Bilder, die das Herz beruhigen und glücklich machen

Fotos: Marjana Križnik
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In ihren Steinen kann man versinken und die Augen des Elefanten verfolgen Einen auf magische Weise. Aber auch noch jede Menge weiterer Details gibt es in den farbenfrohen Bildern der Katernberger Künstlerin Bell’ Boston zu entdecken. Zu einer Entdeckungsreise lädt die Ausstellung mit dem Titel „Kunst kennt keine Grenzen“ in den Räumen des Anko Pflegedienstes, Forschepoetherweg 63, ein. Vom 25. bis zum 29. August sind dort neben Acrylarbeiten auch Bleistiftzeichnungen der Künstlerin zu sehen.

Der Elefant ist eines der Lieblingsmotive von Bell’ Boston. Vielleicht, weil es heißt, dass er Glück bringt. Und von diesem hat Doris Sandner, die sich den Künstlernamen Bell’ Boston zulegte, im Rahmen einer schwerer Krankheit viel erfahren dürfen („Ich bin mehrfach wiederbelebt worden“). Und so bevölkern die Rüsseltiere zahlreiche ihrer Acrylbilder. Wie der Elefant mit dem Blick der Nachschau: Diese tricksige, künstlerische Disziplin bei ihrem „liebsten Stück“ ist ihr besonders gut gelungen, darauf ist die aus Gelsenkirchen stammende Katernbergerin, die seit 1992 in Essen lebt, stolz. Ganz wichtig: Bei ihren Elefanten zeigt der Rüssel stets nach oben. „Nur auf diese Weise bringen sie Glück“, ist die zierliche Frau überzeugt. „Wenn man Elefantenfiguren mit nach unten zeigenden Rüssel sein Eigen nennt, sollte man sich umgehend von ihnen trennen“, sagt die 61-Jährige. Bell’ Boston ist es eine Herzensangelegenheit, dass der Glaube in ihr künstlerischen Schaffen mit einfließt. So wie bei einem Werk, auf dem Steine zu sehen sind, die wie ein Mosaik vor einem schwarzen Untergrund über- und nebeneinander angeordnet sind. Jeder der Steine schillert in unterschiedlichen Farbschattierungen. „In diesen Steinen steckt ein bisschen Reiki“, sagt Boston, die auch ausgebildete Reiki-Meisterin ist. (Reiki: Geistiges Heilen, Anm. d. Redaktion) Sie erklärt: „Das Steinbild soll dem Betrachter helfen, wenn dieser sich unwohl fühlt.“ Der Betroffene solle sich idealerweise auf einen der Steine fokussieren. Boston: „Ein Schwerkranker hat mir mal anvertraut, dass wenn er das Bild anschaut und einen der Steine intensiver betrachtet, es ihm etwas leichter würde“, erzählt sie bewegt. Reiki fließt aber auch bei zahlreichen ihrer anderen Werke mit ein. Aber auch Farben sind wichtig. „Sie sollen das Herz beruhigen und glücklich machen“, sagt Bell’ Boston und fährt fort: „Der Betrachter soll sich beim Anschauen meiner Bilder wohlfühlen. Die Farben sollen dazu beitragen, dass Zufriedenheit und innere Ruhe einkehren können.“

