"Rheinhauser Aufruf für ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Wohnen und Arbeiten"

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Die Bauverein Rheinhausen eG und die Gemeinnütziger Spar- und Bauverein Friemersheim eG, vertreten durch die beiden Vorstandsmitglieder Volker Seemann und Dietmar Vornweg, nehmen in Form eines öffentlichen Aufrufes Stellung zur aktuellen Diskussion um die Ansiedlung standortunverträglicher Unternehmen im Stadtbezirk Rheinhausen.

Der Inhalt des Aufrufes lautet wie folgt:

"Rheinhauser Aufruf für ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Wohnen und Arbeiten"

Seit 1919 bewirtschaften die beiden Wohnungsgenossenschaften Bauverein Rheinhausen eG und Gemeinnütziger Spar- und Bauverein Friemersheim eG umfangreiche Wohnungsbestände in den westlichen Stadtteilen Duisburgs. Das genossenschaftliche Geschäftsmodell basiert auf den Grundsätzen der Nachhaltigkeit, Verlässlichkeit und Mitgliedernähe. Mit diesen Werten wurden in den mittlerweile fast 100 Jahren genossenschaftlichen Handelns in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Industrie, Handel und Kommune vielfältige Wohnungsangebote für Rheinhauser Bürger geschaffen. Dabei wurden gemeinsam Krisen überwunden und Chancen genutzt.

Der damalige „Generationenvertrag“ zwischen der Verträglichkeit von unmittelbarer Nähe zur Arbeitsstätte und Wohnung wurde letztendlich durch die Schließung des Rheinhauser Stahlwerkes und des Entzuges Krupp`scher sozialer Verantwortung für den Standort stillschweigend beendet. In der Nachfolge der ehemaligen Stahlbarone zogen multinationale Logistikunternehmen auf dem ehemaligen Kruppgelände ein. Die damals nicht vorhandene infrastrukturelle Erschließung des heutigen Logport-Geländes führte zu ersten Verwerfungen des historischen Gleichgewichtes zwischen Wohnen und Arbeiten. Die logistische Frage „Wie komme ich zu Logport I?“ wurde durch die Kraft des Stärkeren in archaischer Art und Weise auf den Straßen gelöst – wer legt sich schon gerne mit einem 40-Tonner an?

Die heutige Situation zeigt sich zwar nicht zuletzt durch den tatkräftigen Einsatz beider Genossenschaften in Teilen verbessert - zu nennen sind hier die ausgeschilderten LKW-Fahrverbote in Hochemmerich und Friemersheim; der tatsächliche Druck auf die Wohnstandorte durch zunehmenden Schwerlastverkehr, Transporte per Bahn, Schiff und Flugzeug nimmt aber seit Jahren beständig zu. Gleichzeitig nimmt die Bereitschaft in dramatischer Art und Weise ab, industrielle Standortentscheidungen frühzeitig und transparent mit der betroffene Öffentlichkeit und Bürgerschaft zu erörtern und gemeinsame Kompromisse zu suchen. Stattdessen wird versucht, durch frühzeitige Genehmigungsverfahren unter Umgehung bürgernaher Interessen Fakten zu schaffen. Objektive Argumente zur Verhinderung solcher standortschädlicher Ansiedlungen werden entweder nicht zur Kenntnis genommen oder durch die Einschaltung von auf Interessen- und Meinungsbeeinflussung spezialisierter Beratungsunternehmen versucht zu entwerten. Bestes Beispiel ist die Einschaltung einer Dortmunder Agentur durch die Alfred Talke GmbH & Co. KG, die aktiv auf die Meinungsbildung zur Errichtung eines Gefahrstofflagers auf Logport I einwirken soll.

Mit großer Sorge müssen wir feststellen, dass es anscheinend immer weniger Interesse von Seiten der Industrie gibt, gemeinsam mit den am Standort vorhandenen Unternehmen einen Konsens zwischen Wohnen und Arbeiten zu finden. Die Kommune scheint unter der Verlockung der Schaffung von Arbeitsplätzen auch nicht gewillt, den einseitigen Industrieinteressen Einhalt zu gebieten. Dabei wird vielfach übersehen, in welcher nachhaltigen Art und Weise die beiden Wohnungsgenossenschaften den Standort Rheinhausen durch nachhaltiges Handeln im Investitionsbereich stärken.

Unsere Unterstützung für die unterschiedlichen Bürgerinitiativen werden wir auch zukünftig nach internen Abwägungen beibehalten. Wir würden uns gleichwohl freuen, wenn es gelänge, in Zukunft den gesellschaftlichen Ausgleich gemeinschaftlich wieder herzustellen.

Duisburg, den 30.10.2014

Autor:

Helmut Achterath aus Duisburg

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