Sei schlauer als der Klauer!

„Genauso wie ein Löwe am Wasserloch auf durstige Beute wartet, lauern die Ganoven gerne an Banken oder Geldautomaten!" Ralf Schäfer von Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Rathaus gab einen aufschluss- und bildreichen Einblick in die Arbeitsweise der Langfinger.
Fotos: Hannes Kirchner
2017
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  • „Genauso wie ein Löwe am Wasserloch auf durstige Beute wartet, lauern die Ganoven gerne an Banken oder Geldautomaten!" Ralf Schäfer von Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Rathaus gab einen aufschluss- und bildreichen Einblick in die Arbeitsweise der Langfinger.
    Fotos: Hannes Kirchner
    2017
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Die Zahl der Taschendiebstähle in Duisburg hat sich deutlich erhöht.
Die Polizei Duisburg informiert: So schützten sie sich unterwegs vor dreisten Trickdieben

Lektion Nr. 1: Ein Taschendieb sieht nicht immer aus wie Räuber Hotzenplotz! Auch niedliche Kinder, gepflegte Frauen oder seriös wirkende Männer können Trickbetrüger sein. Sie sollten sich also nicht unbedingt nur am Äußeren eines Menschen orientieren, sondern eher an seinem Verhalten

In der Begegnungsstätte Neudorf gab es jetzt professionellen Nachhilfeunterricht für Senioren zum Thema: Wie schütze ich mich unterwegs vor Dieben. Kriminalhauptkommissar Ralf Schäfer kennt sie fast alle, die miesen Maschen, mit denen Langfinger vorgehen. Er selbst arbeitet bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Rathaus am Burgplatz und hält aufschlussreiche Vorträge dazu, wie Schlitzohren mit System an ihre Beute kommen

Senioren werden besonders häufig bestohlen

Etwa 30 Senioren konnten jetzt bei seinem Vortrag in der Begegnungsstätte Neudorf lernen, wie sie sich vor Taschendiebstahl schützen können. Sie fühlen sich zunehmend verunsichert, wenn sie unterwegs sind. Schließlich hört man auch in Duisburg häufig von Taschendiebstählen und abgezockten Trickbetrügern.
Die Zahl der Taschendiebstähle hat in unserer Stadt deutlich zugenommen. Wie Sie im WA bereits lesen konnten, wurden 2016 in Duisburg 1.988 Fälle registriert. Ein Jahr zuvor waren es noch 387 weniger. Eine besorgniserregende Entwicklung gegen den Landestrend. Die Dunkelziffer liegt noch weitaus höher, denn viele Diebstähle werden nicht bemerkt oder nicht der Polizei gemeldet.
Beliebte Opfer sind vor allem ältere Menschen und Heranwachsende. Die Diebe lassen sich für ihre Taschenraubzüge einiges einfallen. Sehr häufig arbeiten sie im Team mit Komplizen. In erster Linie geht es ihnen dabei zunächst immer um die Ablenkung des Opfers, um ihm dann Geld, Handy oder gleich die ganze Handtasche abzuluchsen.

Trickdiebe arbeiten meisten im Team: Einer lenkt ab, der andere klaut

Vorsicht ist vor Leuten angebracht, die nach dem Weg fragen, mit Schildern um Spenden betteln oder eine Unterschrift für irgendeinen guten Zweck fordern. Diese nutzen häufig den Stadtplan, die Bettelpappe oder Unterschriftenliste schlichtweg als Sichtschutz. Darunter fingern sie nach ihren Geldscheinen, während Sie gutgläubig nach Kleingeld kramen.
Taschendiebe lieben Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten. Im Gedrängel fischen sie ruckzuck Portemonnaie oder Handy aus der hinteren Hosentasche. Da man im Gedrängel sowieso abgelenkt ist, bemerkt man das meist gar nicht. Und wenn doch, hat der Dieb schon längst die Geldbörse an Komplizen weitergereicht und spielt den Unschuldigen. Die vorderen Hosentaschen sind laut Schäfer auf jeden Fall sicherer. Noch besser sei eine Bauchtasche oder eine verschließbare Innentasche, erklärt er.

