Eine Nordessener Erfolgstory: Das Jugendforum Zeche Zollverein

Frank Bente, Projekt-Planer Till und Katrin Westerhoff (Photo: Steinbrink)
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Das Jugendwerk der AWO, die Bezirksvertretung VI und das zuständige Jugendamt koordinieren seit zwei Jahren das Jugendforum im Essener Norden. Hier setzen Kinder und Jugendliche ihre Ideen für die Stadtteile Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg in gemeinnützige Projekte um.

Bereits im letzten Jahr konnte das Jugendforum Zeche Zollverein einige erfolgreiche Jugendprojekte aus der Taufe heben. Das Bekannteste – ein „Parkour“-Gelände auf dem Gelände des Kulturerbes - wurde gerade mit Geldmitteln versehen. Die Bauarbeiten zu dem urbanen Hindernisgelände beginnen, sobald die Beratungskommission des Weltkulturerbes grünes Licht gegeben hat und ein Betreiber gefunden ist. Das ursprünglich 2014 initiierte Jugend-Projekt „Parkour und Freerunning“ ist nur eines von vielen Ideen, die das Jugendforum umgesetzt hat. Einen zeitlichen Rahmen haben die Vorhaben aber bewusst nicht.
„Das Projekt ist dann zu Ende, wenn es zu Ende ist. Wir haben keine Deadlines. Das ist uns wichtig.“, erklärt Frank Bente, Geschäftsführer des Jugendwerks der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Unter dem Motto „Mitmischen! Einmischen? Aufmischen!“ betreut das Jugendforum Zeche Zollverein auch in diesem Jahr Vorhaben, die von Heranwachsenden erdacht und umgesetzt werden. Man will den will den ortskundigen Jugendlichen aus dem Bezirk einen Raum zur freien Entfaltung geben.

„Dass Jugendliche sich für um sauberen Stadtteil bemühen, verwundert Einige“

Projektleiterin Katrin Westerhoff unterstreicht: „Wer kennt sich besser aus im Stadtteil, als die Kinder und Jugendlichen?“ Die erste Runde von Projekten läuft bereits seit 2014. Mal ist es die Gründung einer Musikgruppe, mal die Erneuerung eines Bolzplatzes und manchmal eben auch die Errichtung eines Parkour-Geländes auf der Kokerei der Zeche Zollverein. Die Ergebnisse sollen dem ganze Bezirk zugutekommen.
Dass das Jugendforum Zollverein Erfolg haben könnte, glaubten am Anfang die Wenigsten: „Es wurden schon Wetten abgeschlossen, ob Jugendliche überhaupt kommen.“, blickt Westerhoff zurück. Doch Teilnahme und Ergebnisse stimmten: So wurde beispielsweise die Bushaltestelle gegenüber des JZ Schonnebeck instandgesetzt, oder Ballfangzäune am Bolzplatz Westerbruch errichtet. Die Kinder und Jugendlichen engagieren sich in der Regel nach Beendigung des Projektes weiter im Bezirk. Schnell mussten die Kritiker einsehen, dass den Heranwachsenden ihre Lebenswelt und eine Mitgestaltung doch wichtig sind.

Politik lernen; ganz konkret im Stadtteil

Die ursprüngliche Idee für das Jugendforum Zeche Zollverein hatte Bezirksbürgermeister Michael Zühlke. Frank Bente erinnert sich: „Der Stadtbezirk Zollverein ist sehr bunt, vielfältig und jung. In den politischen Gremien fand sich das so nicht wieder. Da sind hauptsächlich Erwachsene, die sich da beteiligten. Die Stimme der Jugendlichen fehlte.“ Zühlke erkannte das und rief mit Unterstützung des Projektes „mitWirkung“ das Jugendforum ins Leben. Durch die Ausarbeitung, Präsentation und Umsetzung ihrer Ideen sollen die Jugendlichen auch erste Berührungspunkte mit der Politik bekommen.
„Das Ganze funktioniert nicht alleine.“, sagt Bente, der den engen Zusammenhang von Projekterfolg und Multiplikatoren herausstellt. Die Projektgruppen müssten bei den zahlreichen Institutionen für ihre Ideen werben; dabei sei der Erfolg nicht immer garantiert: „Es geht auch darum zu lernen, was Politik heißt: Kompromisse einzugehen.“, so Bente.

