„Die Leber leidet still“

Tolle Location, trotz der Hitze angenehm temperiert: Im Atrium der Volksbank Rhein-Ruhr im Innenhafen informierten die Mediziner der Helios Kliniken rund um das Thema Leber. | Foto: Frank Preuß
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  • Tolle Location, trotz der Hitze angenehm temperiert: Im Atrium der Volksbank Rhein-Ruhr im Innenhafen informierten die Mediziner der Helios Kliniken rund um das Thema Leber.
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Beim sechsten Wochen-Anzeiger-Gesundheitsdialog in Kooperation mit den Helios Kliniken Duisburg stand diesmal die Leber im Vordergrund. Ein Thema, das trotz des heißen Sommertages zahlreiche Interessierte in das beeindruckende Atrium der Volksbank Rhein-Ruhr im Innenhafen zog.

Zunächst begrüßte deshalb auch Volksbank Rhein-Ruhr-Vorstandssprecher Thomas Diederichs die Gäste und stellte die beiden Helios-Experten für das Thema vor: Priv.-Doz. Dr. Daniel Benten, Chefarzt der Gastroenterologie, Hepatologie und Endoskopie sowie Dr. Norbert Hennes, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasiven Chirurgie an der Helios St. Johannes Klinik. Die beiden Ärzte informierten ausführlich und mit anschaulichen Fallbeispielen über die zahlreichen Erkrankungen der Leber, im Anschluss nahmen sie sich noch viel Zeit, bis alle, teils sehr persönliche, Fragen des Publikums beantwortet waren.
Alle, die nicht dabei sein konnten, können die wichtigsten Fragen und Antworten hier nachlesen.

Welche Ursachen haben Lebererkrankungen?

Entgegen dem in der Bevölkerung verbreiteten Klischee, dass eine geschädigte Leber immer mit übermäßigem Alkoholkonsum zusammenhängt, können die Erkrankungen des Organs noch zahlreiche weitere Ursachen haben und vor allem jeden treffen. Weit verbreitet sind unter anderem die verschiedenen Hepatitis-Viren, die je nach Variante unter anderem über verunreinigte Nahrung oder über sexuelle bzw. Blutkontakte in den Körper gelangen können. Wird eine Hepatitis chronisch, kann daraus eine Zirrhose oder sogar Leberkrebs entstehen. Übergewicht und Diabetes wiederum verursachen die weit verbreitete Fettleber. Auch die dauerhafte Einnahme von Medikamenten kann das Organ schädigen, genauso wie Autoimmunerkrankungen und bestimmte Stoffwechselstörungen. Selten sind Vergiftungen, wie etwa durch den Knollenblätterpilz.

Woran erkennt man eine Lebererkrankung?

Die Zuordnung ist nicht immer einfach, da die Leber meist lange ‚still‘ leidet und keine Schmerzsignale sendet. Oberbauchbeschwerden und Druckgefühl können mögliche Anzeichen für krankhafte Prozesse sein, aber auch allgemeine Symptome wie Müdigkeit, Leistungsminderung, Gelenkschmerzen oder Depressionen geben Hinweise auf eine zugrunde liegende Lebererkrankung. Bei einer Gelbfärbung der Augen oder Haut muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Wichtig ist es, die Leberwerte im Blick zu behalten, denn daran lassen sich Veränderungen oftmals schon vor den eigentlichen Symptomen erkennen. Ab 35 Jahren ist ein regelmäßiger Check – also eine Untersuchung der Leberwerte – beim Hausarzt empfehlenswert.

Was ist, wenn die Leberwerte schwanken?

Hier sollte man unbedingt der Ursache auf den Grund gehen, auch wenn das Risiko für eine Erkrankung bei den verschiedenen „Leberwerten“ (GOT, GPT, Gamma-GT, alkalische Phosphatase (AP) und Bilirubin) unterschiedlich hoch sein kann. Die Kombination dieser Werte gibt oft Anhaltspunkte für eine mögliche Diagnose. Ein erhöhter Gamma-GT-Wert alleine muss nicht zwingend schlimm sein, kann aber auf eine Fettleber hindeuten und sollte gerade in Kombination mit anderen Werten weitere Untersuchungen nach sich ziehen. Das beinhaltet unter anderem eine ausgiebigere Blutuntersuchung, Ultraschall und in unklaren Fällen auch die Entnahme einer Gewebeprobe.

Wie kann ich meine Leber besser schützen?

