"Neue" Orgel für die Kreuzeskirche: Der Weg zum perfekten Klang

Andy von Oppenkowski ist Kantor der Kreuzeskirche und spielt die restaurierte Schuke-Orgel.
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Einmal kräftig durchpusten reicht nicht, wenn man eine altehrwürdige Dame wie die Schuke ­Orgel in der Kreuzeskirche wieder auf Vordermann bringen will. Ein halbes Jahr lang wurde das ­riesige Instrument ­gereinigt und bis ins kleinste Detail Instand gesetzt.

Abschließend wurden ihr dann - natürlich von höchst professioneller Hand - wieder die perfekten Flötentöne beigebracht. Im Rahmen einer Ausschreibung erhielt die Firma Karl Schuke aus Berlin den Auftrag, die das Instrument im Jahre 1968 auch erbaut hat.
Die größte Orgel einer evangelischen Kirche im Ruhrgebiet musste dringend gereinigt, repariert und technisch modernisiert werden. 340.000 Euro hat die Restaurierung verschlungen. Ein mobiler Spieltisch im Altarraum steht nun noch aus.
„Fast 40 Jahre lang wurde quasi nichts an dem Instrument getan“, schüttelt Andy von Oppenkowski den Kopf. „Ein Wartungsvertrag mit der Erbauerfirma Schuke bestand zwar, lief dann aber aus und wurde von der Gemeinde nicht verlängert. Im Kirchenchor gab es zufällig ein Mitglied, das Mitarbeiter der Firma Schuke war und über Jahre selbst kleinere Reparaturen übernahm.“
Eigentlich stünde alle zehn Jahre eine Generalüberholung an, erklärt von Oppenkowski. So war die alte Orgeldame im Vorfeld der Renovierung auch stark verschmutzt, hatte diverse Schäden, poröse und zum Teil kaputte Lederblasebälge und einen weder zeitgemäßen noch der geänderten Raumakustik angepassten Klang.

„Wir sind schon alle
irgendwie Dinosaurier“

„Sie war mit ihren 70 Registern zu laut, ihr Klang war diffus mit sich überschlagenden Echos und insbesondere hohe Frequenzen mussten gemildert werden.
„1968 war der Putz noch porös und schluckte viel Schall“, erklärt der Kirchenmusiker, der an der Essener Folkwang Uni seine Ausbildung bei Roland Maria Stangier absolvierte. In den 80er/ 90er Jahren wurde die Kirche dann überarbeitet und mit neuem Putz versehen. „Das bedeutete für den Klang der Orgel deutlich mehr Nachhall“, so von Oppenkowski.
Nach der Reinigung des Instrumentes erfolgte die klangliche Nachintonation, die ein perfektes Gehör erfordert. In das Instrument eingebaut wurde neben einem Streicherregister (Gambe) auch neueste Technik, die es vor 40 Jahren schlichtweg noch nicht gab. So entstanden dank moderner Computer viele Speichermöglichkeiten, die dem Organisten jetzt andere Klangoptionenen ermöglichen.
Klettert man hinauf und wirft einen Blick ins Innerste der Orgel, erkennt man nicht nur in der Größe unterschiedliche Pfeifen, sondern auch verschiedene Typen, die allesamt anders gestimmt werden müssen. Auch von Oppenkowski besitzt ein Stimmeisen, mit dem er gegebenenfalls Nachbesserungen vornehmen kann. „Orgelbau und Orgelkunde sind ein Bestandteil des Studiums“, erklärt der Kantor.
Kennt man die Kirchenmusiker-Kollegen aus anderen Gemeinden? Die Schuke Orgel ist schließlich nicht das einzig wertvolle Instrument seiner Art auf Essener Boden. Walker, Sauer, Schuke, sie alle haben ihren eigenen Charakter.
„Natürlich kennen wir uns - auch konfessionsübergreifend“, lacht von Oppenkowski und fügt hinzu: „Wir sind ja schon alle irgendwie Dinosaurier!“
Die heutige multifunktionale Nutzung des Gotteshauses, die vom Forum Kreuzeskirche organisiert wird, ermöglicht den Akteuren viele Optionen.
Das Orgel Festival Ruhr macht am 30. August nach dem Eröffnungskonzert am vergangenen Sonntag zum zweiten Mal in der Kirche Station. An genau diesem Termin steht denn auch das nächste Konzert mit dem Gast Dmitry Ushakov aus Tomsk, Russland, an. Wer sie hören möchte, die „neue“ Schuke-Orgel, hat an diesem Tag ab 18 Uhr die Gelegenheit dazu.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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