FOC: Requiem für ein totes Pferd

Die Mitglieder der Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz kämpfen seit vier Jahren um den Erhalt ihrer Wohnungen.
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An den Bau des Factory Outlet Centers in Marxloh glaubt anscheinend selbst im Rathaus kaum noch jemand. Bei der letzten Sitzung im Jahr am vergangenen Montag äußerten SPD und CDU in einem gemeinsamen Antrag, der Stillstand sei nicht akzeptabel. Derweil feiern die Anwohner der Siedlung Zinkhüttenplatz bereits die Rettung ihrer Häuser – mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Montag um 14 Uhr vor dem Rathaus: Die vorwiegend schwarz gekleideten rund 30 Mitglieder der Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz folgen einem Sarg, der schließlich auf den Stufen des Rathauses abgesetzt wird. „FOC – Ruhe sanft“ steht darauf geschrieben. Aus einem Lautsprecher scheppert ein Requiem. Genau ein Jahr ist es her, dass die Aktivisten, die für den Erhalt ihrer Wohnungen und gegen die Realisierung des Factory Outlet Centers kämpfen, das erste Mal vor einer Ratssitzung für die „Beerdigung“ des FOCs demonstrierten. Seither ließen sie keinen Sitzungstag aus, um lautstark auf ihre Belange aufmerksam zu machen. „Wir nennen diesen Tag schon unseren Murmeltiertag. Wir grüßen zwar nicht täglich, aber regelmäßig. Und so wird es auch bleiben, bis die Stadt sich endgültig von diesem Projekt trennt“, sagt Helmut Mattern, Sprecher der BI.

Seither stagniert das Projekt nach wie vor. Ein in der vergangenen Woche von CDU-Ratsherr Enzweiler vorgestelltes Konzept im Rahmen des noch ausstehenden Störfallgutachtens stieß auf ungläubiges Staunen. Die vorgestellten Folien seien – wenn überhaupt – bei einem geschlossenen Center praktikabel. Der Investor Douvil hält jedoch an einem Outlet mit Dorfcharakter fest. Das Verkehrsgutachten steht immer noch aus.

Selbst die SPD, die das Projekt lange unterstützt hatte, distanzierte sich daraufhin öffentlich von dem Vorhaben und verlangte „einen Durchbruch und eine realistische Einschätzung“. Helmut Mattern: „Oberbürgermeister Link äußerte im Oktober vergangenen Jahres in einem Interview, er befürworte ein Outlet an dieser Stelle, wolle aber endlich Tempo sehen und nicht jahrelang über Pläne reden. Da sage ich: Herr Link, diese Worte klingen wie Hohn für den Bürger. Was machen Sie denn bereits seit Jahren? Reden, Fris­ten verlängern und weiter Monopolyspielen auf dem Rücken der Bürger.“ Frühes­tens im Februar, spätestens im Dezember 2016, wenn die Verträge auslaufen, wird eine Entscheidung fallen.

„Jeder Tag, den dieses tote Pferd weitergeritten wird, kostet den Steuerzahler vollkommen überflüssigerweise Geld“, so Mattern. Er ist sicher: Der Ausstieg wird kommen. Übergroße Freude will sich bei ihm dennoch nicht einstellen: „Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auch wenn unsere Häuser vorerst nicht mehr vom Abriss bedroht sind – wir wissen trotzdem nicht, wie es weitergeht, und die Immeo äußert sich nicht, so lange die Verträge noch laufen. Von den vielen alten Menschen, die hier bereits gegen ihren Willen ausgezogen sind, redet keiner.“

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Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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