Ennepetal- Ein kritischer Streifzug auf der Suche nach dem Sinn

Haus Ennepetal- schlecht genutztes Potential
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„Ennepetal ist schön.“ Diesen Ausspruch hört man ja des Öfteren. Gemeint ist hierbei allerdings nicht die Stadt selbst, sondern die Gegend. Das Tal der Ennepe und die es umgebenden Hügelketten, die Wälder, das Hülsenbecker Tal, der Dorfkern Rüggeberg- um nur einige zu nennen. Immer wieder habe ich versucht, diese hervorzuheben (siehe Hier).
Die „Stadt“ Ennepetal hingegen hat nicht besonders viel zu bieten. Und es wird schlimmer.
Nach wie vor ist Ennepetal eine lose Ansammlung von Dörfern, wobei jedes sein eigenes Süppchen kocht und mit den anderen so wenig wie möglich zu tun haben will. Als Stadt sind wir immer noch nicht zusammen gewachsen. Daraus resultierend fehlt der Stadt Ennepetal ein so genanntes Zentrum, ein Stadtkern, welcher den zentralen Mittelpunkt einer jeden Stadt bildet. Ein Zentrum, in dem sich Einzelhandel, Gastronomie und Kultur einer Stadt konzentrieren und sich das Leben in einer Stadt widerspiegelt.

Es gab da mal nen Plan

Pläne für die Errichtung eines solchen Zentrums hat es in den 70er Jahren (zur Zeit des Baus des Haus Ennepetal) wohl gegeben. Dieses hätte sich dann von Milspe über Altenvoerde durch das Loher Tal bis Voerde gezogen. Jedoch wurden diese Pläne von den in Altenvoerde und dem Loher Tal ansässigen Industriebetrieben gekippt, da diese ihren Standort nicht verlegen wollten. Soweit mein Wissensstand.

Problemfall Milspe

Sei’s drum, könnte man meinen, schaffen wir uns ein neues Zentrum. Anbieten würde sich logischerweise Milspe. Eh schon zentral gelegen und „neuerdings“ mit einer Fußgängerzone belegt, wäre dies die ideale Location, um das versäumte nachzuholen. Ein schöner Gedanke. Die Realität belehrt uns allerdings eines Besseren, denn Milspe mit seiner schlecht durchdachten Fuzo stirbt ganz langsam vor sich hin. Immer mehr Geschäfte schließen, viele Ladenlokale stehen leer, das ehemalige Kaufring-Gebäude wurde filetiert und ein halb besetztes Heilenbecke Center zieht auch noch die letzten Kunden ab. Milspe verkümmert seit geraumer Zeit zu einem Zentrum der Friseure, Bäcker, Apotheken und Blumenläden. Eine ausgewogene Auswahl für den Konsumenten sucht man schon lange vergeblich und auch die Gastronomie lässt sehr zu wünschen übrig. Shoppen gehen kann man hier getrost vergessen. Discounter liegen allesamt am Rande und außer im Center bei Takko oder Deichmann hat man keine richtige Auswahl, was Schuhe oder Bekleidung angeht. Schuhmoden Geller schränkt den Verkauf bereits ein und Püttis Modetreff kann auch nur durch Stammkunden bestehen. Elektrogeräte, Computer oder CDs/ DVDs? Fehlanzeige. Als scheinbare Lösung kommt Berlet- aber wieder mal am Rande. Durch den Weggang des Rewe gibt es nun in Milspe 3 Fitnessstudios und das Askania im OG der Passage am Markt (welch hochtrabender Name!) macht die Auswahl nicht unbedingt spannender. Kurz gesagt, ein Zentrum des öffentlichen Lebens stelle ich mir wahrlich anders vor. Die Stadt scheint dies nicht sonderlich zu kümmern, das City Management hat versagt und auch die Verpächter der leerstehenden Ladenlokale scheinen als Auswahlkriterum lediglich „zahlender Pächter“ zu haben.

Originalität und Vielfalt

Dabei lebt eine Stadt von Vielfalt und Originalität.
Doch davon keine Spur. Das wenige Originelle, was diese Stadt noch hat, vergammelt in privater Hand (Bügeleisenhaus, Stadtbauamt Villa) oder dümpelt unter der Schirmherrschaft eines Fördervereins (Bahnhof) vor sich hin. Oh ja, wir haben da doch die Kluterthöhle! Aber reicht das? Immer wieder als Alleinstellungsmerkmal hervorgehoben soll sie touristisch das Ruder herum reißen. Dann wäre da noch die Gegend. Nett zwar, aber auch dort gibt es Mängel, denn die Pflege und Instandhaltung der Wanderwege lässt doch sehr zu wünschen übrig. Ein Loch im Boden und ein paar hübsche Flecken Natur machen eben den Kohl nicht fett. Denn Besucher dieser Stadt sehen ebenfalls genauer hin. Auch ihnen dürfte nicht entgehen, wie sich der Müll in und an der Heilenbecke entlang des Centers sammelt, Hotels oder Pensionen Mangelware sind, Gastronomie mit der Lupe zu suchen ist, Ladenlokale leerstehen und es nichts wirklich Nennenswertes zu kaufen gibt. Solch ein Stadtbild hinterlässt keinen guten Eindruck bei den Besuchern Ennepetals. Und auch den Bürgern dieser Stadt, die dieses Bild ja täglich vor Augen haben, stößt all dies sauer auf. Die Lebensqualität ist meiner Ansicht nach auf ein Rekordtief gesunken und auch die Kinder- und Jugendfreundlichkeit hat stark abgenommen. Ihre Räume wurden abgebaut und ersatzlos gestrichen. Wirklich wohl fühlen kann man sich hier nicht mehr.

Demographischer Wandel

Auch oft und gerne verwendet wird in diesem Zusammenhang das sehr beliebte Schlagwort „demographischer Wandel“.
Der Demografische Wandel beschreibt die Tendenzen der Bevölkerungsentwicklung, und zwar die Veränderungen bezüglich
• der Altersstruktur der Bevölkerung,
• dem quantitativen Verhältnis von Männern und Frauen,
• den Anteilen von Inländern, Ausländern und Eingebürgerten an der Bevölkerung,
• der Geburten- und Sterbefallentwicklung,
• den Zuzügen und Fortzügen.
(Quelle: Wikipedia)

Doch was verursacht den demographischen Wandel hier in Ennepetal? Meiner Meinung nach ein einziger großer Aspekt: Diese Stadt hat den Menschen nichts mehr oder nur noch wenig zu bieten! Man muss kein Wissenschaftler sein um das zu erkennen. Und woran liegt das? Entweder kann oder will man nichts dafür tun. Dabei sind und waren die Strukturen für ein lebens- und liebenswertes Ennepetal vorhanden, man muss sie nur sehen und zu nutzen wissen.
Aber trösten sie sich, uns bleibt ja noch die Kluterthöhle...

Autor:

Gordon Lappe aus Ennepetal

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