Die letzte Fahrt mit dem Motorrad

Bestatter Martin Ney mit seiner Kawasaki Voyager und dem montierten Sarg auf der Lafette. Mit auf dem Foto die Mitarbeiter Hajo Wilkenshof und Antje Bremer. | Foto: Privat
  • Bestatter Martin Ney mit seiner Kawasaki Voyager und dem montierten Sarg auf der Lafette. Mit auf dem Foto die Mitarbeiter Hajo Wilkenshof und Antje Bremer.
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Die Autofahrer rieben sich verdutzt die Augen. Hatten sie doch gerade auf der Autobahn einen fahrenden Sarg überholt. Kein Scherz, der hing hinter einem Motorrad. Schnell das Handy gezückt und ein Foto gemacht, denn das würde ihnen sicherlich niemand im Freundeskreis abkaufen.

Martin Ney ist begeisterter Motorradfahrer und von Beruf seit 25 Jahren Bestatter. Als er vor einem Jahr in Daytona auf der Bike-Week war, stieß er auf ein Zweirad mit einem Sarg als Anhänger. „Ich habe mir das angeschaut und mich mit dem Typen unterhalten. Er war ebenfalls Bestatter, nutzte den Sarg aber dafür, seine Campingsachen durch die Gegend zu fahren“, erzählte Martin Ney. Der Anblick hatte ihn so fasziniert, dass ihn die Geschichte fortan nicht mehr los ließ. „Da ist mir der Gedanke gekommen, so etwas möchte ich auch haben.“
Doch dazu benötigte Ney ein Motorrad, an der man eine Anhängerkupplung befestigen konnte, die bis zu 250 Kilogramm zieht. Also kaufte sich der begeisterte Motorradfahrer eine sechs Zylinder Kawasaki Voyager und installierte weltweit die 15 Kupplung daran, die ein solches Gewicht zieht. Von einem Anhänger benutzte er dann die Achse, montierte eine Lafette daran, auf der schließlich der Sarg montiert wird.
„Das Freisein steht bei den Bikern im Vordergrund. Und hier ist selbst bei der letzten Fahrt der Sarg frei“, erklärte Martin Ney seine Intension. Denn Biker-Beerdigungen sind ja nichts Neues, nur die Art der Überführung ist neu. Denn meistens werden die sterblichen Überreste mit einem Seitenwagen transportiert. „Die letzte pietätvolle Fahrt“ wird zum Friedhof oder zum Krematorium durchgeführt. „Unter dem Sarg habe ich zwei Zapfen angebracht, damit wird er auf der Lafette verriegelt. Wir haben das erst einige Male ausprobiert, bis es geklappt hat.“
Ein Hindernis galt es aber noch zu überwinden, denn das Gefährt musste schließlich vom TÜV abgenommen werden. Die sträubten sich erst, weil es doch sehr ungewöhnlich ist. Da letztendlich aber alles funktionierte und das Gespann verkehrstauglich war, wurde es auch zugelassen. Dazu hatte er die Hilfsrahmen verschweißt und die Kupplung an jeder Seite sechs Mal verschraubt. Wer sich also eine solche letzte Fahrt wünscht, kann sich mit dem Bestattungsunternehmen Ney in Verbindung setzen.
„Ich habe übrigens noch ein Motorrad. Daran ist ein Spaten und ein Grabstein befestigt.“

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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