mit der MS AMADEA unterwegs - Odessa - immer noch

Opernhaus Odessa, mittig der Vorhang
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Freitag, 24.10.2014

der Wind nimmt immer weiter zu. Die Temperaturen sinken rapide Richtung 0°.

Eigentlich sollten wir Donnerstag Abend um 23 Uhr auslaufen. Aber wir lagen auch Freitag Morgen noch im Hafen.
Und nicht nur morgens, auch mittags, abends, nachts......
Es stürmte immer heftiger, der Wind blies uns mit elf Meter/Sekunde den eisigen Winter um die Ohren. Kein Schiff durfte den Hafen verlassen, keins durfte rein.

Das Reisebüro an Bord arbeitete mit Hochdruck an neuen, zusätzlichen Angeboten für den zusätzlichen Tag in Odessa. Wir buchten die Besichtigung Opernhaus und Tolstoi-Palast.
Oh, Mann, der goldene Saal abends vorher war schon eine Offenbarung, aber die Oper...
absoluter Wahnsinn! Der Vorhang, die goldenen Balkone, egal, wo man hinsieht -
Die Odessa-Oper gehört zu Recht zu einer der vier schönsten Opernhäuser der Welt. Aber es ist nicht so, dass man sich irgendwie unwohl fühlt in dieser Pracht, dass sie einen erschlägt oder erstickt. Sie gibt nicht an. Sie ist überwältigend, aber nicht klotzig. Sie ist einfach nur schön.
Und, was sehr wichtig ist, sie hat eine hervorragende Akustik. Man kann flüstern, aber die Stimme trägt und verteilt sich. Noch während wir mit unserer Gruppe im Zuschauersaal staunten, trat oben die Sopranistin Désirée Brodka, die als Künstlerin an Bord der MS AMADEA war, an eine Balkonbrüstung und fing an zu singen. Ein Erlebnis!

Interessant war auch, dass im Theater wie auch später im Tolstoi-Palast mehrere Hochzeitspaare ihre Fotosesssion hatten. Normalerweise hätten sie sich vielleicht eher draußen in einem besonderen Umfeld fotografieren lassen, aber bei dem Wetter...

Und – auf der großen Freitreppe wurde eine Probe abgehalten. Nicht, wie wir vermutet hätten, auf der Bühne selber, nein, ganz provisorisch auf der Treppe. Höchst interessant!
Bevor wir zum Tolstoi-Palast weiterfuhren, erzählte uns die Guide noch, wie das in Odessa so mit den Verkehrsmitteln funktioniert. Busse fahren ohne Plan. Sie halten, wo gerade jemand steht oder aussteigen will. Und wenn der Fahrer keine Lust hat oder vielleicht einen dicken Kopf, bleibt er zuhause. Und sein Bus auch. Vielleicht hat er auch gar keinen richtigen Führerschein. Learning by doing ist allgemein üblich. Ein Führerschein wird nicht unbedingt erarbeitet gegen teures Geld, sondern häufig verschenkt. So zum 18. Geburtstag vielleicht, zu Weihnachten, als Dankeschön oder gerne auch als Bestechung. Korruption ist normal. Im Alltag läuft nichts ohne Bestechung. Ehrlich geht anders.

Der Tolstoi-Palast, in dem der Cousin des Schriftstellers gelebt hat, fiel nach der faszinierenden Oper total ab. Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich die Führung höchst lang(weilig)atmig fand. Die ukrainische Dame leierte monoton ihren Sermon herunter, der dann von unserer Guide übersetzt wurde. Daten, Daten, Daten...
Interessant waren für mich eigentlich nur die kleine Galerie mit den Bildern und das auffallende Parkett mit der erstaunlichen Optik. Ein bisschen noch die verschlissenen Möbel. Aber sonst?
Da ist das Cognac-Museum sehr viel interessanter, erzählten unsere neuen Tischbekannten. Sie waren sehr angetan von dem „Shustov Cognac Winery Museum". Die Destillerie berühmter ukrainischer Cognac-Sorten wird seit rund 150 Jahren von der Familie Shustov geführt.
Von der Qualität der Produkte konnten sich die Damen anschließend selber überzeugen. Sie waren überzeugt, erzählten sie lachend. Seit diesem Abend erweiterte sich unser Kreis am Tisch um Hannelore und Marlis. Wir wurden immer mehr. Erst nur wir Vier, die sich seit der Amazonas-Reise kennen, dann führte uns Rodel Isa an den Tisch, eine alleinreisende Dame aus der Schweiz, und jetzt noch die beiden Nordlichter. Passt.
Die Abendshow präsentierte uns noch ein Highlight: das Crazy Concert des pianotainment. Diese zwei jungen Männer aus dem Allgäu gelten derzeit als eine der weltweit besten Klavier-Akrobaten. Sie spielen vierhändig, klassisch, rückwärts, tanzend, einfühlsam, Faxen-machend, virtuos.
Sollten Ihnen diese beiden Künstler jemals über den Weg laufen, gehen Sie ins Konzert!!! Es lohnt sich absolut!

Nachts auf dem Weg in die Kabine wagten wir noch einmal einen Blick auf die Wettervorhersage von der Brücke: die Windstärke bleibt!
Ob wir morgen hier rauskommen? Ob wir Sotschi noch schaffen und Sinop in der Türkei?
Vorgestern haben sie noch im Meer gebadet, hat uns die Guide mittags erzählt, jetzt stemmen sie sich vermummt bis zur Unkenntlichkeit gegen den Sturm und ersten Regen seit dem Frühjahr. Sommer mit 30-40°passé, Herbst ade – Winter.
Muss es denn ausgerechnet jetzt sein, wo wir hier sind?
TRAVEL????

Samstag, 25.10.2014
Natürlich lagen wir immer noch unverändert im Hafen. Aber es gab Hoffnung. Zwar waren die Wellen immer noch acht Meter hoch, aber – der Lotsendienst war wieder aufgenommen worden. Es hieß, ein paar Schiffe können den Hafen verlassen. Wir auch?
Um zehn Uhr wurde der Lotse an Bord genommen. Das Schiff musste in dem engen Hafenbecken bei immer noch heftigem Sturm gedreht werden. Zwei Schlepper würden dann versuchen, uns durch das Nadelöhr am Hafeneingang zu ziehen.....

Nach dem Frühstück eilten wir auf die Kabine, um die Kamera und Canon zu holen. Dieses Spektakel durften wir uns nicht entgehen lassen.
Wir hatten das Außendeck noch nicht erreicht, als die Kapitäns Durchsage durchs Schiff hallte...

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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