Sekten-Info: Gefahren lauern nicht nur bei Scientology und Esoterik

Kartenlegen? Kein Problem. Doch bei kostenpflichtigen Astrolines kann rasch eine hohe finanzielle Belastung entstehen, warnt das Sekten-Info NRW. | Foto: Gohl
  • Kartenlegen? Kein Problem. Doch bei kostenpflichtigen Astrolines kann rasch eine hohe finanzielle Belastung entstehen, warnt das Sekten-Info NRW.
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„Wir blicken auf ein arbeitsintensives Jahr zurück. Die Zahl der Anfragen ist im letzten Jahr auf insgesamt 1.170 angestiegen“, berichtet Sabine Riede, Geschäftsführerin des Sekten-Info NRW. Die Beratungsstelle hat jetzt über die Entwicklung im Jahr 2012 informiert.

Die gute Nachricht vorweg: „Durch eine Etat-Erhöhung und viele Spenden ist die finanzielle Lage beruhigter“ sagt Vorstandsvorsitzender Jürgen Weber. Der Verein Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V., Rottstraße 24, wurde 1984 gegründet und bietet Information und Beratung zu neuen religiösen und ideologischen Gemeinschaften und Psychogruppen an. Wie in den Jahren zuvor gab es auch 2012 eine hohe Zahl an Nachfragen. „Davon haben wir in 422 Fällen intensiv beraten. Doch es kommen zu den mittlerweile 400 unterschiedlichen Gruppen stetig neue hinzu, sodass wir selbst immer wieder neu recherchieren und Besuche abstatten müssen“, so Riede.

Die meisten Anfragen mit der Bitte um Information oder Beratung gab es in den Kategorien Esoterik, Scientology und christlicher Fundamentalismus. Der Bereich Esoterik steht mit 148 Beratungsfällen und 80 verschiedenen Gruppen an erster Stelle. In diese Kategorie fallen beispielsweise Geistheiler, die körperliche Beschwerden behandeln. „Mittlerweile wenden sich viele Angehörige an uns, um zu erfahren, wie man den Geistheilern das Handwerk legen kann. Unsere Juristin hat deswegen einen Leitfaden entwickelt, der darüber informiert, was Geistheiler dürfen und wo sie Grenzen überschreiten“, sagt Riede. Auch Astrolines, die telefonisch oftmals zu Preisen von 0,99 bis zu 2,99 Euro pro Minute Lebensberatung und Zukunftsvorhersagen anbieten, gehören zur Esoterik. Rechtsanwältin Anja Gollan berichtet: „Bei einer Klientin haben sich die Anrufe gesteigert, bis sie am Ende fünfmal pro Tag bei der Beratung angerufen hat. Dadurch hat sie über 10.000 Euro verloren.“

Information oder Beratung zu insgesamt 25 Freikirchen aus dem Bereich des christlichen Fundamentalismus wurde ebenfalls nachgefragt. Bei manchen herrschen strenge Regeln, Unterordnung von Frauen oder Verbot der Homosexualität. Manche Freikirchen bieten Beratung beispielsweise für Alkoholkranke an. Diese wird laut Sekten-Info aber von Mitarbeitern durchgeführt, die oftmals kaum für diese Tätigkeit qualifiziert seien. Vorsicht sei auch bei Ferienfreizeiten geboten: Laut Angaben der Eltern hätten die Kinder im Zeltlager der Glaubensgeneration Duisburg täglich vierstündige Unterweisungen bekommen und seien stark religiös beeinflusst worden.

An dritter Stelle steht Scientology, die immer wieder neue Missionierungsstrategien entwickelt. Während Aktionen in Schulen oder auf der Straße abnähmen, werde die Internetpräsenz immer professioneller. In einem Fall hatte ein Jugendlicher mit 14 Jahren seinen ersten Kontakt zu Scientology, indem er im Internet kostenlose Online-Kurse gemacht hat. „Scientology wirbt für Menschenrechte, aber die Realität sieht anders aus. Eine Klientin, die bei Scientology gearbeitet hat, berichtet, dass sich keiner mehr um sie kümmerte, als sie aufgrund einer Erkrankung keine Leistung mehr erbringen konnte“, weiß Riede. Mehr Infos unter www.sekten-info-nrw.de.

Autor:

Mirka Philipps aus Essen-Nord

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