Bahnübergang Millingen: Ein Dorf wehrt sich gegen die Mausefalle

Zahlreiche Vereinsvertreter berieten, wie man sich gegen die Pläne der Bahn zur Wehr setzen kann. Foto: WachterStorm
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„Gar nichts ist vom Tisch, ganz im Gegenteil. Wir fangen gerade erst an.“ Kämpferisch gab sich am Donnerstagabend im Heimathaus nicht nur der ehemalige Reeser Stadtdirektor Gerd Klinkhammer. Sämtliche Vereinsvertreter wollen in einem gemeinsamen Bestreben dafür kämpfen, dass die von der Bahn geplante Teilung Millingens so nicht durchgeht.

Aufgeschreckt durch die nun öffentlich ausliegenden Pläne der Bahn regt sich in Millingen erheblicher Widerstand. „Millingen hat man immer mit einer Unterführung verbunden. Das war die weit verbreitete Vorstellung, mit der man im Dorf lebte“, bemerkte Diakon Bernhard Hözel, von Beruf Diplom-Ingenieur. Die Pläne der Bahn sehen allerdings etwas ganz anderes vor. Der Bahnübergang Anholter Straße wird verschwinden, für Fußgänger und Radfahrer wird es eine Unterführung geben.“ Und das wird eine relativ dunkle Angelegenheit“, so Hözel weiter. Sechs Meter breit, 2,50 Meter hoch. „Es wird immer ein beklemmendes Gefühl sein, wenn man durch den Tunnel geht.“
Hözel bezeichnete den Tunnel als Mausefalle. Es wird hier kein Tageslicht geben, auch ein Hilfeschrei wird nach außen nicht wahrgenommen. „Jugendliche müssen da morgens um 6 Uhr zur Schule fahren. Das geht doch nicht“, meinte Monika Michelbrink-Roth vom Heimatverein Millingen-Empel. Über eine 70 bis 80 Meter lange Rampe erreichen Radfahrer, aber auch ältere Menschen mit Rollstuhl oder Rollator den Tunnel, der von außen in keinster Weise einsehbar ist. „Wenn man böse wäre könnte man behaupten, das ist eher ein Wartungsgang für die Deutsche Bahn. Ich finde das persönlich nicht zumutbar. Mal abgesehen davon das wir alle wissen, wie der Tunnel nach einem halben Jahr aussieht.“

Lebensader wird durchtrennt

Mit dem Wegfall des Bahnübergangs wird die Lebensader des Dorfes durchtrennt. „Das wird negative Auswirkungen auf das soziale und kulturelle Leben im Ort haben. Alte Traditionen sind künftig nicht mehr möglich.“ Ortsvorsteher Günter Boland sieht noch eine ganz andere Gefahr: „Nachbarschaften gehen verloren, die über Jahrzehnte gewachsen sind.“ Wie alle übrigen befürchtet auch er, dass Millingen langsam ausblutet, da die Neubaugebiete oder der Friedhof östlich der Bahn, Ärzte, Apotheke, Feuerwehr, Grundschule, Kindergarten und Edeka-Markt jedoch auf der westlichen Seite liegen. Umso weniger verstehen alle die geplante Straßentrasse. Diakon Hözel: „Für 3.000 Millinger gibt es ein Mauseloch, für Schnepfen und Kröten gibt es ein Millionenbauwerk.“ Laut Klinkhammer sei noch rein gar nichts beschlossen. „Wenn die Bahn erkennt, dass es hier gravierende Abwägungsfehler gibt, dann muss sie reagieren. Die Stadt Rees sollte jetzt ganz schnell deutlich machen, dass sie klagen wird und die Bevölkerung muss erkennen, dass sie sich wehren kann.“
Bis zum 20. November können die Bürger ihre Einwände schriftlich niederlegen. Am 9. und 10. November bietet man bei Fortuna Millingen auf dem Sportplatz die Möglichkeit an, Einwendungen zu schreiben. Entsprechende Unterlagen werden am selben Tag auch bei der Pfarrgemeinderatswahl im katholischen Pfarrheim ausliegen. Einwendungen erheben kann auch, wer am 17. November nach der Veranstaltung zum Volkstrauertag ins Heimathaus kommt. Auch die Schützenvereine in Millingen und Empel werden aktiv. „Ohne Unterführungen wird es keine Schützenzüge auf der anderen Seite der Bahn mehr geben“, erläutern Josef Meyboom und Manfred Jakobi. Am 9. November kann man auch im Heimathaus Unterstützung bei der Niederschrift erhalten. „Wichtig ist“, so Klinkhammer, „dass jeder Millinger Bürger einen Einwand aufschreibt.“

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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