Gesucht: alter Bergbauschacht unter der A40 bei Frillendorf

Die rot markierte Fläche hat eine Größe von 30 Metern im Quadrat. In ihr wird der Schacht vermutet. Auf der Huckarder Straße (rechts) haben die Arbeiten schon zur Sperrung geführt, auf der A40 (Richtung Dortmund) hofft man, sie vermeiden zu können. | Foto: Landesbetrieb Straßenbau NRW
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  • Die rot markierte Fläche hat eine Größe von 30 Metern im Quadrat. In ihr wird der Schacht vermutet. Auf der Huckarder Straße (rechts) haben die Arbeiten schon zur Sperrung geführt, auf der A40 (Richtung Dortmund) hofft man, sie vermeiden zu können.
  • Foto: Landesbetrieb Straßenbau NRW
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Wer in Köln buddelt, stößt auf römische Ruinen, im Ruhrgebiet auf Bergbauschächte. Ein Schacht wird in Essen-Frillendorf vermutet, ausgerechnet dort, wo der Landesbetrieb Straßenbau NRW die neuen Lärmschutzwände errichtet. Deshalb wird jetzt nach dem Schacht gesucht, um ihn zu verfüllen. Dabei droht schlimmstenfalls - na, was wohl? Eine Sperrung.

Immerhin musste nicht erst der Boden absacken, um zu wissen: Hier wurde früher schon mal gebuddelt. Bei Nachforschungen in Bezug auf Leitungen, die dort verlegt sind, erhielten die Straßenbauer eine entsprechende Meldung. Da für die Lärmschutzwände bis in eine Tiefe von zehn Metern gegraben werden muss, kann so ein Schacht eine wichtige Rolle übernehmen. Leider keine tragende.

Wo ist der Schacht?

Einer alten Karte zufolge, die es in diesem Fall zum Glück gibt, wird er am rechten Rand der A40 (Richtung Dortmund) in Höhe Huckarder Straße 10 bis 20 vermutet. Diese parallel zur Autobahn und unmittelbar neben ihr verlaufende Straße ist bereits gesperrt worden, denn am Montag, 14. April, beginnen die Erkundungsarbeiten. Pünktlich zu den Osterferien, um Verkehrsbehinderungen zu vermindern.
Den genauen Standort des Schachtes kennt man nicht, denn die Dortmunder Straße, die dort Mitte des 19. Jahrhunderts entlang führte und auf der Karte eingezeichnet ist, gibt es so nicht mehr.

Zeche Joachim

Der sogenannte Schurfschacht gehörte zur Zeche Joachim, später zur Zeche Königin Elisabeth, schließlich zur Zeche Katharina. Von ihm ging der Flöz Mausegatt aus, doch da der mit über 50 Metern in ausreichender Tiefe liegt, ist von ihm keine Gefahr zu befürchten, sagen die Fachleute. Verfüllt wurde der Schacht bereits vor 1847, vermutlich mit Bergematerial. Ein frühes Recycling also, das mitsamt gemauertem Abschluss für damalige Verhältnisse durchaus tragfähig war. Die heutige Dauerbelastung durch die Autobahn ist aber eine ganz andere Größenordnung.

Wie wird gesucht?

Mit Hilfe von Bohrungen, die von der Huckarder Straße aus zur Autobahn unternommen werden. Auf einer Fläche von 30 mal 30 Metern ist das Finden eines Schachtes mit einem Querschnitt von 2,4 mal 1,8 Metern nicht gerade die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Dennoch kann sich allein schon die Suche über einige Zeit hinziehen. Wie lange es dauern kann, mag keiner der Beteiligten voraussagen.

Schacht gefunden?

Wenn die „Schatzsuche“, wie Ahmed Karroum, Abteilungsleiter Bau in der Regionalniederlassung Ruhr, sie nennt, erfolgreich ist, wird sogenannte Zementsuspension injiziert. Dabei entstehen rippenartige Gebilde, die „ewig“ halten. Das mutige Wort stammt von Jörg Mittrach, der mit anderen Fachleuten der DMT GmbH & Co. im Auftrag des Landesbetriebes vor Ort tätig ist.

Nicht gefunden?

Wird man im 30 mal 30 Meter-Karree nicht fündig, wird entlang der Trasse für die Lärmschutzwände weiter gesucht. Wie weit, das ist noch nicht sicher. Immerhin sind die Experten optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass wir den Schacht treffen“, sagt Jörg Mittrach. Die vorhandenen Unterlagen aus dem 19. Jahrhundert seien von guter Qualität.

Auswirkungen

Wie diese aussehen, hängt davon ab, ob und wann und wo der Schacht entdeckt wird. Geschieht es schon früh während der Ferien und am äußeren Rande der A40 oder sogar außerhalb, können die Verpress- oder Verfüllarbeiten mit relativ wenigen Behinderungen durchgeführt werden, sogar ohne jegliche Autobahnsperrung. Das wäre für alle Beteiligten der angenehmste Fall.
Entdeckt man den Schacht jedoch mitten unter der A40-Fahrbahn, kann es zur Teil- oder Vollsperrung in Richtung Dortmund kommen. Schlimmstenfalls müsste auch die Busspur so lange stillgelegt werden.
Für diesen Fall der Fälle wurden prophylaktisch Schilder angefertigt und platziert - an den von früheren Sperrungen bekannten Stellen entlang der betroffenen Autobahnen im Umfeld. Innerhalb eines Tages könnten die Schilder dann ausgeklappt und die Sperrung kann realisiert werden.
Mit Mitarbeitern der Essener Stadtverwaltung sind die innerstädtischen Umleitungen (über Steeler-, Oberschlesien-, Frillendorfer Straße) abgesprochen. Um den Bereich zu entlasten, kann sogar die gesperrte Ausfahrt Frillendorf-Süd zeitweise wieder geöffnet werden.

Muss das alles sein?

„Die von Schächten ausgehende latente Gefahr gibt es überall im Ruhrgebiet“, weiß Ahmed Karroum. Da aber, wo sie bekannt sei, wo sie konkret werde, müsse man handeln. Der Aufwand ist unvermeidlich, denn die A40-Sperrung, wenn auch nur in einer Richtung, ist nicht ohne, wie man in Essen aus den Erfahrungen der letzten Jahre weiß.
Ahmed Karroums Fazit klingt daher zweigeteilt: „Wenn wir Glück haben, wurden die Schilder umsonst produziert.“

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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