Schicht im Schacht? Das ist noch nicht ausgemacht!

Die meisten Menschen im Ruhrgebiet sind nicht damit einverstanden, dass die Ruhrkohle AG (RAG) zum Ende des Jahres die beiden letzten Steinkohlezechen in Deutschland schließen will. Wir, das überparteiliche Wahlbündnis „Essen steht AUF“ und die bundesweite Bergarbeiterinitiative „Kumpel für AUF“ laden deshalb herzlich zu einem Bergbau-Stammtisch in der Nähe von Zollverein ein.

Mit viel Tamtam wollen die Ruhrkohle AG, Landesregierung und Lokalpolitiker 2018 einen Abgesang auf den Bergbau feiern. Mit ihrem Motto „Glück auf Zukunft“ will die RAG den Eindruck erwecken, als stehe ihre Politik für Fortschritt und Menschlichkeit.

Was gibt es da zu feiern?

Die Kumpel auf den Zechen und die Bevölkerung in den Steinkohlerevieren haben diesen Kurs nie akzeptiert. Ohne den Massenkampf der Bergleute 1997 wäre der Bergbau schon längst platt gemacht worden.

Die RAG steht unter Druck. So hat sie jetzt begonnen, einige hundert Bergleute auf das Ultragift PCB im Blut untersuchen zu lassen. Im Saarland gibt es Massenproteste gegen die Flutung der Gruben. Rund 1000 aktive und ehemalige Bergleute klagen gegen die Streichung des Deputats, indem dieser Lohn- und Rentenbestandteil durch eine (viel zu geringe) Einmalzahlung abgegolten werden soll.

Die Schließung der letzten Zechen ist eine kapitale Fehlentscheidung, die rein aus Profitgründen erfolgt. Auch wenn die Zeiten der Verbrennung fossiler Energieträger zu Ende gehen, bleibt die Steinkohle ein wichtiger Rohstoff, z.B. als Aktivkohle im Umweltschutz oder für neue Werkstoffe aus Kohlefasern.

Selbst wenn die letzten beiden Zechen geschlossen würden, könnte man nicht von einem „Aus“ für den Bergbau sprechen. Denn da sind ja noch die „Ewigkeits-Aufgaben“, vor allem das Abpumpen des Grubenwassers.

Von den Kosten dieser Aufgaben möchte sich die RAG möglichst befreien, indem sie überall das Grubenwasser ansteigen lassen will. Das hätte für die RAG den zusätzlichen Vorteil, dass sie den von ihr unter Tage hinterlassenen Giftcocktail aus PCB und eingelagertem Giftmüll einfach wegspülen kann. Damit werden Millionen Menschen vorsätzlich der Gefahr ausgesetzt, in Zukunft kein genießbares Trinkwasser mehr zu haben.

Zukunft sieht anders aus

Auch wenn in Essen die letzte Zeche 1986 geschlossen wurde, bleibt unsere Stadt vom Bergbau geprägt. Etliche noch aktive Bergleute und viele Bergbau-Rentner und -Witwen leben vor allem im Essener Norden. Und hier zeigt sich auch, dass die jahrzehntelange Vernichtung zehntausender Arbeits- und Ausbildungsplätze alles andere als „sozialverträglich“ oder gar ein erfolgreicher „Strukturwandel“ war. Hier liegt der wahre Grund für die besonderen sozialen Probleme der nördlichen Stadtteile.

Wir haben festgestellt, dass die meisten Leute mit denen wir gesprochen haben, die Schließung der letzten beiden Steinkohlezechen in in Bottrop und Ibbenbüren nicht akzeptieren, jedoch glauben, dass daran nichts mehr zu ändern ist. Ob wirklich "Schicht im Schacht" ist, hängt letztlich davon ab, ob die Bergarbeiter, ihre Familien und die Bevölkerung das wirklich kampflos hinnehmen. Mit dieser Veranstaltung wollen wir einen Beitrag dazu leisten, der Gegenmeinung zum Einheitsbrei des Abgesangs auf den Bergbau in der Öffentlichkeit mehr Gehör zu verschaffen.

Eingeladen sind natürlich nicht nur ehemalige oder noch aktive Bergleute, sondern alle, die sich dem Bergbau bzw. der kämpferischen Tradition der Bergarbeiter verbunden fühlen.

Die Veranstaltung findet statt im "Fünf Mädelhaus" (Hugenkamp 35 in Stoppenberg), einer schönen, traditionreichen Bergarbeitergaststätte in der Nähe von Zollverein.

Donnerstag, 19. April 19 Uhr

Autor:

Bodo Urbat (Essen steht AUF) aus Essen-Nord

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