Zwei Borbecker gehen auf Trekkingtour im Himalaya bis an die Grenzen der Belastbarkeit

Völlig kaputt, aber unendlich glücklich, den Aufstieg bis hinauf ins Basislager geschafft zu haben: Thomas Weber und Manfred Burkowski. Fotos: privat
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  • Völlig kaputt, aber unendlich glücklich, den Aufstieg bis hinauf ins Basislager geschafft zu haben: Thomas Weber und Manfred Burkowski. Fotos: privat
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17 Tage Trekking im Himalaya. Über drei Pässe hinweg bis ins Basislager des Mount Everest. Das Ziel liegt auf knapp 5.300 Metern Höhe. Ein Traum für jeden Bergsteiger. Aber auch einer, der die Bergfans an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit bringt. Schwierige Streckenabschnitte, große Höhenunterschiede, Temperaturschwankungen von minus 15 bis plus 20 Grad und natürlich der geringe Sauerstoffgehalt der Luft machen den Aufstieg zu einer echten Herausforderung. Einer Herausforderung, die die beiden Borbecker Manfred Burkowski und Thomas Weber in diesem Frühjahr angenommen haben.

Ganz einfach durchzusetzen waren die Tourenpläne der beiden Geschäftsleute nicht. Doch nach der erfolgreichen Besteigung des Kilimandscharo vor vier Jahren ließ sie die Idee von einer Trekkingreise ins asiatische Hochgebirge nicht mehr los. Echte Überzeugungsarbeit war notwendig, um die restlichen Familienmitglieder auf ihre Seite zu kriegen.
Wichtig, denn die mussten in den Betrieben ja schließlich die Stellung halten. Am 16. April ging´s los. Düsseldorf - Kathmandu via Abu Dhabi. Einschließlich Zwischenstopp 18 Stunden. Schon die Anreise war nicht unbedingt erholsam, bot jedoch schon einmal einen echten Vorgeschmack auf das, was auf die Borbecker Trekkingfreunde zukommen sollte. "Gegen 21 Uhr kamen wir todmüde im Hotel an", erinnert sich Thomas Weber. Doch die Nacht in der nepalesischen Hauptstadt war kurz. Bereits um vier Uhr in der Früh mussten die beiden abfahrbereit sein. Mit dem Flieger ging es weiter nach Lukla. Der Tenzing-Hillary Airport war das Ziel. Das allerdings haben die beiden Borbecker zunächst nur getrennt erreicht. Manfred Burkowski war der erste, der die kleine Propeller-Maschine besteigen konnte, Kumpel Thomas folgte zwei Stunden später. Der rege Flugverkehr und die spektakulär angelegte Start- und Landebahn ist den Essenern bis heute in Erinnerung. "Das war schon ein echtes Abenteuer. Der kleine Flughafen liegt auf 2.800 Metern und fertigt alles ab, was ins Himalaya-Gebirge will. Man kann sich vorstellen, was da los ist."
Von Lukla aus starteten die beiden ihre 17-tägige Trekking-Tour. Ab da waren Hotels tabu, statt dessen wurden die Schlafsäcke abends in einer der vielen Lodges ausgerollt. "Das sind ganz einfache Holz- oder Blechhütten, ungeheizt."
Mit einem weiteren Trekking-Touristen aus Bremen, zwei Trägern und zwei Sherpas waren die beiden Borbecker am Mount Everest unterwegs. Am 13. Tag - so das große Ziel - sollte das Basislager erreicht werden. Spätestens um acht geht es Morgen für Morgen los. "Zwischen 14 und 16 Uhr haben wir, je nach Länge der Etappe, dann unser jeweiliges Tagesziel erreicht." Nicht selten sind die beiden auf den kraftraubenden Touren an ihre persönlichen Grenzen gestoßen. "Durch die Höhe bekommt man unglaublich schlecht Luft. Deshalb ist es ganz wichtig, dass man sein eigenes Tempo findet, seinen eigenen Atemrhythmus", erklärt Manfred Burkowski. Alle eineinhalb Stunden verordnet der Sherpa eine Pause. "Doch auch zwischendurch muss man immer wieder anhalten, um zu Atem zu kommen."
Unterwegs, das geben beide zu, haben sie kämpfen müssen. Nicht nur einmal, sondern nahezu auf jeder einzelnen Tagesetappe. Mit ganz unterschiedlichen Schwierigkeiten: Mit steinigem Untergrund, Schneefeldern und Eisglätte, starkem Wind, mit Eseln und Yakherden, die ihnen auf schmalen Pfaden entgegen kommen. Immer an den Berg ran - war die erste Regel, die ihnen der Sherpa für einen solchen Fall mit auf den Weg gegeben hat. "Ansonsten kann es passieren, dass dich die Tiere durch eine unbedachte Bewegung in den Abgrund drängen", malt Burkowski den Worst Case aus.
Die 17 Tage im Hochgebirge sind für die beiden Essener mit unglaublichen Eindrücken verbunden. "Unterwegs bieten sich Ausblicke auf Gipfel und Massive, die sind einfach phänomenal." Doch auch die Anstrengungen haben die beiden nicht vergessen. "Zu jedem Zeitpunkt der Tour musst du voll konzentriert sein." Unterwegs ist jeder auf sich allein gestellt, läuft über lange Strecken für sich. "Du kannst dem anderen auch nicht helfen, wenn er eine Schwächephase durchlebt."
Neben dem Kampf mit sich selbst bleibt aber auch Zeit, um die Schönheiten der Bergmassive zu genießen. "Vor allem in den ersten Tagen, als wir relativ abseits der Hauptrouten gewandert sind." Die Nächte am Berg bringen nicht die gewünschte Regeneration. "Auch das eine Folge der Höhe." Doch die beiden lassen sich nicht abschrecken, nehmen die Herausforderung Himalaya Tag für Tag aufs Neue an.
Dass es sich gelohnt hat, wird spätestens mit Erreichen des Basislagers klar. "Von dort aus hat man einen unglaublichen Blick auf den Gipfel. Der liegt noch einmal knapp 3.500 Meter über dem Lager."
Die Eindrücke, den Stolz auf das Erreichte, kann ihnen niemand mehr nehmen. Die Tage im Himalaya haben die Perspektive verändert. Auch den Blick auf die Vorzüge der Zivilisation. Unvergleichlich der Geschmack des ersten Bieres nach dem Abstieg und das Gefühl einer heißen Dusche. "Denn diesen Luxus gab es unterwegs so gut wie nicht. Zweimal in 17 Tagen, den Rest mussten Feuchttücher erledigen."
Den Traum vom Mount Everest haben sich die Männer erfüllt. Mit Trekking ist Schluss. "Ich hab meiner Frau schon von unterwegs geschrieben, dass sie meinen Schlafsack und den Rest des Equipments verkaufen kann", scherzt Thomas Weber.
Obwohl, kleine Touren in die Alpen, die könnte sich der 48-Jährige durchaus vorstellen. Manfred Burkowski möchte eher umsatteln. "Eine Motorradtour quer durch die USA, das wär' was", spinnt er schon neue Pläne. Warten wir ab, was daraus wird. Vielleicht laufen die Verhandlungen mit den Familien ja diesmal einfacher.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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