mit Travel-Chaos auf der MS AMADEA

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Beginn der Reise

Vor zwei Jahren hatten wir unser Traumschiff gefunden: die MS AMADEA. Und hatten es genossen, darauf über den Atlantik zu schippern, den Amazonas rauf und runter, den Orinoko, die Karibik...
Ach, war das schön.
Schon sehr bald anschließend hatte ich meinen Finanzminister überzeugt, dass er unbedingt noch einmal eine Kreuzfahrt machen wollte. Eine ganz klitzekleine diesmal. Nur zwei Wochen. Ins östliche Mittelmeer und dann durchs Schwarze Meer.
Wir buchten im Januar 2013. Um den Frühbucherrabatt zu bekommen.
Offiziell.
Ich legte mehr Wert darauf, die Reise fest eingewickelt in trockenen Tüchern zu haben.
Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, war, dass unser elender Wicht von Travel-Chaos sich schon wieder eingemischt hatte und wir nur mit Mühe und Not, auf den letzten Drücker, tatsächlich am 16. Oktober unsere Reise antreten konnten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mit der Bahn wollten wir morgens zum Düsseldorfer Flughafen fahren. Ist ja weiter kein Problem. Denn der RE5 startet hier und ist leer, so dass man nicht mitsamt seinen großen Koffern durch den Zug irren muss, um Platz zu finden.
Aber pünktlich zu Urlaubsbeginn streikten die Lokführer. Taxi also.
Ich konnte es zwar noch nicht so richtig glauben, aber der Flieger stieg super pünktlich in die Luft. Vor Erschöpfung fiel mir das Kinn auf die Brust und ich wollte eine kleine Runde dösen. Aber plötzlich gellte ein Schrei durch die Kabine: Steward!
Ein alter Mann war kollabiert. Zum Glück waren zwei Ärzte an Bord und konnten helfen.

Nach 1 ½ Stunden landeten wir bei strahlendem Sonnenschein pünktlich in Nizza. Sogar unsere Koffer landeten in Nizza und nicht in Nowosibirsk, Helsinki oder sonstwo!
Im Hafen lag unsere AMADEA, strahlend weiß mit türkisfarbenem Phoenix-Schornstein im ebenso türkisfarbenen Wasser des Mittelmeers. URLAUB!

Ich konnte es gar nicht abwarten, nach dem Begrüßungssekt im Terminal endlich an Bord zu gehen. Ob unsere Kreuzfahrt-Bekannten Hedwig und Theo schon da waren? Sie hatten zwei Tage Vorprogramm in Nizza gebucht. Aber erst mal einchecken in der Atlantik-Lounge.
Der erste Mann am ersten Tisch mit den Bordausweishüllen und Türöffnungskarten erstarrte sekundenlang bei unserem Anblick, dann sprang er auf, und sein Gesicht zerfloss vor Freude. Er strahlte, streckte mir die Arme entgegen und fiel mir um den Hals: Mommy! Es war Rodel, unser Oberkellner von vor zwei Jahren. Ein schrecklich netter, junger Philippiner. Er bedeckte immer wieder seine Augen, ganz außer Fassung. Aber wir freuten uns genauso.

Unsere Koffer kamen fast gleichzeitig mit uns in der Kabine an und da wir noch reichlich Zeit hatten bis zum Auslaufen, fing ich gleich an, alles auszupacken. Dann nix wie hoch an Deck. Etliche Leute standen schon herum. Kellner mit Tabletts voller Sektgläser wuselten dazwischen. Ich schnappte mir gleich eins und stellte mich an die Reling. Was für ein grandioses Panorama! Seitlich vor uns im alten Hafen dümpelten Jachten sanft auf und ab. Da irgendwo auf der Kaimauer hatten wir damals mit der Familie gesessen und gefrühstückt, als wir mit dem Bus unterwegs waren nach Monaco. (Wo uns der Bus zurückgelassen hatte! Erzählt in meinem Buch „Emmerich in Übersee“ im Kapitel: „einmal Süden und zurück“.)
Ich war einfach nur glücklich. Endlich wieder an Bord. Herrliches Wetter. Eine überwältigende Aussicht. Und – unsere Bekannten! Da kamen sie die Treppe von Deck 10 herunter, ebenfalls mit Sekt in der Hand. Gar nicht so einfach, sich mit Sektgläsern, einer Canon mit Objektiv und einer Videokamera in den Händen stürmisch zu umarmen...

Nizza vom Hafen aus betrachtet, oder aber auch vom Meer aus, ist einfach grandios. So eine wunderschöne Kulisse! Dazu der Sonnenuntergang, langsam, eindrucksvoll, wie nach Drehbuch. Flieger, die durch die tiefrote Flut am Himmel majestätisch zur Landung ansetzten. Es war alles so perfekt schön, dass ich insgeheim sicher war, dass wir Travel Chaos diesmal überlistet hatten und er nicht an Bord war. Eine Freundin hatte mir auch noch eine WhatsApp geschickt, dass sie Travel eingefangen und festgesetzt hätte. Also: keine Sorge und – schönen Urlaub!
Ich schrieb unseren Töchtern, dass wir gut auf dem Schiff angekommen sind und fügte ein Foto vom Papa an der Reling bei.
Damit war mein Guthaben auf. Schrieb mein Smartphone. Ich war entsetzt. Das konnte doch gar nicht sein. Ich hatte doch gerade erst für einen neuen Monat beim Aldi aufgefüllt? Funktioniert das im Ausland nicht? WhatsApps von Deutschland ins Ausland geht doch problemlos. Wieso nicht auch umgekehrt?
Ich war leicht beunruhigt. Aber zur Not konnte ich ja noch auf das freie WLAN vom Schiff zurückgreifen. Ich loggte mich ein und wollte eine WhatsApp verschicken. Aber – non!
WhatsApp kicherte bösartig wie Travel sonst und schrieb: Ätschibätschi, tu ich nicht! Vergiss Amadea!
Jetzt war ich vollends beunruhigt. Das warf meine ganzen Pläne über Bord. Ich hatte doch rundherum versprochen, immer zu schreiben und von überall Fotos zu schicken.
Und nun? TRAVEL!

Um 19 Uhr lichtete die MS AMADEA die Anker Richtung Griechenland. Zum ersten Mal wieder seit zwei Jahren lauschten wir der Auslaufmelodie. Dann aber nix wie runter auf Deck 5 zum Restaurant „Vier Jahreszeiten“, einen Tisch für uns Vier suchen, natürlich im Bereich von Rodel.
Seine Augen strahlten mit seinem Raubtiergebiss um die Wette, als er uns kommen sah.
Wie immer wurden wir fürstlich bedient. Und die Küche...! Vor zwei Jahren war sie schon sehr gut, aber jetzt? Absolut top! Wir waren nur noch glücklich.
Nach einem Absacker-Wein oben auf Deck 9 fielen wir wie tot in unser Bett und vertrauten unserem Kapitän Flohr, dass er uns und die MS AMADEA sicher durchs nächtliche Mittelmeer steuert.

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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