"Arbeit & Alltag" - Nostalgie im Ruhr Museum

Ausstellungsplakat am Ruhr Museum auf Zeche Zollverein
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Die Sonderausstellung „Arbeit & Alltag. Industriekultur im Ruhr Museum“ zeigt wie die Menschen im Ruhrgebiet von etwa 1800 bis in die jüngste Vergangenheit gelebt und gearbeitet haben. Ausstellungsort ist die 12-Meter-Ebene der ehemaligen Kohlenwäsche.

Dieser außergewöhnliche Ort hat die nötige Fläche, um die teilweise sehr großen und schweren Ausstellungsstücke zu zeigen und bietet mit der wuchtigen Architektur des Industriebaus die absolut passende Atmosphäre. Eine spannende Zeitreise durch eine Vielzahl von Objekten mit großem Erinnerungspotential. Oder wie Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, meinte: “Großes Erinnerungstheater!“

So waren die Lebensbedingungen im Ruhrgebiet

Die Ausstellungsmacher Frank Kerner und Axel Heimsoth hatten die Qual der Wahl. Aus über 100.000 Objekten der industriegeschichtlichen Sammlung, die nur zu einem Bruchteil in der Dauerausstellung des Ruhr Museums gezeigt werden, haben sie schließlich 350 Exponate ausgewählt. Die Auswahl soll einen repräsentativen Querschnitt aus den Beständen zeigen und auch exemplarisch die Lebensbedingungen im Ruhrgebiet widerspiegeln. Erstaunlich, dass nur ein Objekt aus der Dauerausstellung kommt, alle anderen lagen bisher im Depot und waren noch nie zu sehen. Die Depots sind voll, das Museum platzt aus allen Nähten. Kein Wunder, denn der Zufluss an historischen Stücken reißt nicht ab. Oft kommen die Sachen aus Haushaltsauflösungen, zum Wegwerfen zu schade, es hängen zu viele Erinnerungen dran. Dann möchte man sie lieber dem Museum schenken. Jeden Tag erhalten die Museumsleute dazu Anfragen. So manches Gerät oder Möbelstück kennt man aus dem Haushalt der Eltern oder Großeltern. Wer keine Erinnerung oder Erfahrung damit hat, staunt und lernt eine Menge über die Lebensbedingungen im Ruhrgebiet.

Kochkiste und Badewanne unter Küchenbank

Die Ausstellung gliedert sich in 6 Bereiche mit den Themen: Betrieb, Haushalt, Gesellschaft, Freizeit, Individuum und Identitäten. Man hat ganz bewusst auf Zeit- und komplexe Texttafeln verzichtet. Kurze Einführungstexte reichen vollkommen aus. Die Ausstellung soll nicht kopflastig sein, sondern zu einem Zeitspaziergang einladen. Im Mittelgang stehen die schweren Exponate, wie ein Abteufkübel, eine gusseiseren Krangießpfanne, ein Waschkessel aus Beton und große Haushaltsgeräte. Die Gerätschaften zeigen deutlich, dass die Maloche im Bergbau und in der Stahlindustrie hart, gefährlich und Kräfte zehrend war. Auch für die Frauen war die Arbeit im Haushalt körperlich anstrengend. Wäsche waschen auf Knopfdruck gab es nicht. Waschen im Waschkessel oder in der Rührflügelwaschmaschine dauerte den ganzen Tag. Gekühlt wurde im Eisschrank, der mit Eisblöcken bestückt wurde. Gekocht wurde auf dem Kohleherd. Der hielt sich noch lange in den Haushalten, denn befeuert wurde dieser mit Deputatskohle. Kleine Erleichterung verschaffte die Kochkiste, in der die Mahlzeiten ohne Beaufsichtigung fertig gekocht werden konnten.

Enge Wohnverhältnisse brachten ungewöhnliche Möbel hervor wie die Sitzbank mit ausziehbarer Badewanne. Das Kombimöbel mit Radio und Fernseher dürfte ebenso bekannt sein wie der Wohnzimmerschrank im „Gelsenkirchener Barock“. Schräg gegenüber steht der Wohnzimmertisch des Krupp-Generalbevollmächtigten Berthold Beitz. Dahinter grüßen die Köpfe der Baukommission des dritten Essener Rathauses. Aber nicht nur die großen Ausstellungsstücke ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. In den Glasvitrinen liegen viele erinnerungsreiche Schätze wie zum Beispiel Urkunden, Büroartikel, Musikinstrumente, Spielzeug, Kleidungsstücke und Accessoires.

42 Kaffeepullen und das Kaffeehaus-Sofa

Die 42 Weißblech-Trinkflaschen hat die Sekretärin des damaligen Direktors der Zeche Nordstern gesammelt. Wenn ein Bergmann ausschied, hat er ihr seine Pulle gespendet. Leicht verbeult stehen sie nun in Reih und Glied unter Glas und haben es sogar auf das Ausstellungsplakat geschafft. So hat jedes Stück der Ausstellung seine Geschichte. So ist es auch mit dem Sofa aus dem Café Overbeck. 2014 schloss das traditionsreiche Café in der Essener Innenstadt. Nach 82 Jahren Cafébetrieb aus und vorbei. Jetzt steht das Sofa hier unter Glas. Man kann sich nicht mehr draufsetzen, aber anschauen kann man es und schon wird es einem wieder ganz warm ums Herz.

Die Ausstellung läuft bis zum 03.April 2016
Mehr Infos zur Ausstellunghier

Ruhr Museum,
Areal A [Schacht XII],
Kohlenwäsche [A14],
Gelsenkirchener Straße 181,
45309 Essen

www.ruhrmuseum.de

Viel Spaß beim Anschauen der Fotos mit Bildunterschriften...

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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