Mein Praktikum (4) ... als Haustechnikerin

Beim Gang durch das Center hat der Haustechniker seine Augen überall. Eine Rolltreppe fährt nicht? Ein Leuchtschild ist defekt? Eine Tür klemmt? Das Allee-Center-Team kann in den meisten Fällen zeitnah Abhilfe schaffen. Fotos: Debus-Gohl
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  • Beim Gang durch das Center hat der Haustechniker seine Augen überall. Eine Rolltreppe fährt nicht? Ein Leuchtschild ist defekt? Eine Tür klemmt? Das Allee-Center-Team kann in den meisten Fällen zeitnah Abhilfe schaffen. Fotos: Debus-Gohl
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„Endlich haste mal jemanden mit Fingernägeln dabei“, lacht Dirk Rietz, Technischer Leiter im Allee-Center Altenessen, seinen Kollegen an. Doch: Fehlanzeige. Mit Werkzeug kann ich ihm nicht dienen. Rolf Andruschek muss die diversen Werbeaufkleber für den verkaufsoffenen Sonntag auch diesmal selbst mühsam per Messer ablösen. Da ist mein Tag im Einkaufszentrum auch schon vorbei. Fünf Stunden Arbeit und noch mehr Kilometer habe ich auf dem Buckel.

Sonntags arbeiten? Das müssen doch eigentlich nur Bäcker und Krankenpfleger. Falsch gedacht. Auch als Haustechniker im Einkaufszentrum muss man schon mal am Ruhetag ran. Zumindest am Verkaufsoffenen. Und genau diesen habe ich auch zu meinem Praktikumstag gemacht.
Rolf hat heute Schicht und ist bei meinem Eintreffen schon warm gelaufen. Schließlich beginnen die Geschäfte in diesen Minuten mit dem Verkauf. Die Türen müssen also offen stehen, die Rolltreppen in Betrieb sein, Alarmsystem und Beleuchtung im Center sind eingestellt. „Gleich geht es zum täglichen Rundgang!“, kündigt mein Chef an.

Erst einmal zeigt er mir aber die Sozialräume des fünfköpfigen Techniker-Teams, erreichbar über das obere Parkdeck. Gleich neben dem Werkraum glänzen (echt, und die Haustechniker haben hier sogar selbst renoviert) Umkleide, Dusche, WC und der Aufenthaltsraum für Büroarbeiten, aber eben auch Verschnaufpausen. „Kaffee ist gaaanz wichtig!“, betont Rolf, und füllt sogleich Bohnen und Wasser in den Automaten. Währenddessen schlüpfe ich in den etwas zu groß geratenen aber dank Umschlagens und Gürtels gut sitzenden roten Ganzkörperanzug. Feste Schuhe habe ich mir selbst mitgebracht. Arbeitsschuhe in Frauengrößen, die sind hier nämlich eher Mangelware. „Was nicht heißt, dass Damen ausgeschlossen sind“, weiß Rolf. „Aber wer hier regulär anfängt, bekommt natürlich seine persönliche Ausrüstung.“ Das ist in meinem Falle wohl eher abwegig. Kann man wohl mangels handwerklicher Begabung schon so sagen.

Bei unserem nächsten Zwischenstopp hier habe ich bereits drei Kilometer Weg hinter mich gebracht. Ich war in diversen Lüftungsanlagen - einmal stand ich sogar mitten im Windkanal unweit der Filter, ein wahres Gebläsemonstrum -, habe die Kältemaschine begutachtet, bin vorbei an den Müllpressen und habe Stippvisite in den Zählerräumen gemacht. Ich bin jetzt über die Brandmeldezentrale informiert, über Brandschutztüren und die Sprinkleranlage. Nebenbei haben wir noch einen Defekt in der neugestalteten Behindertentoilette repariert.Wussten Sie, dass das Allee-Center Altenessen, eines der ältesten aber nicht der größten Einkaufszentren der Umgebung, eine Gesamtfläche von rund 20.000 Quadratmetern hat, von denen Sie als Kunde rund 10.000 niemals betreten? Ich weiß es jetzt, und meine wundgelaufenen Füße auch.

Und was sich hinter all diesen Wänden und Türen, in den Geschossen und Kellern verbirgt, wird feinsäuberlich kontrolliert und protokolliert. „Schreibarbeit macht einen großen Teil unserer Arbeit aus“, erstaunt mich Rolf, der eigentlich Kfz-Mechaniker gelernt hat und vor acht Jahren über einen Aushilfsjob ins Team kam. Haken für Haken geht er seine Checklisten durch, hält besondere Umbauten für Aktionen oder Störfaktoren in Fluchtwegen fest. „Das ist die alltägliche Pflicht, daneben arbeiten wir die Sonderprojekte ab.“ Zuletzt eine großflächige Parkdeck-Umstellung auf LED beispielsweise, die zukünftig viel Energie und Geld spart. Auch die Hausanlagen warten die Techniker überwiegend eigenständig. „Neben Ausnahmen, wie die von einer Fremdfirma betriebenen Fahrstühle.“

Am Ende eines jedenArbeitstages - nach einem weiteren Rundgang, mit dem der Mitarbeiter auf insgesamt 10 bis 12 Kilometer kommt - steht das Ausleeren der wiederverwendbaren Parkkarten an den Ein- und Ausfahrten sowie das sanfte „Herausschieben“ der letzten Kunden. Alles muss eben irgendwann ein Ende haben. Morgen ist ja auch wieder geöffnet. Und ich komme. Zum Shoppen. Tschöö, Rolf.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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