Hier klauen Trickdiebe besonders gern:

Besondere Vorsicht sei geboten an Haltestellen, wenn sich die Menschen gegenseitig in öffentliche Verkehrsmittel drängeln, vor Aufzügen und auf Rolltreppen – generell in Kaufhäusern, auf Wochenmärkten oder bei Großveranstaltungen. Kevelaer, zum Beispiel, mit seinen pilgernden Seniorengruppen, sei ein beliebter Tummelplatz für Taschendiebe.
„Genauso wie ein Löwe am Wasserloch auf durstige Beute wartet, lauern die Ganoven gerne an Banken oder Geldautomaten", so Schäfer weiter. Sie spionieren dort ihre Opfer aus und beklauen sie anschließend. Im Bankfoyer oder am Geldautomaten also immer vorsichtig und aufmerksam bleiben. "Fühlen sie sich beobachtet? Was geht hinter ihnen vor? Folgt ihnen jemand? Spricht sie jemand an? Es könnte ein Mensch sein, der an ihr Geld will. Mit größeren Summen sollten sie auch nicht über den Markt schlendern oder Eis essen gehen“, mahnt Ralf Schäfer. „ Verhalten sie sich am besten so, wie ihr eigener Geldtransportfahrer: Nicht anquatschen lassen und auf den direkten Weg nach Hause steuern!"

Lassen sie sich nicht durch vorgetäuschte Freundlichkeit täuschen

Ältere Menschen werden besonders gern ausgeraubt, weil sie meist körperlich nicht mehr so fit sind. Wenn jemand fragt, ob er die Tasche nach Hause tragen soll, hat das nicht immer mit Hilfsbereitschaft zu tun. Gauner plündern unterwegs unbemerkt das Portemonnaie, setzen brav die Tasche vor der Haustüre ab und kassieren dann noch ein paar Euro als Dankeschön. Immer wenn einem Menschen zu sehr auf die Pelle rücken, sollte man sofort achtsam sein und auf seine Wertgegenstände aufpassen.

Tragisch: Immer mehr Kinder klauen wie die Profis

Auch mitten in Supermärkten werden gerne Kunden beklaut - trotz der Überwachungskameras. Ralf Schäfer zeigt bei seinem Vortrag einen Überwachungsfilm aus einem Supermarkt in Duisburg. Hier fragt ein zuckersüßes, gepflegtes Mädchen eine Omi nach Katzenfutter. Während die hilfsbereite Frau freundlich nach dem Futter stöbert, langt ein anderes Mädchen von hinten in ihre Handtasche. Geschickt und abgezockt.

In einem anderen Supermarkt lenkt ein etwa neunjähriger Knirps eine Frau mit Rollator ab, indem er neben ihr Ware auf den Boden fallen lässt. Die Frau versucht die Ware aufzuheben. Der Junge fischt ihr Portemonnaie aus der Rollator-Tasche und verschließt die Tasche wieder ordentlich, bevor er sich aus dem Staub macht. Die Frau wird später an der Kasse vielleicht denken, dass sie das Portemonnaie zuhause vergessen hat. Immer häufiger werden Kinder zu abgezockten Profis ausgebildet.

Man sollte sich also nie von einer niedlichen oder sympathischen Hülle täuschen lassen. Wer in einem Geschäft beklaut wurde, sollte sofort einen Verkäufer bitten, die Kameraaufnahmen zu sichern und die Polizei zu verständigen. Die Überwachungskamera hilft der Polizei häufig, den oder die Täter dingfest zu machen. Wartet man erst ein paar Tage, sind solche Aufnahmen schon überschrieben worden.

Immer wachsam bleiben - Diebe erkennt man nicht am Aussehen

Die Aufnahmen mit Dieben im Kindesalter haben die Senioren bei dem Vortrag in Neudorf natürlich besonders geschockt. „Am schlimmsten finde ich, dass schon Kinder dazu erzogen werden, Leute zu beklauen“, bedauert die 78jährige Margot Wergen. Sie hat sich den Vortrag angehört, weil sie trotz ihres Alters noch am Leben teilhaben möchte und sich allein unterwegs schutzlos fühlt. „Es ist wirklich frustrierend, dass man heute fast niemandem mehr vertrauen kann. Offenbar bin ich einfach zu gutgläubig.“

Anders dagegen ihre Bekannte Therese Bungert (78): "Ich war schon immer sehr misstrauisch, weil ich weiß, dass es viele schlechte Menschen gibt. So schnell vertraue ich keinen Fremden.“ Sie will sich auf jeden Fall den Panik-Alarm zulegen, der bei dem Vortrag vorgestellt wurde: Ein kleines Kunststoffgerät, mit dem man ein schrilles und sehr lautes Alarmsignal auslösen kann, um Diebe zu vertreiben und andere Bürger aufmerksam zu machen. Gibt es ab zwölf Euro im Handel.

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Infos
Weitere Informationen für die Präventionen von Einbrüchen und Diebstählen bekommt man bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Rathaus am Burgplatz 19, Tel. 0203/2804254. Dort finden übrigens auch Opfer Hilfe, die durch Kriminelle traumatisiert wurden oder die nach einem Gelddiebstahl nicht wissen, wie sie durch den Monat kommen sollen.

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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