Rosemarie Fendel ist tot

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Gerade eben habe ich es im Radio gehört: Rosemarie Fendel, eine ganz große Schauspielerin, ist einen Monat vor ihrem Geburtstag gestorben. Nächsten Monat wäre sie 86 geworden.

Diese zierliche, kleine Frau mit der unverwechselbaren Stimme konnte alles, was auch nur irgendwie mit Schauspiel zusammenhängt. Schon als Kind war sie fasziniert von der Welt des Theaters, gründete selber eine Theatergruppe, schrieb Stücke, inszenierte und spielte selber.
Sie entwickelte sich zu einem Allround Genie. Allein ihre Sychronisationen! Wenn sie zum Beispiel die junge Liz Taylor sprach, mit hoher, jungmädchenhafter Stimme, war sie nicht mehr zu erkennen. Dann war sie Liz Taylor. Oder Jeanne Moreau, um nur zwei berühmte Schauspielerinnen zu nennen.
Sie spielte Theater, führte Regie und drückte vielen Fernsehsendungen und Filmen ihren ganz eigenen Stempel auf.

Und jetzt ist sie nicht mehr.

Wir werden sie vermissen.

Unser Mitgefühl gilt Suzanne, ihrer Tochter, und ihrer Familie.

Zur Erinnerung an Rosemarie Fendel noch einmal meine Hommage zu ihrem Geburtstag im vorigen Jahr:

Heute vor 85 Jahren wurde Rosemarie Fendel in Koblenz geboren.
Wenn ich könnte, würde ich ihr schrecklich gerne persönlich gratulieren. Aber wo mag sie sein heute? Sie feiert ohne großes Gedöns, heißt es. Also vielleicht zuhause in Frankfurt mit Familie und Hund? Mit Kaffee und Kuchen wie andere Leute auch?
Obwohl, schlank wie die beiden sind, Mutter und Tochter, wahrscheinlich eher ohne Kuchen. Ist ja auch egal. Auf jeden Fall, da bin ich mir ziemlich sicher, mit Zigarettchen zwischen den Lippen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rosemarie und Suzanne inzwischen ihr Lieblingshobby aufgegeben haben.

Ich höre sie noch, damals, 2006, als wir auf dem Heimweg von Auckland nach Frankfurt waren und in Singapur für eine Nacht Zwischenstopp hatten.
Der Bustransfer vom Flughafen zum Hotel verzögerte sich.
Rosemarie Fendel mit Tochter Suzanne von Borsody und Schwiegersohn im Schlepptau zog von hinten durch den Bus wie ein Gladiator auf dem Weg in die Schlacht und dröhnte mit ihrer besten Bühnenstimme: Raucher aller Länder, vereinigt euch!
Mann, wie gerne hätte ich mich dazu gestellt! Aber ich blöde Kuh hatte ja mit dem Rauchen aufgehört. NIcht nur, dass mir das 15 Kilo mehr beschert hatte, jetzt musste ich auch noch auf die Einladung der Fendel verzichten!

Ja, wir haben Rosemarie Fendel und ihre Tochter persönlich kennen gelernt.

Im Frühjahr 2005 hockte ich über einem Katalog mit Kreuzfahrten, der uns wie zufällig ins Haus geflattert war. Ein schnuckliges, kleines Traumschiff namens MS ASTOR rauschte über blaue Meere, ankerte an weißen Stränden, und Eingeborene mit bunten Blumenkränzen auf brauner Hauat paddelten mit Begeisterung Touristen durch grüne Lagunen.
Wie im normalen Leben.

Eine dieser Traumreisen stach mir ins Auge. Sie war nicht besser als all die anderen, die auf den verführerischen Seiten angeboten wurde, aber:
Die Fendel war mit an Bord. Ebenso ihre Tochter Suzanne von Borsody, Hardy Krüger sen und Klaus Bednarz.

Ich war sofort fasziniert von der Vorstellung, zusammen mit diesen Künstlern auf einem Schiff durch die Welt zu schippern und ihnen zuzuhören, wenn sie lesen und/ oder andere Künstler vorstellen würden. Allein die Stimme der Fendel!
Mein Mann näherte sich nur sehr vorsichtig der Versuchung, die uns laut und deutlich aus dem Katalog entgegen plätscherte. Er ist genauso ein Fan von Rosemarie. Ich sah es am Glitzern in seinen Augen, bevor sie sich angesichts des Preises rapide verdunkelten. Aber wir hatten noch massig Zeit zum Sparen.

Rosemarie Fendel weiß bis heute nicht, dass es ihr Name war, der uns zu einer langen, teuren, unvergesslichen Kreuzfahrt verleitet hat.
Wir haben es nämlich nicht geschafft, sie und ihre Tochter anzusprechen, obwohl wir oft genug Gelegenheit gehabt hätten.
Mein Mann hat ihr einmal geholfen, die schwere, feuerfeste Türe zu den Waschräumen aufzudrücken, ich habe im Tenderboot bei glühender Hitze neben ihr gesessen und sie um ihren luftigen Kaftan beneidet. Wir haben ihren Vorträgen zugehört, ihrer unvergleichlichen, nikotingeschwängerten Stimme.

Immer und überall waren sie beisammen, Rosemarie und Suzanne mit ihrem Partner, den sie "mein großer Mann" nannte.

Liebe Rosemarie, Sie werden wahrscheinlich niemals diesen Glückwunsch lesen, aber das macht nichts. Ich gratuliere Ihnen trotzdem ganz herzlich wünsche Ihnen noch so viele aktive und glückliche Jahre, wie Sie selber es möchten.

Zum Abschluss schenke ich Ihnen noch ein paar von den wunderschönen Orchideen, die wir zusammen in Singapur im National Orchid Garden bewundert haben.

Herzlichen Glückwunsch, Rosemarie Fendel!

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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