Am Fußball fit für die Fünfte macht "Schule ist auf dem Platz"

Ferien mit dem Lieblingsklub: Zur Stadionführung geht's an die Hafenstraße. Foto: Müller/EC
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Ein Jahr lang miteinander die Ferien verbringen bis zu 30 Kinder aus Bergeborbeck, Bochold und Vogelheim im Rahmen des Projekts „Schule ist auf dem Platz“. Die Aktion des Vereins Essener Chancen und des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen ist nicht nur kostenloses Betreuungsangebot, sondern zusätzlich Vorbereitung für das entscheidende vierte Schuljahr. Im Kampf gegen soziale Ungleichheit markiert das Projekt die Geburtsstunde der Sozialinitiative Rot-Weiss Essens.

„Mit der Aktion wollen wir Kinder aus dem Essener Norden motivieren, für den Endspurt noch einmal richtig Gas zu geben, um so den Sprung auf Gymnasium, Gesamt- oder Realschule zu schaffen“, erklärt Prof. Dr. Michael Welling, 1. Vorsitzender von Rot-Weiss Essen und Essener Chancen. Die Bocholder Bergmühlenschule, die Bergeborbecker Höltingschule und die Vogelheimer Stadthafenschule können einmal im Jahr zehn Kinder mit unterschiedlichen Verhaltensauffälligkeiten für das freiwillige und kostenlose Ferienprogramm vorschlagen.
Jeweils in Sommer-, Herbst- und Osterferien erleben die Schüler eine abwechslungsreiche Mischung aus Lern-, erlebnis-, Kreativ- und Sportangeboten: Es wird gebastelt, in der Sporthalle getobt oder eine eigene Stadionzeitung gestaltet – Interviews mit Trainer und Spielern von Rot-Weiss Essen inklusive! Betreut werden die Kinder dabei von Studenten und Absolventen des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaften der Uni Duisburg-Essen, Schnittstelle zur Vermittlung ist das Jugendamt.

Verantwortung und Förderung

Ursprung sowohl von Schule ist auf dem Platz wie auch der Essener Chancen war das Ergebnis des Bildungsberichts 2011 der Stadt Essen: Während in den südlichen Bezirken 70 Prozent der Kinder ihre Schullaufbahn mit Abitur abschließen, sind es im Essener Norden gerade einmal 20 bis 30. Schwieriges soziales Umfeld und Migrationshintergrund sind unter anderem die Ursache. Als Verein des Nordens sah Rot-Weiss Essen sich hier in der Verantwortung: „Da müssen und wollen wir etwas tun“, bestätigt Essener-Chancen-Vorsitzender Welling. Idee von Schule auf dem Platz war in 2012, viele Inhalte in einer mit Bewegung, Sport und Fußball vermengten Feriennachhilfe zu verpacken.
Standen deshalb besonders Lesen, Schreiben und Mathe auf dem Programm, stellt sich schnell heraus, dass die Förderung früher greifen muss: „Es ist genauso wichtig, soziale Kompetenzen zu vermitteln“, weiß Michael Welling. Groß geschrieben wird beispielsweise der Fairness-Gedanke: Die Kinder lernen Miteinander, höfliche Umgangsformen und finden neue Freunde. Die Bedeutung gesunder Ernährung zeigt ihnen das jeden Morgen gemeinsam zubereitete Frühstück und ein waghalsiger Sprung vom Zehn-Meter-Turm gibt manchmal das entscheidende Quäntchen Selbstbewusstsein.
Zusätzlich stehen verschiedene Ausflüge auf dem Programm: „Damit die Kinder ihre eigene Heimat kennenlernen“, erläutert Oliver Rottmüller, Projektleiter Schule ist auf dem Platz. So geht's unter anderem auf einer Rallye durch den Grugapark, in Zusammenarbeit mit der „EMG – Essen Marketing GmbH“ per GPS durch die Innenstadt oder zum Trampolinpark „Superfly“ nach Duisburg. „Wichtig ist dabei, dass Ziele angesteuert werden, die die Schüler auch selbst erreichen können“, erklärt Rottmüller. „Auch und gerade, wenn man kein oder nur wenig Geld zur Verfügung hat.“

Kleine Dinge, große Wirkung

Für die Kinder sind dies Erlebnisse und Erfahrungen, die sie sonst nicht haben. Da wundert's wenig, dass die Aktion in vier Jahren Laufzeit bereits zahlreiche schöne Geschichten geschrieben hat: Im Rahmen der Betreuung wurden zwei Kinder verschiedener Schulen engste Freunde, verbrachten jede freie Minute miteinander. Erst hinterher stellte sich heraus, dass die Zwei über Jahre Tür an Tür lebten. Rottmüller: „Manchmal sind es ganz kleine Dinge, die große Auswirkungen haben.“

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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