Zwei Damen, ein Herr: 43. Katernberg-Konferenz fragte nach der Zukunft des Bezirks VI

Frau Eckenbach, übernehmen Sie! Norbert Hantel (li.), JobCenter Essen, und Moderations-Dauerbrenner Klaus Wermker (re.) leiten die Diskussion über Jugend-Arbeitslosigkeit. Fotos: Müller
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  • Frau Eckenbach, übernehmen Sie! Norbert Hantel (li.), JobCenter Essen, und Moderations-Dauerbrenner Klaus Wermker (re.) leiten die Diskussion über Jugend-Arbeitslosigkeit. Fotos: Müller
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Wirklich kein Respekt vor Altgedientem: Nicht nur fand die 43. Katernberg-Konferenz erstmalig in der Jugendhalle Schonnebeck statt, zugleich wurde das Thema „Strategien gegen Kinderarmut“ entgegen des Programms auf Rang eins gezogen. Zusätzlich standen „Schulbezogene Jugend-Sozialarbeit“ und „Jugendarbeitslosigkeit“ am 21. Juni auf der Tagesordnung, um so die Frage zu stellen: Was wird aus unserem Bezirk?

Große Besonderheit der 43. Katernberg-Konferenz: Statt im Triple Z stieg das Format diesmal in der Jugendhalle Schonnebeck: „Zum ersten Mal haben wir es geschafft, die Katernberg-Konferenz nach Schonnebeck zu verlegen“, freut sich Johannes Maas vom Katernberger Werbering. „Die Konferenz befasst sich mit allem, was im Bezirk wichtig ist!“

Sozialäquator A40

Entgegen der ursprünglichen Planung ganz oben auf der Tagesordnung stand das Thema „Strategien gegen Kinderarmut im Bezirk VI“. „Zwei Damen, ein Herr: So sind die Verhältnisse heute“, schmunzelt Moderations-Altmeister Klaus Wermker über die Zusammensetzung der RUB-Studenten für die entsprechende Studie zum Vortrag. Referent Thomas Rüth, Jugendhilfenetzwerk der AWO Essen, warnt zunächst davor, Stereotype über Hartz-IV-Empfänger für bare Münze zu nehmen: „Es ist ganz wichtig, gegen solche Klischees anzuarbeiten!“ Gleichzeitig solle man die verdächtigen Stadtteile nicht – wie oft gang und gäbe – kaputtreden: „Die soziale Wirklichkeit ist das nicht!“
Noch ist die Durchmischung gesund. Weniger gesund hingegen ist die Spaltung der Stadt durch den „Sozialäquator A40“ in Süd und Nord. Die kritische Doppelung: Im Essener Norden gibt es die meisten Kinder: „Wir reden hier von Stadtteilen, die die Zukunft Essens ausmachen werden“, warnt Rüth.
Gekennzeichnet wird Kinderarmut durch das Zusammenwirken eines niedrigen Einkommens der Eltern, Bildungsbenachteiligung sowie eingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Indikatoren sind unter anderem Transferleistungen, Gesundheit und Erziehung. In der Rangordnung betroffener Stadtteile schneidet Katernberg mit Platz sieben gar nicht schlecht ab, negative Spitzenreiter sind Innenstadt, Altendorf und Bergeborbeck/Vogelheim. Größte Gefahr ist eine Spirale von Verwahrlosung und Verfall, die schließlich in kriminellen Tendenzen gipfelt. Inhaltlich zielen Strategien gegen Kinderarmut beispielsweise auf eine Konzentration auf Kinder von 0 bis zwölf, Stadtteile, die hoch in der Rangliste stehen und Prävention sowie Elternbefähigung ab. Das Katernberger Modell dient mittlerweile als Vorbild: So wirken Familiencoaches schon früh auf Eltern ein, unterschiedliche Projekte sollen den Kindern Sozialkompetenz und Selbstständigkeit vermitteln.

Teilhabe gesteigert

Zweiter Punkt der Tagesordnung war die „Schulbezogene Jugendsozialarbeit“. „Besondere Brisanz gewinnt die Arbeit seit Ende des letzten Jahres, als Seiteneinsteigerklassen hinzugekommen sind“, erklärt Referentin Annika Hölscher, Sozialarbeiterin des Operativen Teams der AWO. „Das Projekt hat es tatsächlich geschafft, die Inanspruchnahme von Bildung und Teilhabe zu steigern“, berichtet Hölscher glücklich. Deshalb wurde bereits eine Verlängerung bis 2017 in Aussicht gestellt. 2,7 Mio. Euro sollen in das Projekt fließen, 667.000 davon werden aus eigenen Anteilen gedeckt.
34 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen haben keine Schul-, sogar 90 Prozent keine Berufsausbildung: „Eigentlich ist mit dieser Zahl klar gesagt, wo der Schwerpunkt für uns liegt“, kommentiert Norbert Hantel, JobCenter Essen, die „Arbeitslosigkeit junger Menschen unter 25“. Zur Linderung der Problematik halten JobCenter und Jugendhilfe Essen ein breites Maßnahmenangebot parat.

Nächste Konferenz in Halbjahr zwei

Dass die Lücke zwischen schwer vermittelbaren Jugendlichen und Arbeitsmarkt im Bezirk VI gut geschlossen wird, bemerkt zum Abschluss Andrea Tröster vom ISSAB. „Wir von Hier!“ macht Teenager fit für den Job, erst vorige Woche freuten sich die Verantwortlichen über eine Zwischenfinanzierung der Bezirksvertretung VI – der Nord Anzeiger berichtete. „Die positive Botschaft ist: Hier setzt man sich mit diesen Problemen auseinander und verschweigt sie nicht“, resümiert Wermker. Den Schwierigkeiten im Bezirk will sich die Katernberg-Konferenz im zweiten Halbjahr noch einmal widmen, der Termin steht noch nicht fest.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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