Greenpeace-Aktivisten protestieren für verschärftes Atomrecht - Hitachi soll Mitverantwortung für Fukushima übernehmen

© Bernd Arnold / Greenpeace
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Greenpeace-Aktivisten protestieren heute an der Europazentrale von Hitachi-Power in Duisburg für ein verschärftes Haftungsrecht bei Atomunfällen. Die Umweltschützer, darunter auch einige aus dem mittleren Ruhrgebiet, beschriften die Fassade mit der Botschaft "Don´ t let Hitachi walk away from the Fukushima disaster" (sinngemäß: Hitachi muss Verantwortung für Fukushima übernehmen). Das Problem: Hersteller und Zulieferer von Atomkraftwerken sind, im Gegensatz zu anderen Industriesektoren, von jeglicher Haftung ausgenommen. "Hitachi macht mit seinen Atomgeschäften viel Umsatz, läßt aber die Menschen in der riesigen, kontaminierten Zone um das Atomkraftwerk in Fukushima mit ihren Problemen alleine. Wenn überhaupt, erhalten die Menschen, die ihre Heimat verloren haben, nur Almosen. Das ist beschämend für einen Weltkonzern", sagt Rainer Kurtz, Energie-Experte bei Greenpeace Mülheim-Oberhausen.

Heinz Smital, Atom-Experte von Greenpeace Deutschland hat in der vergangenen Woche als Leiter einer Greenpeace-Expedition die verstrahlte Zone um das Atomkraftwerk Fukushima besucht. In Gesprächen mit Betroffenen vor Ort und durch eigene Messungen der Strahlung hat sich die Expedition ein umfassendes Bild von der Situation gemacht. Knapp zwei Jahre seit Beginn der Katastrophe, erhalten die Opfer noch immer keinen oder kaum Schadenersatz. Der Betreiber der Reaktoren, Tepco, wurde inzwischen verstaatlicht, um einen drohenden Bankrott des Unternehmens aufgrund der hohen Kosten durch den Unfall zu vermeiden. Der Schaden für das Unglück von rund 185 Milliarden Euro soll nun großteils aus Steuergeldern gezahlt werden.

Die sechs Reaktoren der Atomanlage von Fukushima Daiichi wurden von Hitachi, General Electric und Toshiba gebaut. Hitachi lieferte den Reaktor 4. Aufgrund der geltenden Gesetze gaben die Hersteller mit der Übergabe des Reaktors an den Betreiber auch jegliches Risiko ab. "Die Rechte der Opfer von Atomunfällen müssen gestärkt werden. Die Atomkatastrophe von Fukushima offenbart auf dramatische Weise die Ungerechtigkeit des Rechtssystems", sagt Smital.

Greenpeace veröffentlichte bereits am 19. Februar 2013 einen Report über die Folgen der Atomkatastrophe in Japan. Dieser zeigt, dass bis heute keiner der Betroffenen vollständig für seinen Verlust von Haus und Besitz entschädigt wurde. Infolge der Reaktorkatastrophe sind 160.000 Menschen evakuiert worden und Zehntausende freiwillig vor der atomaren Bedrohung geflüchtet.

Autor:

Stefan Bluemer aus Mülheim an der Ruhr

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