Flüchtlingsdorf kommt an die Levinstraße in Essen-Dellwig

Rund 500 Menschen kamen in der St. Michael Kirche in Dellwig zusammen, um sich über das geplante Flüchtlingsdorf informieren zu lassen. Über die Informationspolitik, die zuerst über die Presse läuft, war mancher Anwohner sauer. Fotos: Markus Decker
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  • Rund 500 Menschen kamen in der St. Michael Kirche in Dellwig zusammen, um sich über das geplante Flüchtlingsdorf informieren zu lassen. Über die Informationspolitik, die zuerst über die Presse läuft, war mancher Anwohner sauer. Fotos: Markus Decker
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„Die Flüchtlingsunterkunft an der Levinstraße wird hoffentlich die letzte sein, die in dieser Form eingerichtet wird“, wagt Ordnungsdezernent Christian Kromberg eine Prognose. Dass sie errichtet wird, daran ließen er und Sozialdezernent Peter Renzel vor versammelter St. Michael Kirche jedoch keinen Zweifel.

Ende März 2016 soll das zehnte Essener Zeltdorf in Betrieb gehen. Maximal 400 Menschen sollen in Essen-Dellwig auf rund 6.500 Quadratmetern Fläche unterkommen. Und das für sechs bis zwölf Monate, für diesen Zeitraum jedenfalls ist das Dorf angemietet.

„Es handelt sich um eine absolute Notunterkunft, die wir baldmöglichst abbauen möchten“, betonte Renzel auch in Hinblick auf die Ratssitzung am heutigen Mittwoch. Nicht nur, weil das Provisorium den Bewohnern nur ein absolutes Minimum an Privatsphäre und Lebensqualität biete, sondern auch aufgrund der hohen Kosten. „Für die zehn Dörfer werden über ein Jahr 96 Millionen Euro fällig, das ist fast doppelt so teuer wie befestigte Unterkünfte“, gestand der Stadtvertreter auf Anfrage.
„Das ist keine terminierte Sache, sondern wird uns garantiert die nächsten drei bis fünf Jahre begleiten“, ist sich ein Anwohner der benachbarten Ewald-Dutschke-Straße sicher. Die Mehrheit der rund 500 Interessenten, die sich zur Bürgerinformationsveranstaltung im Kirchengebäude versammelt haben, glaubt dem anvisierten Zeitplan nicht.

Sozialkriterien, die laut Renzel aufgrund der Zeitnot tatsächlich nicht berücksichtigt werden konnten, stehen weiterhin auf der Kritikliste. „Wir sind schon Brennpunkt“, klagt eine Mutter, Familien machen sich um fehlende Betreuungsplätze in der Umgebung Sorgen. Manche Bedenken kann der Dezernent zumindest versprechen zu prüfen. „Ich werde später die Straße entlang fahren“, sagt er zu, die angeblich mangelnde Beleuchtung selbst in Augenschein zu nehmen. Damit niemand Angst haben müsse, sich dort im Dunkeln zu bewegen. Für allgemeine Sicherheit sorge auch die 24/7-Betreuung der Bewohner. Darüber hinaus habe man aus den sieben bereits laufenden Dörfern „gute Erfahrungen“ gesammelt.

Die Wiese wird wiederhergestellt

„Die Wiese wird beschottert und asphaltiert“, beschrieb Renzel die zu treffenden Maßnahmen für die Errichtung des Dorfes. Damit fällt eine Naherholungszone, ein Spielort für Kinder und Tiere vorübergehend weg. „Ob da irgendwann eine Hundewiese war, ist mir ehrlich gesagt vollkommen egal“, wurde Renzel dann auch mal laut, Menschen gingen da schließlich vor. Und er versprach: „Nach Abbau des Dorfes wird die Wiese selbstverständlich wieder von uns hergestellt.“ Für dieses Versprechen erntete er allgemeines Gelächter aus ungläubigen Gesichtern. Alternativvorschläge für Unterkunftsflächen waren Renzel durchaus willkommen. Da wurden unter anderem Flächen am Schloßpark Borbeck oder Bahnhof Dellwig-Ost genannt. Solche Vorschläge nahm er zur Prüfung mit in den Krisenstab. Aktuell sei die Entscheidung aber gefallen. „Es gibt keine Alternative und ich glaube nicht, dass sie Angst haben müssen.“ Erste Interessenten für einen Runden Tisch sahen das genauso.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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