und versprechen nun gute Rendite.

Dieses „Bergrecht“ gilt es jetzt zu „schleifen“, so der Landesumweltminister Remmel, der jüngst von uns Grünen in Walsum zu einer Informationsveranstaltung eingeladen wurde, um das Fracking noch erfolgreich verhindern zu können. Zudem überlegt er und das NRW -Umweltministerium, zusammen mit den anderen rot- grün geführten Landesumweltministerien auf Bundesratsebene, ob es noch weitere Gesetzesänderungen und auch eigens dafür geschaffene Gesetze geben kann, das Fracking in Gänze zu verhindern.

Der Lokale Mineralwasserhersteller, die Hövelmanngruppe (Rheinfelsquelle) und der Verband Deutscher Mineralwasserhersteller, schlägt Alarm und verbündet sich mit uns im Kampf gegen das Fracking. Nicht nur die Mineralquellen sind bedroht, nein auch ökonomische Faktoren, wie die 500 lokalen Arbeitsplätze hier in Duisburg – Walsum und mehrere Tausend Arbeitsplätze bundesweit.

Herr Josten, Geschäftsführer des Familienbetriebes der Hövelmanngruppe, zeigte sich in der bereits oben erwähnten Informationsveranstaltung, wo er neben dem Minister Remmel geladen war, sichtlich angetan und erschüttert von den ökologischen Auswirkungen des „Fracking“. Das ist doch schon einmal ein Anfang !

Wir Grüne in Walsum hoffen auf die Unterstützung solcher Unternehmen und werden, neben vielen anderen Umweltgruppen und Verbänden, mit denen wir vernetzt sind, das Thema in der Öffentlichkeit halten und auch in die örtliche Politik bringen. Soviel sei gesagt.

Wir Grüne in Walsum sagen: STOPPT FRACKING !! Es ist Gift für die lokale Wasserwirtschaft.

Grüne Grüße

Ralf Welters
Vorstandsmitglied von Bündnis 90 / Die Grünen – OV Walsum

Autor:

Ralf Welters aus Duisburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.