Meterhohe Brennnesseln verwandeln Schlosspark in Grüne Hölle

Kaum ein Durchkommen. An einigen Stellen ragen die Bennnesseln ziemlich in die Wege hinein. Fotos (4): cHER
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Jeden Tag ist Elisabeth Schwedtmann mit ihrem Hund im Schlosspark Borbeck unterwegs. Und die beiden laufen ihre Runde von montags bis sonntags nicht nur einmal, sondern gleich dreimal. Eine Menge Zeit also, die Frauchen und Cockerspaniel in der Parkanlage verbringen. "Man findet hier alles, was man für einen erholsamen Spaziergang braucht", freut sich die Schönebeckerin über das öffentliche Grün vor ihrer Haustür. Doch in letzter Zeit stößt die 78-Jährige auf immer mehr Dinge, die sie ärgern.

Und die Hundebesitzerin steht mit ihrer Meinung nicht alleine dar. "Ich treffe ja täglich eine Menge Leute auf meinen Runden. Und auch von ihnen sind viele entsetzt über den Pflegezustand von Wegen und Park."
Ist der wirklich so schlimm? Wir haben uns verabredet zu einer gemeinsamen Runde durch die Anlagen. Treffpunkt ist der Festplatz an der Frintroper Straße. "Schon bei der Schutzhütte geht es los", warnt mich die Schönebeckerin vor. "Schon da stehen die Brennnesseln meterhoch."
Ein Bild, das uns begleitet auf unserer Runde durch den Park. Nicht nur in den Außenbereichen, auch in unmittelbarer Nähe des Schlosses. Einige Ruhebänke sind kaum mehr als solche zu erkennen. Wenig einladend, nahezu komplett von den Brennnesselgewächsen überwuchert. Hinsetzen unmöglich. "Denn man möchte auf keinen Fall nähere Bekanntschaft mit den Pflanzen machen", so die Schönebeckerin. Als Gartenliebhaberin weiß sie genau, was einem nach Hautkontakt mit den grünen Nesseln blüht.

"Bäume für Essen" kaum mehr zu sehen

Wir sind auf dem Weg hinunter zum Schloss. Der kleine Bach, der hinter dem historischen Wasserschloss in den Teich mündet, ist nur noch zu hören. Einen Blick auf das Wasser zu werfen ist unmöglich. Auch hier zu viel Grün. Mit dem Wildwuchs haben auch die neugesetzten Bäume zu kämpfen. Die Spenderbäume tragen eine besondere Kennzeichnung. "Baum für Essen" ist auf den Schildern zu lesen. Einige von ihnen sind gar nicht angegangen, nach anderen muss man genau Ausschau halten: Das Grün drumherum ist deutlich schneller gewachsen als die jungen Bäume. Auch ein Teil der Sträucher hat es nicht geschafft. "Das ist doch schade", findet die Schönebeckerin, "schließlich haben sich so viele Borbecker nach Ela für ihren Schlosspark engagiert."
Das sieht auch Susanne Asche, Vorsitzende des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins, so. Der BBVV hatte gemeinsam mit dem Förderverein Schloß Borbeck nach dem Sturmtief zum Schulterschluss in Sachen „Neue Bäume für den Schlosspark“ aufgerufen und holte zahlreiche Bürger mit ins Boot. Über 32.000 Euro an Spendengeldern konnten auf diesem Wege zur Wiederherstellung der „grünen Lunge“ Borbecks akquiriert werden. Das Umweltministerium hat die privaten Bürgerspenden verdoppelt, so dass insgesamt über 70.000 Euro für neue Bäume in dem historischen Park zur Verfügung standen. "Die Investitionen können aber nur nachhaltig sein, wenn man sich regelmäßig auch um die tägliche Pflege kümmert", so Asche.

Grün und Gruga hat Mühe nachzukommen

Die Vorstandsfrau wird nachhaken bei Grün und Gruga. Dort kennt man das Problem. "Die Witterung der letzten Wochen, der ständige Wechsel zwischen Trockenheit, Regen und Wärme hat in der Natur kräftiges Wachstum ausgelöst", berichtet Dr. Martin Gülpen von Grün und Gruga. Das Problem: Es wuchert nicht nur im Schlosspark, sondern überall in der Stadt. Bei Grün und Gruga hat man Mühe, da nachzukommen. "In Borbeck haben wir noch nicht nachgemäht", so Gülpen. "Wir kümmern uns aber drum", verspricht der Grün und Gruga-Mitarbeiter. Und auch in Sachen "Bäume für Essen" kann er Entwarnung geben. "Die Pflanzungen sind über eine Firma gemacht worden mit entsprechendem Gewährleistungsanspruch." Kurz vor Beginn der Pflanzzeit im Herbst 2017 werde noch einmal geschaut, was ist erfolgreich angewachsen, was nicht. "Haben die Bäume und Sträucher keine Chance mehr, muss nachgepflanzt werden. So sieht es der Vertrag vor." Suchbild: Vor lauter Wildwuchs ist der Baum für Essen kaum mehr zu sehen. "Ich kann doch nicht für viel Geld neu pflanzen und dann kümmert sich niemand", so die Kritik vieler Parkbesucher.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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