"Die Bahn testet aus was möglich ist"

Und wieder rauscht ein Güterzug am Garten von Winfried Krüger in Elten vorbei. Die Zahl nimmt ständig zu. Foto: Jörg Terbrüggen
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Eigentlich hat Winfried Krüger ja hier ein ruhiges Plätzchen. Eigentlich! Wenn da nur nicht die Bahnlinie wäre. Unser Gespräch wird daher auch jäh unterbrochen. Schon von weitem kündigt sich ein Güterzug an, der Sekunden später in etwa zehn Meter Entfernung am Garten von Winfried Krüger in Elten vorbei donnert. Es sollte nicht der einzige bleiben.

Eine etwa zwei Meter hohe Hecke dämpft den Geräuschpegel etwas ab. Direkt dahinter, vielleicht zwei, drei Meter verläuft die Bahnlinie. Hier rauscht nicht nur der ICE Richtung Holland vorbei, sondern in aller Regelmäßigkeit auch ein Güterzug nach dem nächsten. Und das natürlich in beide Richtungen. „Die Bahn testet im Moment alles aus, was irgendwie möglich ist“, ist sich Winfried Krüger sicher. Und dabei ist ihm schon etwas mulmig zumute.
„Ich will gar nicht wissen, was die da alles transportieren. Aber je mehr auf der Strecke gefahren wird, desto größer ist doch auch das Risiko. Gnade Gott, wenn da einmal etwas passiert.“ Winfried Krüger ist daher auch gespannt, wie die Bahn die Alternative von Johannes ten Brink einschätzt. Sie sieht bekanntermaßen vor, dass der Eltenberg nicht, wie von der Bahn bevorzugt, „angeknabbert“ wird, sondern hinter Hüthum einen kleinen Schwenk macht und erst hinter dem Sportplatz wieder auf das alte Gleisbett zurückkommt.
Für ihn würde das ein paar Meter mehr an Abstand zwischen seinem Haus und der Bahn bedeuten. „Und da ist jeder Meter ein Gewinn“, sagt er deutlich, während gerade der nächste Güterzug an seinem Garten vorbei fährt. Einige Waggons hört man dabei kaum, andere widerum sind sehr laut. „Wir haben hier alles zu bieten“, schmunzelte der 64-Jährige. „Abends ist das besonders schön, wenn man vor dem Fernseher sitzt. Kommt der Güterzug, muss man den Ton lauter machen, damit man den Film verfolgen kann. Hat man dann die Lautstärke erreicht, ist der Zug wieder vorbei.“ Das wiederholt sich in regelmäßigen Abständen.
Am 16. Juli zum Beispiel kamen um 23.14 Uhr zwei Züge, um 23.18 der nächste und um 23.20 Uhr ein weiterer. „Wenn die Häufigkeit zunimmt, nimmt auch die Gefahr zu“, so Krüger.
Als er 1981 das Haus baute, fuhren nur ein paar Züge. Über die Jahre verteilt nahm die Intensität schleichend zu. „Die Bahn testet doch jetzt schon aus, als wenn sie drei Gleise hätte“, ist sich Krüger sicher. Der nächste Güterzug rollte gerade vorbei.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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