Das Malen wurden ihr in die Wiege gelegt

Das Malen wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt. „Mein Großvater, Hans Klaus, war bildender Künstler. Er malte im Auftrag von Krupp für die Villa Hügel und für die Essener Verkehrsbetriebe, unter anderem Porträts, Kumpel auf der Zeche und Landschaften“, erzählt die Künstlerin. Nachdem sie bereits als Achtjährige anfing zu malen („Rausgehen war eine Strafe für mich. Ich habe lieber am Küchentisch gemalt“), trat sie im Jahre 1977 in die Fußstapfen ihres Großvaters und studierte in Hamburg bildende Kunst. Es folgten zahlreiche Ausstellungen. Schließlich ereilte sie eine schwere Krankheit. „Nach meiner Reanimierung dachte ich, es geht nicht mehr, jetzt ist alles vorbei“, erinnert sich die Mutter von fünf Kindern und fährt fort: „Meine Kinder machten sich große Sorgen, weil ich den Pinsel weggelegt hatte.“ Leise fährt sie fort: „Mein Großvater starb, nachdem er aufgrund einer Rheumaerkrankung aufgehört hatte zu malen.“ Glücklicherweise kam sie mit großartiger Unterstützung schließlich an den Punkt, „wo ich mir sagte: Nicht aufhören, weitermachen“, erinnert sich Bell’ Boston und resümiert: „Malen hat mir geholfen.“ Diese Erfahrung möchte Bell’ Boston nun auch anderen Betroffenen weiter geben, die das Gefühl haben, sie können oder wollen nicht mehr. „Ich möchte ihnen einen kleinen Schubser geben, um vielleicht sogar auch mal den Pinsel in die Hand zu nehmen,“ sagt sie. Malen lenkt sie vom Körperlichen ab, sagt Bell’ Boston. Sie malt übrigens überwiegend nachts – „am besten, wenn Vollmond ist“, verrät sie verschmitzt und fährt fort: „Dann setze ich mich abends um acht Uhr hin und das geht dann so bis morgens fünf, sechs Uhr.“ Den großformatigen, weiblichen Akt, der auf einer riesigen Schlange räkelt, hat sie während einer Nacht gemalt. „Weil ich nicht aufhören konnte“, erinnert sie sich augenzwinkernd.
Neben figurativen und abstrakten Bildern, entstammen einige der Kunstwerke einer „Afrikalinie“. „Die hat man mir im Rahmen einer Ausstellung im Marien-Hospital ganz schnell aus den Händen gerissen“, erinnert sich die Künstlerin. „Wenn Kunstinterssierte eines meiner Bilder kaufen möchten, freue ich mich, muss aber im Nachhinein auch ich ein paar Tränen weinen, denn meine Arbeiten sind auch meine Herzensbilder,“ verrät sie. Eine Arbeit aus ihrer Afrikalinie vermag den Betrachter zu verblüffen, auch die Künstlerin selbst war nach Fertigstellung verblüfft, wie sie betont, denn: Vertikal gedreht zeigt es eine abstrakte Darstellung eines menschlichen Profils und horizontal gedreht einen liegenden Walfisch. „Das ist mir aus Versehen passiert“, bemerkt Bell’ Boston lachend. Man habe sie gefragt, ob sie je in Afrika gewesen sei. „Ich habe alle Motive ich aus dem Kopf entwickelt“, verrät sie.

In der Schau sind außerdem Bleistiftzeichnungen der Künstlerin zu sehen. Selbstverständlich Elefanten, aber auch humorvolle, karrikierende Einblicke in Alltagsszenen, wie die „Wäsche machende“ Hausfrau, die vorn übergebeugt keck ihren Allerwertesten den Himmel reckt, eine strickende Greisin, maritime Motive, ein Vater mit Kind, die Apfelszene mit Adam und Eva und viele andere mehr. Die Katernbergerin schreibt übrigens auch Gedichte und hat bereits Kunst-Aktionen mit Kindern oder zugunsten wohltätiger Zwecke umgesetzt. „Einige meiner Gedichte wurden sogar in einer Publikation der Frankfurter Brentano Gesellschaft veröffentlicht“, sagt sie nicht ohne Stolz. Inzwischen ist auch die fünfte Generation ihrer Familie künstlerisch aktiv. „Meine jüngste Tochter malt Porträts nach Vorlage und mein Sohn macht mehr dieses Moderne mit Spray und so“, freut sie sich. „Meine Bilder sind allesamt Unikate“, betont Bell’ Boston und fährt fort: „Mir ist wichtig, dass die Menschen sich meine Kunst leisten können.“ Wenn es ihr gesundheitlich besser geht, möchte sie im nächsten Jahr wieder Katernberger Kindern Malunterricht geben, deren Familien sich dies sonst nicht leisten könnten.

Info:

Wer bei der Ausstellung die Anzahl der abgebildeten Herzen auf einem der Exponate korrekt bestimmt, gewinnt ein Porträt (nach eigenem Foto) mit den Maßen 70 mal 50 Zentimeter.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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