„Hamborn ist nicht nur Marxloh“ - Hamborns Bezirksbürgermeister Uwe Heider zieht eine politische Bilanz und blickt in die Zukunft

„Ich wünsche mir einen Sponsor für eine Aussichtsplattform auf dem Alsumer Berg“, verriet Hamborns Bezirksbürgermeister Uwe Heider im Gespräch mit WA-Mitarbeiterin Claudia Brück.
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  • „Ich wünsche mir einen Sponsor für eine Aussichtsplattform auf dem Alsumer Berg“, verriet Hamborns Bezirksbürgermeister Uwe Heider im Gespräch mit WA-Mitarbeiterin Claudia Brück.
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Alle Jahre wieder besucht Hamborns Bezirksbürgermeister Uwe Heider die Redaktion des Wochen-Anzeigers, um das ver­gangene Jahr Revue passieren zu lassen und Ausblicke auf das eben begonnene zu wagen. Was war gut, was war schlecht, was muss besser werden? Uwe Heider blieb keine Antwort schuldig.

Eine Sache hat Heider 2015 besonders geärgert: Die Tatsache, dass sein Bezirk medial auf den Stadtteil Marxloh reduziert worden sei. Und da beherrschten Begriffe wie No-go-Area, Armutszuwanderung und Vermüllung die Schlagzeilen. Heider hält dagegen: „Hamborn ist nicht nur Marxloh. Hier passieren richtig gute Dinge, die aber öffentlich kaum Erwähnung finden.“ So habe sich 2015 durch breites bürgerschaftliches Engagement eine beeindruckende Wende vollzogen, nachdem Anfang 2014 aus rechten Reihen massiv Stimmung gegen die mittlerweile im ehemaligen Barbara-Krankenhaus untergebrachte Landesflüchtlingsunterkunft in Neumühl gemacht worden sei. „Das ‚Neumühler Bündnis‘ hat unglaublich viel bewirkt. Heute unterstützen unzählige Ehrenamtler die Arbeit in der Landesunterkunft und den Asylbewerberheimen in der Salzmannschule und an der Holtener Straße – das ist vorbildlich.“ Vorbildlich auch das Engagement von Pater Oliver im Petershof und Pater Tobias mit seinem Projekt LebensWert. Auf derart gelungene Integrationsarbeit könne der Bezirk stolz sein.

Zufrieden ist Heider außerdem damit, dass die Raserszene auf der B 8 nach langen Jahren endlich in ihre Schranken gewiesen worden ist. Ein Verdienst der Bürgerinitiative, gesteht er unumwunden: „Hätte die Lokalpolitik den Anwohnern früher zugehört, ihre Probleme früher ernstgenommen, hätte hier schon früher durch die nun erst getroffenen Maßnahmen Abhilfe geschafft werden können. Umso erfreulicher, dass die Anwohner nicht locker gelassen haben. Das zeigt: Gute Lokalpolitik braucht auch immer gute Impulse aus der Bevölkerung.“

„Gute Lokalpolitik braucht auch immer gute Impulse aus der Bevölkerung.“

Und was hat der Merkel-Besuch im Sommer gebracht? Mehr als Heider im Vorfeld erwartet hatte: „Ich habe ja sogar in der ‚Aktuellen Stunde‘ gesagt, dass ich davon gar nichts halte. Doch da habe ich mich getäuscht, der Besuch wirkt nach. Das Kanzleramt ist immer noch im Dialog mit der Stadtverwaltung und der EG DU, um die Nachhaltigkeit von Projekten zu sichern, die durch den Besuch initiiert wurden. Ich bin nun also – wenn auch verhalten – optimistisch, dass Marxloh davon profitieren wird.“

„Im Bezirk Hamborn­ passieren richtig gute Dinge, die aber öffentlich kaum Erwähnung finden.“

Und das sei bitter nötig, denn der Stadtteil habe weiterhin mit Problemen zu kämpfen. Zum Beispiel durch die Armutszuwanderer aus Südosteuropa. „17 000 Rumänen und Bulgaren leben in Duisburg, davon zwischen 6 000 und 8 000 in Marxloh.“ Man müsse offen sagen dürfen, dass Lärm und Vermüllung dadurch dras­tisch zugenommen hätten. „Auch wenn Sören Link von der Politik für sein Zitat: ‚Ich hätte gerne das Doppelte an Syrern, wenn ich ein paar Osteuropäer dafür abgeben könnte‘ abgewatscht worden ist, muss ich sagen: Er hatte doch Recht!“ Allerdings dürfe man auch hier nicht alle Menschen über einen Kamm scheren. Wer sich benehme und an die Spielregeln halte, werde auch akzeptiert, dafür gebe es eindrucksvolle Integrationsbeispiele in Marxloh.

„Ich frage mich: Was kommt, wenn das Factory-Outlet-Center nicht kommt?“

Bleibt die ewige Frage: Wird das Factory-Outlet-Center (FOC) gebaut oder ist es bereits Geschichte? Heider winkt ab: „Ich glaube nicht mehr daran. Ich frage mich vielmehr: Was kommt, wenn das FOC nicht kommt? Und was wird dann aus der Zinkhüttensiedlung? Ich verstehe die Anwohner gut, die ihr Quartier nach 50 Jahren nicht verlassen wollen.“

Dafür könne man in anderen Bereichen mit Gewissheit zuversichtlich in die Zukunft blicken: „Endlich wurde die Umgehungsstraße – die Südwest-Tangente – von der Steag in Walsum bis zum Willy-Brand-Ring mit Anbindung an die A 59 geplant. Thyssenkrupp Steel habe hier bereits Unterstützung zugesichert. „Das entlastet die Stadtteile in puncto Lkw-Verkehr und verringert den Feinstaubanteil.“ Darüberhinaus sei der Bezirk Hamborn mit den beiden Krankenanstalten Helios und Fahrner Klinikum im Gesundheitswesen bestens aufgestellt. Beide hätten sich in der jüngsten Vergangenheit durch wichtige Investitionen und Innovationen ausgezeichnet positioniert.

Sind noch Wünsche offen? Uwe Heider nickt. „Ich möchte das bürgerschaftliche Engagement in der Flüchtlingshilfe besser bündeln, weil zwar mit großem Eifer, aber leider immer noch zuviel aneinander vorbei gearbeitet wird. Daher möchte ich eine Koordinationsstelle im Bezirksamt anregen, die die vielfältigen Arbeiten besser strukturiert.“ Dabei könne man sich einiges von den erfolgreich arbeitenden Nachbarn in Walsum abschauen. Zum Schluss ein persönliches Anliegen: „Ich wünsche mir einen Sponsor für eine Aussichtsplattform auf dem Alsumer Berg, von der aus man nicht nur die Grubenlampe in Kamp-Lintfort und das Tetraeder in Bottrop sehen kann, sondern vor allem, wie grün Hamborn ist.“

Fotos: Hannes Kirchner

Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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