Einen spezifischen Leberschutz gibt es nicht und viele in Reformhäusern und Apotheken angebotene Präparate haben keinen erwiesenen Nutzen. Aber erst kürzlich haben Forscher herausgefunden, dass moderater Kaffeekonsum, das heißt, drei bis vier Tassen am Tag, das Fortschreiten einer Lebererkrankung wie das der Fettleber zur Leberzirrhose reduzieren kann. Das ist aber natürlich kein Freibrief für alle anderen „Lebersünden“, daher sollte man übermäßigen Alkoholkonsum und allzu fettreiche Ernährung vermeiden. Schon zwei Gläser Wein täglich können die Leber auf Dauer schädigen, insbesondere bei Frauen, bei denen die Leber den Alkohol anders abbaut als bei Männern. Auch bei Übergewicht lagert sich Fett in den Leberzellen ein, sie schwellen an und können nicht mehr richtig arbeiten. Ein gesunder Lebensstil beugt also am besten vor. Bei Diabetikern sollten die Medikamente optimal eingestellt sein, damit der Stoffwechsel nicht leidet. Auch Impfungen gegen bestimmte Hepatitis-Viren (A und B) schützen das Organ, insbesondere bei Risikogruppen.

Wie hängen Gallenblase und Leber zusammen?

Die Leber produziert Gallenflüssigkeit, die in den Darm abgegeben wird und für die Fettverdauung, und Aufnahme von Vitaminen wichtig ist. Die Gallenblase liegt in einer Einbuchtung direkt unterhalb der Leber, ist über einen Gallengang mit ihr verbunden und speichert überschüssige Gallenflüssigkeit. Bei Bedarf, etwa nach einem fettigen Essen, gibt sie die Flüssigkeit portionsweise in den Zwölffingerdarm ab und unterstützt so die Verdauung. Gallensteine können diese verschiedenen Zugänge manchmal blockieren, was äußerst schmerzhaft ist und sofort behandelt werden muss. Zudem gibt es Autoimmunerkrankungen der Gallenwege, die unbehandelt zur Leberzirrhose führen können und daher früh erkannt werden müssen.

Was tun bei Leberzirrhose mit Bauchwasser?

Vor allem Patienten mit einer Leberzirrhose können eine sogenannte Bauchwassersucht (Aszites) entwickeln. Dabei sammelt sich literweise Flüssigkeit in der freien Bauchhöhle und drückt auf die umliegenden Organe, denn die vernarbte Leber behindert den Blutfluss. Unbehandelt kann es zu Entzündungen, Nierenschäden und einer starken Einschränkung der Lebensqualität kommen. Meist wird das Wasser mit Hilfe einer Punktion aus dem Bauch geleitet. Dauerhaft müssen aber andere Therapien greifen, wie etwa das moderne TIPS-Verfahren (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stent-Shunt), das die HELIOS St. Johannes Klinik als eines von wenigen Krankenhäusern anbietet. Hier wird gemeinsam mit der Radiologie ein spezieller Stent in die Leber gelegt, um den Blutstau zu umgehen und Bauchwasser zu verhindern. So werden auch Krampfadern der Speiseröhre behandelt, die bei Leberzirrhose häufig sind und gefährlich bluten können.

Welche Therapieansätze gibt es bei Leberkrebs?

Das hängt sehr stark von der Größe des Tumors und einer möglichen zugrunde liegenden Leberzirrhose ab. Im frühen Stadium können die Tumore noch operiert werden, denn die Leber hat eine beeindruckende Fähigkeit zur Regeneration, entferntes Gewebe wächst schnell nach. Gleiches gilt übrigens bei Lebermetastasen, z.B. von Darmkrebs. Wenn bereits eine fortgeschrittene Leberzirrhose besteht, kommen bei Leberkrebs schonende Katheterverfahren mit lokaler Hitze-, Chemo- oder Strahlentherapie zum Einsatz. Auch Medikamente können das Wachstum des Tumors aufhalten. Wenn man den Leberkrebs früh erkennt, sind die Aussichten also gut.

Muss ich Angst vor einer Lebertransplantation haben?

Unsicherheit und Angst sind verständlicherweise beim Thema Transplantation groß, was wohl auch an den zahlreichen Meldungen zu beeinflussten Vergabeverfahren liegt. Nichtsdestotrotz ist die Möglichkeit der Transplantation eine der größten Errungenschaften der Medizin und rettet vielen Patienten mit Leberversagen, fortgeschrittener Zirrhose oder Leberkrebs das Leben. Ein erfahrener Leberspezialist kann gut abschätzen, welche Patienten für eine Lebertransplantation in Frage kommen und kann in Zusammenarbeit mit einem Transplantationszentrum auch die Vor- und Nachsorge übernehmen. Dabei werden den Betroffenen oft Ängste und Sorgen genommen.

Autor:

Andreas F. Becker aus Duisburg

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