Stadt Essen stoppt Zeltdorf-Renaturierung wegen Wohnbebauung

Schandfleck Schotterwüste: Das Zeltdorf ist Geschichte. Doch an den Anblick der Mondlandschaft auf dem Gelände an der Levinstraße müssen sich Anwohner gewöhnen Archivfoto: Müller
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An die Mondlandschaft der Flüchtlingsfläche dürfen sich Anwohner der Levinstraße gewöhnen. Versprochen war eine Aufwertung des Geländes im Rahmen der Grünen Hauptstadt 2017, jetzt gibt‘s nicht einmal die fest zugesagte Renaturierung. Die „2-zu-1“-Lösung für den Scheppmannskamp spielt eine entscheidende Rolle.

Im Rahmen der Grünen Hauptstadt 2017 konnte sich jede Bezirksvertretung einen besonderen Ort aussuchen, dessen Aufwertung bei einer Eigenbeteiligung von 25.000 Euro mit der gleichen Summe bezuschusst würde. Die BV IV entschied sich für das Gelände des Zeltdorfs an der Levinstraße. Hier sollte ein Mehrgenerationenspielplatz entstehen.
Schon Anfang des Jahres mussten die Lokalpolitiker eine zeitlich unbestimmte Verschiebung hinnehmen, aber: „Simone Raskob hat uns fest zugesagt, dass sie dafür sorgen wird, dass die Fläche renaturiert wird und wir dort loslegen können“, berichtete Helmut Kehlbreier, Bezirksbürgermeister Bezirk IV, im Februar von einem Gespräch mit der Umweltdezernentin. Diese Geduldsprobe war aber nur der erste Schritt der vollständigen Demontage.

Von höchster Stelle abgesegnet

Am Dienstag informierten nun verschiedene Geschäftsbereiche der Stadt Essen über Harald Filip, Stabsstelle Integration und Flüchtlinge, dass das Vorhaben zu den Akten gelegt wird: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann weder eine Wiederherstellung der Grünfläche Levinstraße noch ein Ausbau unter Einbeziehung der Vorschläge der Bezirksvertretung erfolgen“, heißt es in einem Schreiben an die Bezirksvertretung. Abgesegnet sei das Papier unter anderem von Sozialdezernent Peter Renzel, Umweltdezernentin Simone Raskob und Oberbürgermeister Thomas Kufen. Schon die Erklärung der Verschiebung ist hier ein andere: „Die Fläche konnte leider im Rahmen der Maßnahme zum ,Green Capital Day‘ aufgrund erheblicher fehlender Finanzmittel nicht eingebunden und aufgewertet werden.“ Anfang des Jahres wurde noch kommuniziert, dass sich die Maßnahme nicht rechtzeitig zum Green Capital Day im Mai realisieren ließe.
Der Grund für die Aufgabe der Maßnahme liegt nun in einer anderen umstrittenen Entscheidung von Rat und Verwaltung der Stadt Essen: „Vorbehaltlich der weiteren Planungen und Gremienbeschlüsse kann die Bezirkssportanlage Levinstraße als Kompensationsfläche der wegfallenden Wohneinheiten am Scheppmannskamp dienen“, so Filip. Im Rahmen der „2-zu-1“-Lösung erhalten DJK und RuWa Dellwig in den nächsten Monaten einen neuen Kunstrasenplatz. Wegen eines von vielen Seiten kritisierten Lärmschutzgutachtens wurde die Maßnahme von der Levinstraße an den Scheppmannskamp verlegt.
Nicht erst seit der Flüchtlingskrise sieht sich die Stadt Essen mit einem zunehmenden Bedarf an Wohnungen konfrontiert. Der Interessenkonflikt ist jetzt der zwischen Wohnbebauung und Mehrgenerationenspielplatz. Bis diese Entscheidung aber tatsächlich fällt, muss zunächst die Gesamtplanung stehen, müssen verwaltungsinterne Prozesse durchgespielt werden. Heißt im Klartext: zwei bis drei Jahre.

Ausgetrickst

„So lange würde dann dort eine solche Schotterwüste sein“, erklärt Ulrich Schulte-Wieschen, Fraktionsvorsitzender SPD in der Bezirksvertretung IV, „das kann nicht im Sinne des Erfinders sein. Es wurde etwas völlig anderes versprochen.“ Erstmal müsse die Bezirksvertretung die Situation zwar hinnehmen, Widerstand – auch bei einer geplanten Bebauung – ist aber bereits angekündigt. Zugesagt ist zumindest, dass die ursprünglichen Wünsche in die Planung mitaufgenommen werden.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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