Ideen gemeinsam finden

Die Einfälle der Heranwachsenden sind dabei so vielfältig, wie sie umfangreich sind. Alle Projekte haben jedoch Eines gemein: Die Ideen und Gruppen fanden sich bei der Auftaktveranstaltung „Offenes Jugendforum“ auf Zollverein zusammen. Eingebettet in ein buntes Rahmenprogramm entwickelten die Kinder und Heranwachsenden ihre Projekte unter der Anleitung der „Demokratie-Scouts“.
Die sogenannten „D-Scouts“ setzen sich aus ehren- und hauptamtlichen Helfern zusammen, die im Vorfeld an Schulen, in Vereinen und Jugendeinrichtungen für die Veranstaltung geworben hatten. Bente unterstreicht: „Die Auftaktveranstaltung ist zentrales Element der Idee.“ Die ehrenamtlichen Betreuer verbanden hier die unterschiedlichen Ideen der Kids. Nach Beendigung der Veranstaltung hatten sich im letzten Jahr zwölf Projektgruppen gefunden. Die „D-Scouts“ begleiten die Teilnehmer des Jugendforums weiterhin bei ihren regelmäßigen Treffen und geben ihnen Hilfestellungen, wenn es Probleme gibt.

BV beeindruckt von Jugendprojekten

Der aktuelle Durchlauf ist, wie auch der Letztjährige, mit ambitionierten Ideen besetzt. So sollen beispielsweise die Wege an der Fatih-Moschee nachts beleuchtet werden. Ein eigens angefertigtes Miniaturmodell demonstrierte den Entscheidungsträgern der Bezirksvertretung VI den genauen Ausleuchtungsplan. Jedoch erhielten manche Ideen auch Gegenwind. Der zwölfjährige Till, der mit seiner Gruppe ein Willkommensfest für Flüchtlinge plant, musste sich für seine Projektidee rechtfertigen. Die Gruppe ließen die Zweifel kalt: „Unser Fest ist für Alle da.“, erklärt der Schüler beharrlich, der durch die Jugendfeuerwehr von dem Jugendforum Zollverein erfuhr. Ursprünglich plante Till einen Party-Bus durch den Bezirk fahren zu lassen. Doch auf der Auftaktveranstaltung begeisterte ihn die Idee der Projektgruppe „DFH – Die Flüchtlingshelfer“ mehr, als seine rollende Disko.
Till und seine zehnköpfiges Projektgruppe sind bereits in der konkreten Planung des Willkommensfests, welches am 20. August im JZ Schonnebeck stattfinden soll: „Wir werden jetzt bald die Jugendhäuser und Organisationen wie die AWO besuchen, um Unterstützung zu erhalten.“

Nächste Auftaktveranstaltung schon in Planung

Während die Beleuchtung der unmittelbaren Umgebung der Fatih-Moschee 2018 kommen soll und das Fest von Tills „DFH – Die Flüchtlingshelfer“ näher rückt, planen Frank Bente und Katrin Westerhoff bereits die nächste Auftaktveranstaltung. Nach heutigem Stand könnte sie bereits im Frühjahr 2017 stattfinden. Jedoch müssen die beiden Mitarbeiter des AWO-Jugendwerkes dafür erst die notwendigen Gelder sammeln. Man müsse für diese Projekte auch finanzielle Mittel bereitstellen, denn ohne hauptamtliche Supervision würden solche Konzepte, wie das Jugendforum überhaupt nicht Realität werden, erklärt Bente: „Diese Projekte schaffen ja Etwas, wovon viele profitieren.“
Die beinahe 20 aktiven Projekte kann man auf der „Facebook“-Seite des Jugendforums Zeche Zollverein einsehen und sich über ihren Fortschritt informieren.

Autor:

Philipp Steinbrink aus Essen-Nord

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