Stolz & Schweine - Ein Plädoyer für den "Alten Schweinemarkt" in Altenessen

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Altenessen hat nochmal Schwein gehabt: Das Brachgelände am Bahnhof Altenessen soll bald bebaut werden. Aber was musste ich da lesen? Der altbekannte Name „Schweinemarkt“ klingt für Investoren und jüngere Essenerinnen und Essener zu rustikal? Ich glaube, mein Schwein pfeift. Da fällt mir nur eins ein: Verbales Schinkenklopfen bis die Schwarte kracht. Auch wenn ich mir bei manchen Zweibeinern damit keine Freunde mache, ich bleibe schweinisch. Bin ja keine feige S...usanne.

Borstig plädiere ich für die Bewahrung der Essener Schweinemarkt-Geschichte, die ich nicht als Asche anbete, sondern deren Flamme ich am Brennen halten will. Wir reden hier schließlich über den einst größten Ferkelmarkt Europas. Da muss man sich doch nicht schämen und, Entschuldigung liebe Borstenviecher, saudumme Namen wie „Südkarree“ erfinden, womit die hiesigen Politiker, Bauentwickler und die Stadt Essen ja auch nicht zufrieden sind. Nun ja, „Lammkarree“ wäre auch nicht passend, wenn auch etwas exklusiver klingend.

Die Namensfindungsproblematik – Mehr Schein als Sein

Ich stelle mir gerade vor, wie in rustikalen Hinterzimmern eines Gasthofes mit dem Nanen „Zum Jägerhof“ bei Schnitzel und Schweinelendchen neue Namen erfunden werden. Da sitzt der Strategic Planning Manager neben dem Screen-Designer und vor lauter Angst vor dem Chairman of the Supervisory Board lassen sie den Art Director-Praktikanten einen Namen erfinden. Und weil der zu viel Samtkragen zum Schnitzel getrunken hat und als neu zugezogener Stuttgarter noch keine Ahnung von der Stadt Essen hat, kommt eben etwas heraus wie „Altenessener Höfe“, „Altenessener Tor“, „Quartier am Bahnhof Altenessen“ oder „Quartier 45326“. Was soll der Mist? Am Ende heuchelt ein schöner Name etwas vor, was gar nicht drin ist. Oder glaubt hier jemand, dass hier keine Schnitzel mehr gebraten werden oder die neuen Mieter ALDi und REWE sämtliche Schweine-Produkte aus dem Sortiment nehmen werden? Warum auch? Schweine sind toll! Man sollte eher die Metzgerinnung motivieren, einen passenden Metzger für das Gebiet zu finden. Warum sich vom Schwein distanzieren? Ich gehe da lieber auf Schmusekurs.

Das liebe Schwein

Seit ca. 9000 Jahren leben Mensch und Schwein zusammen. Schweine sind weder dreckig, noch faul, noch dumm. Sie finden Trüffel und können schwimmen. Für die Germanen war der Eber ein heiliges Tier und das Schwein steht in vielen Ländern dieser Welt als Zeichen für Stärke, Fruchtbarkeit, Wohlstand und Reichtum.

Mehr Identität und Geschichte wagen

In Berlin stehen lebensgroße Bärenskulpturen, an der Zeche Zollverein stehen riesige Kanarienvögel, warum also nicht ein paar bunte Kunst-Schweine rund um den Bahnhof-Altenessen ansiedeln? Schon G.K. Chesterton schwärmte „Die wahren Umrisse eines Schweins gehören zu den hübschesten und schwelgerischsten in der Natur." Also, lieber am Schweinemarkt beim „Schweinefest 2018“ Glücksschweine verschenken, als eine traditionsreiche Vergangenheit mit all ihren schönen und auch schlechten Seiten.

Die Vision vom „ALTEN SCHWEINEMARKT“

"Es ist durchaus möglich, dass Schweine fliegen werden oder dass jeder glücklich bis an sein Ende lebt. In einem unendlichen Universum ist alles möglich…“ schrieb Douglas Adams in seinem Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“. Ist es möglich, dass der Name „Alter Schweinemarkt“ vielleicht mehr Anhänger findet als man denkt? Ich bin saumäßig gespannt.

Im Kulturhauptstadtjahr 2010 stellten wir uns die große Frage nach unserer Identität und erkannten, dass ohne mutige Visionäre und Träumer eine Zeche Zollverein niemals in ihrem heutigen Dasein existieren würde.Ich habe die Vision vom „schönen Schweinemarkt“, in der die „senkrechten Schweine“ (so nannte Edgar Allan Poe die Menschen wegen ihrer genetischen Ähnlcihkeit) mit Freude wohnen, leben und arbeiten.

Saugute Vorbilder

Also, wenn ein großer Kabarettist seine Sendung „Ottis Schlachthof“ nennt, die Stuttgarter stolz ein SchweineMuseum präsentieren, die Schweizer eine Schweinestraßenbahn (Säuli-Tram in Basel) entwerfen, Miss Piggy den Frauenrechtspreis erhält, Schweinchen Dick, Schweinchen Schlau, Rudi Rüssel, Pumbaa (König der Löwen), Specky (Toy Story) und Ferkel (Winnie Puh) uns zum Lächeln bringen, warum dann nicht stolz mit dem Namen „Schweinemarkt“ positiv in die Zukunft planen. Mit neuen Ideen und der Geschichte im Rucksack.

Ich rufe auf: „Essener, steht zu Eurer schweinischen Vergangenheit“.
Sagt „Ich bin Schwein und das ist auch gut so“ und dann geht’s im Schweinsgalopp in eine rosarote Zukunft.

Den Investoren und Bauherren lege ich folgenden Satz ans Herz:
Die drei Säulen des Erfolgs:
etwas Sein,
etwas Schein
und sehr viel Schwein!

Für den, der das alles anders sieht, hier zur Erklärung noch etwas aus dem Volksmund:
"Der Magen einer Sau, die Gedanken einer Frau und der Inhalt einer Worscht bleiben ewig unerforscht."

Ein fröhlich quiekendes und grunzendes Glück Auf,

Susanne

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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