„Mission Klassenerhalt“ Krise bei den Mintarder Jugendkickern: Mädchen top, Jungen Flop?

Mintards Jugendleiter Torsten Eichholz.
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Die Mintarder Jugend galt lange Jahre als vorbildlich, eilte von Erfolg zu Erfolg, die Jahrgänge 1993 und 1994 boten tollen Fußball und holten Titel, wurden bestens in den Seniorenbereich integriert und hatten großen Anteil am Aufstieg in die Bezirksliga. Doch nun bietet sich ein komplett anderes Bild: Die männliche Jugend lahmt!

Bei der DJK Mintard ging es in der Adventszeit hoch her. Es gab interne Querelen, Jugendleiter Marc Röckinghausen trat zurück, Jugendkoordinator Uli Fild und sportlicher Leiter Dirk Kaltenpoth stellten ihre Ämter ebenfalls zur Verfügung.
Zumindest übergangsweise steht nun Torsten Eicholz als kommissarischer Jugendleiter in der Verantwortung. Eichholz ist Coach der B-Juniorinnen, die mit einem Husarenritt den Aufstieg in die Niederrheinliga schafften, dort eine sehr gute Rolle spielen. Auch die jüngeren Mädchenteams der DJK spielen auf hohem Niveau.

Zu neunt angetreten

Da will es nicht ins Bild passen, dass gleich zwei Jungenteams aufgelöst werden und die A-Junioren nur zu neunt antreten müssen!
Im Sommer schien dort alles gut: Trainer Lars Fleischer hatte 14 Spieler im Kader, die Hinserie konnte auch ohne Probleme gespielt werden. In der Winterpause hatten aber zwei Spieler „keine Lust mehr“, drei Spieler verließen den Verein Richtung FSV Kettwig. Gleichzeitig kündigten drei Akteure einen längeren Auslandsaufenthalt an - plötzlich blieben der DJK nur noch sechs A-Jugendliche!
Die B1-Junioren hatten sich zwar bereit erklärt, im Notfall jeweils zwei Spieler abzustellen. Als dann aber mehr in die höhere Jugend wechseln sollten, kam es zum Krach: Trainer Uli Fild und das gesamte Team verließen den Club.
So war der Verein gezwungen, die B2-Junioren aufzulösen und sie fortan als B1 in der Leistungsklasse spielen zu lassen. Die Mintarder Jungjahrgänge kämpfen beherzt, müssen aber noch Lehrgeld zahlen.
Die C2-Junioren hatten schon in der letzten Spielzeit Personalprobleme und gingen mit einem knappen Kader in diese Spielzeit, dann dezimierte sich die Zahl der Spieler weiter, sodass die DJK die Reißleine ziehen musste und das Team abmeldete.
Einen guten Ball spielen die C1-Junioren von Jens Erbslöh und Frank Röder, die als jüngerer Jahrgang in der Leistungsklasse sensationeller Fünfter sind. Dazu Jugendleiter Eichholz: „Unsere 2001er sind ein ganz starker Jahrgang und machen uns viel Freude!“
Bei den D1-Junioren war vor Beginn der Saison schon klar, dass es in der ausgeglichen stark besetzten Leistungsklasse sehr schwer werden würde. Nach einer Niederlagenserie plumpste das Team auch auf den letzten Platz!
Doch mit einer couragierten Energieleistung wurde in Werden 2:1 gewonnen, nun ist wieder „Land in Sicht!“ Torsten Eichholz hat auch hier die Entwicklung verfolgt: „Dieser Jahrgang hatte es schon in der E-Jugend schwer, aber unsere Trainer Marc Röckinghausen und Evangelos Tetos machen das Beste daraus!“

Doch zurück zur A-Jugend. Über viele Jahre das Aushängeschild der DJK Mintard, nun eine Baustelle. Eichholz ist da ehrlich: „Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Es gab Probleme, auch führt die verkürzte Schulform G8 dazu, dass nun schon A-Jugendliche mit der Schule fertig sind, studieren gehen oder ein Auslandsjahr einlegen.
Ich habe bereits dem Fußball-Verband unsere Sorgen – das sieht in Bredeney, Kettwig und Werden nämlich nicht anders aus – übermittelt, aber dort erkennt man das Problem nicht!“
Auch ist Eichholz als „alter Kicker“ perplex, wenn ihm Jugendliche ins Gesicht sagen, sie hätten keine Lust mehr auf Fußball: „Man weiß nicht, was da in den Köpfen vorgeht. Sowas gab es früher nicht!“
Die „Mission Klassenerhalt“ wird ein schweres Unterfangen: die erste Partie wurde abgesagt, dann fuhren neun „letzte Mohikaner“ zum Tabellenführer Kray und verloren mit 0:19 deutlich.

Abstiegssumpf

Nun ging es zum Schlusslicht nach Werden, zwar in voller Stärke, aber mit etlichen B-Jugendlichen und Spielern, denen die Wettkampfpraxis fehlte. So gaben die Mintarder eine 2:0 Pausenführung aus der Hand, mussten mit dem Schlusspfiff das 2:3 schlucken und stecken nun auch drin im Abstiegssumpf.
Der Jugendleiter ist Realist: „Wir versuchen, das Problem zu lösen und irgendwie die Klasse zu halten. Immerhin kehren jetzt Spieler zurück, mit Unterstützung der B-Jugendlichen sollte es klappen!“

Kommentar: Nachwuchssorgen

Gehen dem Ruhrtal die älteren Jugendkicker aus? Bei den Bambini und in der F, da brummt es auf den Plätzen.
Doch die so wichtige A-Jugend, der Übergang zu den Seniorenteams? Da ist die Situation bedrohlich. Auf Jahre hinaus scheinen die Herrenteams fast ohne Zugänge aus dem Nachwuchs auskommen zu müssen, dabei sind die Clubs doch auf ihre Eigengewächse angewiesen.
Der DJK Mintard gehen die Spieler aus, nicht zuletzt wegen G8. So hagelt es ein 0:19 beim Tabellenführer und ein bitteres 2:3 beim Letzten.
Ein paar Meter flussaufwärts hat der FSV Kettwig gar keine A-Jugend zusammen bekommen, noch ein paar Meter weiter in Werden gibt es zwar ein Team, doch ohne die Zugänge aus Kettwig und Aushilfen aus der B-Jugend wäre auch diese Elf nicht überlebensfähig.
Apropos Aushilfen: hier grassiert zurzeit die Unsitte, ständig die jungen Spieler einer Mehrfachbelastung auszusetzen.
In Werden kicken B1-Spieler in der B2 und der A, Kettwig lässt C1-Akteure in der C2 und der B ran, in Mintard müssen C-Kicker in der B und gar B-Jugendliche des jüngeren Jahrgangs in der A aushelfen.
Folgen dieser Überlastung sind Wadenkrämpfe, Schwächeanfälle, gehäufte Verletzungen, Frust, wenn es Niederlagen hagelt.
Dies alles nur, weil die Vereine unbedingt diese Mannschaften „irgendwie“ halten wollen.
Die Verantwortlichen in Mintard, Kettwig und Werden müssen sich fragen lassen, ob sie ihre Schützlinge damit nicht überfordern, vom Aspekt der sportlichen Fairness mal ganz abgesehen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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