Brief an den Oberbürgermeister & Co. "Des Bürgers betrüblicher Bummel an der B224"

ESSEN - DIE EINKAUFSSTADT
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Lieber Herr Oberbürgermeister & Co.,

es ist 10.00 Uhr und ich komme zurück von einem kurzen Bummel durch die regnerische Feinstaub- und Stickstoffdioxidzone an der Gladbeckerstraße rund um die Haltestelle Bäuminghausstraße. Ich schreibe Ihnen meine heutigen Erlebnisse mit der Bitte um Gehör und der herzlichen Einladung zum persönlichen "Plausch anne B224". Hier haben viele Menschen die Feinstaubnase gestrichen voll! Und damit Ihnen des Bürgers "dreckiger Rotz" nicht vor die Füße fällt, rufe ich zum Dialog auf.

Der erste Eindruck

Direkt an der Feinstaub-Messanlage, wo es keine Hauseingänge gibt, sehe ich zum gefühlt tausendsten Mal Sperrmüll. Zwei einsame Einkaufswagen stehen an der Fassade. "Wenigstens fahren die ohne Dieselmotor und verursachen auch keine Risse in der Fassade", denke ich und sehe eine Kolonne osteuropäischer Lastkraftwagen ohne Umweltplakette an mir vorbei rauschen.

Vorsätzliche Körperverletzung von Seiten der Politik

Noch gestern warnten Fachmänner in der WDR-Lokalzeit vor dem krankmachenden Stickstoffdioxid und sprachen von "vorsätzlicher Körperverletzung" mit häufiger Todesursache. Ich laufe entlang der B224 und kann den "Dreck" riechen. Eine Redakteurin des WDR war vor Kurzem vor Ort und zeigte sich entsetzt aufrgund der spürbar miesen Luft, die sie hier atmen musste. Fakt ist: An der B224 wird die Verantwortung für die Gesundheit der Bürger mit Füßen getreten. Oder anders gesprochen: Hier wird der Tod in Kauf genommen.

In gestriger Sendung berichtete man auch über eine KFZ-Werkstatt, die direkt gegenüber der Feinstaubmessanlage ansässig ist. "Breite Felgen, dicke Rohre, fetter Motorsound", spricht eine Dame aus dem Off und berichtet über einen neuen Azubi.Im Hintergrund hört man röhrende Motoren.
Eine Anwohnerin berichtet mir während meines Bummels, dass dieser Betrieb seit Langem ruhestörenden Lärm bis in die späten Abendstunden verbreitet. "Hier wurde schon draußen lackiert, Wagen wurden im Hof mit einem Druckreiniger gewaschen und selbst am Wochenende ist hier oft der Teufel los. Dazu kommt noch die Suchthilfe, die ja mittlerweile auch Schreinerarbeiten durchführt. Vorne Lärm und hinten Lärm, das geht langsam zu weit. Meine drei Kinder können oft nicht schlafen."

Altenessen-Süd braucht eine Sparkassen-Filiale

Ich besuche die Sparkasse und stehe in einer langen Schlange. Zahlreiche Senioren brauchen Hilfe und ich denke daran, dass diese Filiale schließen wird. Ich sage dem netten Mann hinter dem Schalter, dass ich das aufs Schärfste kritisiere. Er und zahlreiche Kunden stimmen mir zu. Es macht mich traurig, als mir eine alte Dame vor der Sparkasse erzählt, dass sie eine riesengroße Angst vor der Zeit ohne "ihre" Sparkasse hat.

Marode

In der Bäuminghausstraße sehe ich, dass die Stadt Essen rot-weiße Barken aufgestellt hat. Ich habe die Stadt jüngst auf eine abgesackte Straße aufmerksam gemacht. Was dann passierte, mutete nach einem schlechten Scherz an. Bitte vergleichen Sie Foto 3 (vor der Meldung an die Stadt Essen) mit Foto 4 (nach der "Reparatur").
Ich habe mich nach diesem "Witz mit einer Schüppe Sand" wieder an die Stadt gewandt und man teilte mir mit, dass parkende Autos die Verursacher seien. Dass das angrenzende Haus ebenfalls völlig schräg steht, hat wohl keiner bemerkt. Ich bin sehr neugierig, welche Absackungsgründe hier wirklich vorliegen. Kurzum: Hier soll nun in Zukunft eine größere Sanierung stattfinden. Hoffen wir, dass an Pöller gedacht wird, um widerrechtlich parkende Autos abzuwehren und endlich Sicherheit für die radelnden Bürger auf der Fahrradstraße zu gewährleisten. Dass Thema "abgesackte Bürgersteige" begegnet mir auf dem Weg nach Hause noch mehrmals.

Lieber Herr Oberbürgemeister & Co., ich war nur ca. 30 Minuten außer Haus und fühle mich wie ein "begossener Pudel". Das mag einerseits an der Zwangsdusche liegen, die mir die LKW's aufgrund der maroden Straße beschert haben, aber vor allem liegt meine Enttäuschung in der Erkenntnis, dass in diesem Bereich der Bürger seit Jahrzehnten schlichtweg ignoriert wurde. Vorschläge, Planungen und Konzepte gab es bis zum Abwinken, aber gehandelt wurde nicht.

Jetzt ist der Bürger dran

Bis dato waren die Bürgerinnen und Bürger hier sehr ruhig, aber jetzt ist Schluss damit. Eine Bürgerinitiative ist in Gründung und an dieser Stelle auch mehr als nötig. Als Einzelner ist man hier schwer überlastet. Was ich heute in nur 30 Minuten erlebt habe, stellt nur einen Bruchteil der vielen Probleme dar. Darüber müssen wir reden! Und zwar laut und deutlich. Es ist an der Zeit, kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen und dafür zu sorgen, dass unsere Münder frei von Feinstaub-Mundschutz-Masken bleiben. Überhaupt, wie sähe das denn aus, wenn man die Besucher der Grünen Hauptstadt Europas 2017 so empfangen würde? Das wäre doch arg peinlich, oder?

Also, lieber Herr Oberbürgermeister & Co., wann sehen wir uns zum "Plausch anne B224?" Wir freuen uns auf Ihr Erscheinen. Aber bitte geben Sie Obacht: Die illegalen Autorennen auf der Gladbecker Straße nehmen gerade massiv zu.

Liebe Grüße im Namen aller Bürgerinnen und Bürger, die ihre Stimme für mehr Wohn- und Lebenswert rund um die Gladbecker Straße erheben,

Susanne Demmer

PS: Als vor Monaten veröffentlicht wurde, dass mal wieder ein Planungsbüro (diesmal aus Köln!!!) beauftragt wurde, um etwas für die Gladbecker Straße zu planen, sorgte das bei den Bürgern nur noch für ein müdes, sarkastisches Lachen. Hier erzählen die Urgroßväter ihren Nachkommen schon seit Ewigkeiten die "unendliche Geschichte" von unzähligen Plänen, die heute unsichtbar scheinen, aber trotzdem irgendwo in einer Schublade liegen. Holen Sie die mal an die frische Luft!

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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