Altenessen - Über Bürger, Bäume, Bauten & das Nord-Süd-Gefälle

Altenessen- ein bunter Stadtteil mit Feinstaub-Image
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Christian Morgenstern sagte „Zeige mir wie du baust und ich sage dir, wer du bist.“ Diejenigen, die jetzt über die langfristige Unterbringung von Flüchtlingen entscheiden müssen, stehen vor einer Mammutaufgabe. Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich Zeit für intensive Gespräche zu nehmen. Oberste Priorität: Hört auf die Menschen dieser Stadt, holt sie dort ab, wo sie stehen.
Sie haben nicht nur ein großes Wissen über IHREN Stadtteil, sondern oft auch eine beachtliche Gabe der Intuition. Oder frei nach Jaques Tati formuliert: Die einzelnen Stadteile Essens sind es, in der die wichtigsten Lokalnachrichten nicht gedruckt, sondern gesprochen werden. Diese Zeit muss man sich nehmen.

Warum man den Essener Norden nicht „überrumpeln“ darf

Laut Statistik aus dem Jahre 2014 leben zum Beispiel in Altenessen-Süd 9062 Nichtdeutsche und Doppelstaatler. Das Zusammenleben der Kulturen in Altenessen-Süd klappt laut „Straßenfunk“ sehr gut bis sehr schlecht. Von einem sehr schlechten Zusammenleben hört man aus südlichen Gefilden recht wenig.
Laut letztem Bildungsbericht ist zu hören, dass 20 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund keinen Schulabschluss erlangen. Hiervon und von den Folgen einer hohen Jugendarbeitslosigkeit ist der Essener-Norden mehr betroffen als der Süden.
13.509 Bedarfsgemeinschaften und Personen bezogen in Altenessen-Süd Existenz sichernde Leistungen. 7897 Einzelpersonen bezogen Leistungen zur Existenssicherung (Menschen, die in Einrichtungen wohnen müssten noch dazu gezählt werden). Im Vergleich: In Schuir sind es gerade mal 19 Menschen, in Byfang 42.
Fakt ist: Der mit zahlreichen „sozialen Altlasten“ belastete Stadtteil schreit nach Unterstützung.

Landschaftsschutz sollte für alle Landschaften gelten

Der aktuelle Einsatz für Landschaftsschutzgebiete im Essener Süden sorgt bei manchen Menschen im Norden für Kopfschütteln. Landschaftsschutz in allen Ehren, aber wir müssen den Blick auch auf die Landschaften richten, die der Gesetzgeber nicht schützt. Grün- und Freiflächen haben immer einen Nutzen, insbesondere in Altenessen-Süd, wo die Feinstaub- und Stickstoffwerte regelmäßig katastrophal aussehen. Jedes Stück „Grün“ hat ein Recht auf besondere Betrachtung. Es kann und darf nicht sein, dass Gärten oder grüne Stadtteiloasen womöglich einer Bebauung zum Opfer fallen, ohne dass deren Wert für den Stadtteil vorab sensibel abgewogen wird.
Der „Straßenfunk“ spricht auch von der Angst vor einer steigenden „Wasserproblematik in den Kellern“, die durch eine weitere Versiegelung von Flächen auftreten könnte.

Herr Doktor, mir wird schwindelig…

In Altenessen-Süd gibt es 25 Kassenärzte. In Rüttenscheid sind es 153. Es mag viele Gründe für diesen enormen Unterschied geben, aber fest steht, dass ein Stadtteil sich nur dann lebenswert entwickelt, wenn parallel zur Bewohnerzahl auch die Nahversorgung mit Ärzten, Kindergärten, etc. gewährleistet ist. Auch hier heißt es: Einen kühlen Kopf bewahren und genau abwägen.

Und jetzt?

Ich baue und hoffe weiter auf laute und besonnene Stimmen aus dem Essener Norden.
Beim Thema Wohnungsbau duckt sich hier keiner weg, aber wer in diesen Tagen ein Nord-Süd-Gefälle unter den Tisch kehren will, hat die Zukunft unserer Stadt nicht im Blick.
Der Essener Norden darf nicht zum Banlieu werden und wer jetzt nur in und an „Beton“ denkt, zerstört Chancen und sät Ungutes. Nicht nur Häuser müssen nun schnell gebaut werden, sondern auch Visionen und Konzepte.

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Grüne Oasen in Altenessen - heute schützenswerter denn je.
Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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