In 0,00002 Sekunden von Emmerich nach Elten

Der Vorteil eines hohen Funkstandortes, größere Reichweite mit kleiner Sendeleistung.
  • Der Vorteil eines hohen Funkstandortes, größere Reichweite mit kleiner Sendeleistung.
  • hochgeladen von F. Wilhelm Thielen

Kann sich jemand von uns Menschen 0,00002 Sekunden vorstellen?
Nein?, ich auch nicht.

Aber vielleicht hilft es ein wenig weiter wenn ich denn eine bekannte Zeitkonstante in diesen Bericht einbaue: ein Wimpernschlag dauert ungefähr 0,35 Sekunden.

Also, etwa eine drittel Sekunde. Na, das kann sich jeder vorstellen und selbst erleben.

Zwinkert mal mit den Augen, dann bekommt Ihr ein Gefühl für eine drittel Sekunde.

So, und was hat das nun mit der Zeitangabe nach Elten zu tun? Gemach, gemach, ich versuche es ja zu erklären…

Zunächst, in Elten, auf dem Berg, da haben wir Funker, so eine Art von Funk-Umsetzer (Relais) installiert. Dieses Relais nimmt Funkwellen auf und gibt diese weiter.

Warum, werdet Ihr Euch fragen?!

Nun, der Eltener Berg ist die „weit und breit“ höchste Erhebung in unserer Umgebung. Und je höher ein Funkstandort ist, umso besser können sich die Funkwellen ausbreiten.

(Schaut Euch das beigefügte Bild an, es erklärt ziemlich gut das Prinzip...)

Wenn Ihr im Keller Eures Hauses versucht mit dem Mobiltelefon zu telefonieren (das ist nämlich eigentlich auch nur ein Funkgerät), dann kann es passieren, dass Ihr keine Verbindung bekommt. Wenn Ihr aber, zum Beispiel, ein paar Treppen höher geht, dann klappt das mit der Verbindung (fast immer...).

Nun gut, recht einfach beschrieben, aber so kann man es sich besser vorstellen. Aber zurück…

… Also, ein Wimpernschlag dauert ungefähr 0,35 Sekunden und unsere ominöse Zahl von 0,00002 Sekunden passt da so ungefähr 17500-mal hinein.

Was? Wie denn jetzt, was passt wo hinein?

Es geht um die Lichtgeschwindigkeit.

Ach ja, ich sollte erwähnen, wir Funker „lieben“ diese Lichtgeschwindigkeit, denn unsere Funkgeräte, die Funkwellen über Funkantennen in die Welt schicken, die „reisen“ ebenfalls mit Lichtgeschwindigkeit. Ich lass jetzt mal die ganzen „wenns und abers“ weg, denn das Licht und die Funkwellen sind nun mal elektromagnetische Wellen und rasen mit der irrsinnigen Geschwindigkeit von ungefähr 300.000 km pro Sekunde(!) durch die „Gegend“.

(Was sind elektromagnetische Wellen? Vereinfacht ausgedrückt, das sind elektrische und magnetische Felder, die sich einfach innig mögen und „nur zusammen“ agieren können. Sehen können wir sogar einen Teil(!) dieser „Felder“, wenn wir unsere Augen aufmachen. Unsere Augen sind auch eine Art von „Antenne“ aber eben „nur“ für Licht und Licht breitet sich genauso wie Funkwellen mit Lichtgeschwindigkeit aus und gehört zu den elektromagnetischen Wellen). Und Funkwellen, die wir ohne technische Unterstützung nicht sehen, auch nicht schmecken und ohne weiteres fühlen können, gehören ebenfalls zu dieser ominösen Strahlung. Alle haben eine gemeinsame Basis, sie breiten sich mit besagten, nahezu 300.000km pro Sekunde aus…

Zurück zum Wimpernschlag. Wenn wir einmal mit den Augen klimpern, dann könnten die Funkwellen in dieser klitzekleinen Zeit die Strecke von Emmerich (sagen wir mal vom Geistmarkt) bis zum Berg in Elten, 17500-mal zurück legen. Das kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht so richtig vorstellen.

Drückt ein Funker in Emmerich auf dem Geistmarkt die Sendetaste, dann empfängt ein gedachter anderer Funker auf dem Eltener Berg in 0,00002 Sekunden das Signal. Ist das nicht faszinierend? Aber, es wird noch spannender, verwirrender, wartet es ab.

Und jetzt schnallt Euch an, wir fliegen gedanklich zum Mond. Der Mond ist gut 384.400km von uns entfernt. Und wir wissen auch, 1969, da betraten Menschen diesen Himmelskörper. Dafür brauchten die Astronauten round about drei Tage. Das Licht oder auch die Funkwellen können darüber nur schmunzeln, denn die brauchen dafür nur gut 1,3 Sekunden. Unser Funker auf dem Geistmarkt in Emmerich „spricht“ mit seinem Kollegen auf dem Mond und sendet wieder sein „Hallo“.

Und dieses „Hallo“ ist in nur 1,3 Sekunden auf dem Mond angekommen. Würden wir eine direkte „Autobahn“ zum Mond bauen können und unser Auto wäre mit durchgängig 200km/h unterwegs (24 Stunden am Tag, ohne Pause, immer genügend Sprit im Tank), dann wäre unser Fahrer ungefähr in 80(!!) Erdentagen auf dem Mond angekommen, also gut 2 ¾ Monate später. Jetzt kann man sich in etwa die Schnelligkeit der Funkwellen vorstellen. 1,3 Sekunden zu 2 ¾ Monaten.

Lichtwellen bzw. Funkwellen sind einfach nur phantastisch, unbegreiflich schnell und das macht sie so faszinierend. Könnt Ihr mir noch folgen?

Eigentlich wollte ich Euch noch mit auf eine gedankliche Reise zum Mars nehmen. Jener ist durchschnittlich(!) 230 Mio. Kilometer entfernt. (Die Funkwellen wären jetzt, wir rechnen großzügig, 800 Sekunden oder ca. 13 Minuten unterwegs.) Unser Auto bräuchte für diese Strecke runde 190 Erdenjahre, nur hin, versteht sich.

Ihr seht, wir Funker lieben nicht nur die Funkwellen sondern reisen damit auch in ferne Gefilde. Habt Ihr jetzt noch mehr Lust und Laune auf gedankliche und funktechnische Reisen? Na gut. An jedem ersten und dritten Freitag im Monat (ab 19:00 Uhr) treffen wir uns auf dem Gelände des TuS08 Emmerich-Hüthum e.V., an der Hansastr. Direkt gegenüber vom Gymnasium. Und das ist ja „weiß Gott“ keine Entfernung. Nein, ich rechne jetzt nicht mehr aus, wie lange das zu uns dauert. Aber Eure Fragen rund um das Thema Funk, Amateurfunk und elektromagnetische Wellen, die beantworten wir Euch sehr gerne. Schaut auch mal ins Internet unter www.L04.org (Lima Null Vier) oder unter www.darc.de. Unser Dachverband, der Deutsche Amateur Radio Club e.V. mit Sitz in Baunatal, ist die größte Vereinigung der lizenzierten Funker in Deutschland.
Wir freuen uns auf Euch!!!!

Mit lichtschnellen Grüßen zu Euch und zu Ihnen
DARC e.V.

Deutscher Amateur-Radio-Club e.V.

Ortsverband L04, Emmerich am Rhein

F. Wilhelm Thielen, DC1WTH

Pressesprecher der Emmericher Amateurfunker

Autor:

F. Wilhelm Thielen aus Emmerich am Rhein

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