Die Polizei - dein Freund und Helfer? Borbeckerin sieht das nach jüngsten Erlebnissen nicht mehr ganz so

Von der Polizei als Freund und Helfer hat Alexandra Becker in der Nacht von Samstag auf Sonntag nicht allzu viel mitbekommen. Doch die Borbeckerin räumt ein: "Das Verhalten des Beamten war ganz sicher ein Einzelfall." | Foto: Polizei Mettmann
  • Von der Polizei als Freund und Helfer hat Alexandra Becker in der Nacht von Samstag auf Sonntag nicht allzu viel mitbekommen. Doch die Borbeckerin räumt ein: "Das Verhalten des Beamten war ganz sicher ein Einzelfall."
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Alexandra Becker ist schnell wieder auf 180, wenn sie über die Ereignisse am Champions-League-Abend spricht. Aufreger sind jedoch nicht das Ergebnis oder die Leistungen der Finalisten. „Es geht um die Art und Weise, wie auf der Borbecker Wache Hilfe verweigert wurde“, ärgert sich die Sportjournalistin.

Dass man auf der Wache an der Schloßstraße in den Nachtstunden keinen Ansprechpartner findet, ist der Borbeckerin bekannt. Über die Erfahrung, die sie dort in der Nacht von Samstag auf Sonntag machen musste, ist sie jedoch immer noch erbost. „Auf dem Heimweg habe ich auf der Bandstraße ein Nummernschild gefunden, das zu keinem der dort abgestellten Autos gehörte. Das Kennzeichen könnte ja im Zuge einer Fahrerflucht oder eines Unfalls abgefallen sein. Ich dachte, bei der Polizei wäre es am besten aufgehoben.“

Wache nicht mehr rund um die Uhr besetzt

Die Borbecker Wache ist ab Mitternacht nicht mehr besetzt. Die Tür war zu. „Allerdings stand dort ein älterer Mann, der mich aufgeregt um Hilfe bat. Auf der Fürstenbergstraße /Ecke Schloßstraße liege eine Person auf der Straße, ein Autofahrer sei vor Ort, der Krankenwagen sei per Notruf verständigt, aber noch nicht vor Ort.“ Der Mann hatte bereits am Eingang geschellt und geklopft, in der Hoffnung, doch noch auf einen diensthabenden Beamten zu stoßen. Vergeblich.
Etwas, das Ulrich Faßbender, Pressesprecher der Polizei, nicht verstehen kann. „Denn auch wenn die Wache geschlossen ist, findet sich ein Ansprechpartner“, so Faßbender. Der Klingelknopf im Eingangsbereich funktioniere ähnlich dem Prinzip der Notrufsäulen. „Es wird ein Telefonkontakt zur Wache in Altenessen aufgebaut.“
„Während ich mit dem älteren Herrn dort gestanden habe, hat sich niemand gemeldet“, widerspricht Alexandra Becker der Aussage.
Nach mehrfachem vergeblichen Schellen und Klopfen bemerkte die 47-Jährige Bewegungen im Inneren des Gebäudes. „Als ich einen Beamten die Wache Richtung Parkplatz verlassen sah, bin ich sofort los“, erinnert sich Becker.

Appell an die Bürgerpflicht

Die Borbeckerin sprach den Mann an, schilderte die Situation und bat um Hilfe. Die bekam sie nach eigenen Angaben nicht. Stattdessen die lapidare Auskunft, es doch bitte über die Notrufnummer der Polizei zu versuchen. „Ich habe seit einer Stunde Feierabend, hat er mir wortwörtlich gesagt“, so Becker. Auch ein Appell an seine Bürgerpflicht fruchtete nicht. Polizeisprecher Faßbender erklärt, der Beamte habe sich durchaus bereit erklärt, mit Alexandra Becker in die Wache zu gehen, um dort den Notruf zu verständigen. „Das stimmt nicht. Auf das Angebot wäre ich doch sofort eingegangen.“ Noch während der Diskussion auf dem Parkplatz hinter der Wache, so Faßbender, sei der alarmierte Krankenwagen vorbei gefahren.
Alexandra Becker bestätigt den zeitlichen Ablauf. „Und ich war froh, dass dem Mann endlich professionell geholfen wurde.“ Mit Eintreffen der Feuerwehr sei der Fall für die Polizei erledigt, so Ulrich Faßbender, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizei Essen, weiter. „Wenn die Feuerwehr vor Ort ist, ist aus unserer Sicht Hilfeleistung gewährleistet.“

Anruf beim Polizeinotruf

Die Art und Weise des Umgangs stößt Alexandra Becker trotzdem bitter auf. „Denn auch mein zweites, deutlich geringeres Problem, das gefundene Nummernschild, sollte ich mit einem Anruf über den Polizeinotruf lösen. Als ob die in der Notrufzentrale nichts anderes zu tun haben.“
Das Kennzeichen ist inzwischen bei der Polizei gelandet. „Ich hab es am Montag persönlich dort abgegeben, während der Öffnungszeiten.“ Alexandra Becker ist sich sicher, dass das Verhalten des Beamten ihr gegenüber ein Einzelfall ist. „Die Arbeitsbelastung ist groß, es war spät und der Mann sah auch wirklich müde aus. Doch das kann keine Entschuldigung sein. Helfen ist Bürgerpflicht, finde ich. Von der Polizei, deinem Freund und Helfer, habe ich an diesem Abend in Borbeck wenig gespürt.“

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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