Guido Reil, die AfD und die Willkommenskultur

Dass jetzt bei den “Qualitätsmedien“ das Geheul über Donald Trump groß ist, ist –gelinde gesagt – Ausdruck der Doppelmoral, die dort herrscht. Denn sie waren wesentlich daran beteiligt, diesen Ultra-Reaktionär groß zu machen. Ähnliches kann man hierzulande in Bezug auf die AfD beobachten. Allein der Raum, den die Medien, seien es die Funke-Medien oder ARD und ZDF, einem Hinterbänkler wie dem Ex-SPD-Ratsherrn und jetzigen AfD-Mitglied Guido Reil geben, spricht Bände.

Es scheint jetzt Tradition zu werden, dass ihm WAZ/NRZ im Januar eine große Bühne verschaffen. In einem Interview vom 3.1. macht Reil immerhin deutlich, dass er kein aus Enttäuschung fehlgeleiteter Ex-SPDler ist, sondern dass er ganz bewusst mit sozialer Demagogie für die ultrarechte, faschistoide AfD bei Arbeitern auf Stimmenfang gehen will.

Reil findet sich selbst „authentisch und ehrlich“ und brüstet sich damit, dass er sich sein ganzes Leben für „Schwächere“ eingesetzt hat. Mal abgesehen davon, dass schon allein seine ständigen fremdenfeindlichen Äußerungen gegenüber Migranten und Flüchtlingen dem widersprechen. Immer wieder lässt er auch seine Verachtung gegenüber Menschen anklingen, die von staatlicher Hilfe abhängig sind. So erst letzte Woche, als er laut NRZ herablassend erklärte, ein ausländischer Hausbesitzer in Karnap (dem er ständig die Medien-Meute auf den Hals hetzte),würde demnächst an „die Kollegen, die Hartz-IVler“ vermieten.
Schon vor einem Jahr hatte Reil, damals noch in der SPD und unter dem Label der „Carnaper Originale“ erklärt, dass die Stadtteile im Essener Norden „nicht nur als mietpreisgünstiger Standort für Langzeitarbeitslose, Transferleistungsempfänger und Asylanten“ gesehen werden dürften.

War er nicht über zwanzig Jahre SPD-Mitglied und hätte genug Gelegenheit gehabt mal „Tacheles“ zu reden, z.B. über die unsoziale „Agenda 2010“ seiner SPD, die zu Hartz IV, Senkung des Rentenniveaus und anderen Sauereien führte? Die Folgen dieser Politik kann er sich exemplarisch im Essener Norden ansehen. Stattdessen tut er so, als hätte er mit all dem nichts zu tun gehabt und will uns weismachen, dass ausgerechnet bei der AfD unsere sozialen Probleme am besten aufgehoben sind.

Die spezielle „Willkommenskultur“ der AfD: Nazis welcome

Reil hat zur Genüge deutlich gemacht, wer ihm und seiner Partei nicht willkommen ist. Andererseits hat seine Partei gerade sehr deutlich gemacht, wer dort willkommen ist: offene Faschisten, wie der Thüringer Landesvorsitzende Björn Höcke. Der hatte in einer Rede in Dresden unter anderem eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert. Das kann nichts anderes sein, als eine Reinwaschung und Rechtfertigung des deutschen Faschismus. Trotz der offen faschistischen Rhetorik beschloss der AfD-Vorstand, Höcke nicht auszuschließen. Die AfD will also bewusst einen faschistischen Flügel haben. In seiner Rede äußerte Höcke ungeniert auch seine „Machtergreifungsphantasien“, die deutlich machen, dass die AfD bei Bedarf ein Wegbereiter des Faschismus in unserem Land sein will. Umso fader der Beigeschmack des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur NPD, das praktisch einen Freibrief für faschistische Propaganda ausstellt.

Im Interview am 3.1. erklärt Reil, der sich (wie alle Rechten) immer völlig zu Unrecht „in die rechte Ecke gestellt“ sieht: „Wer Probleme offen anspricht, ist kein Nazi“. Abseits dieser Binsenweisheit würde mich aber eines doch brennend interessieren: Was sagen Sie eigentlich zur „Nazis welcome“-Linie ihrer Partei, Herr Reil?

Autor:

Bodo Urbat (Essen steht AUF) aus Essen-Nord

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

14 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.