Ab in die Sommerpause: Rot-Weiss Essen mit 1:2-Niederlage gegen zehn Kölner

Auf Wiedersehen! Gleich sieben Rot-Weisse verabschiedeten sich beim letzten Heimspiel der Saison. Fotos: Gohl
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Einen versöhnlichen Saisonabschluss gab es für Rot-Weiss Essen nicht: Im letzten Spiel der Regionalliga-West musste sich der Traditionsverein gestern mit 1:2 der U21 des 1. FC Köln geschlagen geben. Rot-Weiss-Coach Reiter tut die Partie leid, sein Gegenpart Stephan Engels hängt trotz des Sieges nach dem Spiel seinen Job an den Nagel.

Die letzte Partie der Saison ist die Zeit für Verabschiedungen, gleich sieben Spieler erhielten vor Anstoß Blumenstrauß und Erinnerungsfoto: Ein Ständchen zum Geburtstag gibt’s für Marco Beier, Applaus erhält Tim Hermes, als „scheiß Oberhausener“ entlarvt wird Kai Nakowitsch und auch Moritz Nikolas, Daniel Schwabke, Björn Kluft sowie Konstantin Sawin sind in der kommenden Spielzeit nicht länger rot und weiss. In Ekstase versetzte der bedeutungslose Kick am gestrigen Samstag niemanden, die offizielle Zuschauerzahl von 5.598 berücksichtigt auch immer die Dauerkartenbesitzer. Tatsächlich an der Hafenstraße waren im besten Fall 3.000 Fans. War die Essener Heimspielstätte zum Pokalfinale noch ein kochender Hexenkessel, herrschte gegen die Reserve der Geißböcke Stille im Stadion. Die Kölner liefen im neongelb-türkisen 80er-Jahre-Gedächtnis-Dress auf, während Rot-Weiss schon einmal das Trikot der kommenden Spielzeit präsentierte.

Slapstick-Einlagen

„Wir wollten den Schwung aus dem Pokalfinale mitnehmen“, gibt Markus Reiter, Trainer von Rot-Weiss Essen, die Strategie vor. Schon in Minute 4 landet der Freistoß von Daniel Grebe bei Marwin Studtrucker, der von dem Geschenk so überrascht ist, dass er in Schockstarre fällt. Das anschließende Rumgestocher führt zu nichts, die Chance ist vorbei. Nicht weiter schlimm, denn bloß vier Zeigerumdrehungen später geht Rot-Weiss in Führung. Leon Binder flankt von rechts auf den Kopf von Richard Weber, über den Innenpfosten springt der Ball ins Netz. „Für uns war es ein Nachteil so früh in Führung zu gehen“, hadert Reiter mit dem weiteren Spielverlauf. Die nächste Chance hat die Elf aus Köln in der 25. Spielminute: Vojno Jesic marschiert von links in den rot-weissen 16er und lässt Ersatzkeeper Daniel Schwabke links liegen – doch Marius Laux trifft Richard Weber statt des leeren Kastens. Nicht die einzige Slapstick-Szene, in der man Schwabke die fehlende Spielpraxis anmerkt. In der 37. Minute hechtet der Keeper erneut aus seinem Kasten, legt dabei für Laux auf, dessen Zuspiel Marcel Hartel aber auf Leon Binder feuert. Nach der anschließenden Ecke geraten Daniel Grebe und Sebastian Zinke noch aneinander, Zinke fliegt vom Platz, Grebe sieht nur gelb. „Wir haben ein Spiel gesehen, wo es zur Sache ging. Warum auch immer“, rätselt FC-Coach Stephan Engels über die angeheizte Stimmung. Im direkten Gegenzug zeigt sich Köln-Keeper Sven Bacher mit seinem Essener Kollegen solidarisch und schenkt auf seinem Ausflug Mannschaftskapitän Benjamin Baier den Ball. Baier kriegt ihn nicht richtig gedreht, mit einem 1:0 geht’s in die Pause.
Halbzeit zwei unterhält weiterhin mehr mit unfreiwilliger Komik als durch fußballerische Klasse. Die erste Gelegenheit hat Kai Nakowitsch in der 52. Minute. Nachdem Binder sich durch die gesamte Kölner Abwehr gewurschtelt hat, vergibt der zukünftige Oberhausener völlig freistehend. Direkt danach zaubert Grebe Marcel Platzeck in Szene, der sich aber nicht zwischen Zuspiel und Torschuss entscheiden kann. Ein Lebenszeichen von Köln gibt’s in der 63. Minute: Jesic spielt auf Christian Kühlwetter, der Schwabke locker überlupft, irgendwie sind dann noch Baier und Binder dran und es steht 1:1. Konses ist, dass der Treffer auf Kühlwetters Konto geht. Ein letztes Mal stürmt der eingewechselte Daniel Schaal in der 90. Minute an Schwabkes Grundlinie entlang, der RWE-Keeper und Fabian Poß werden zu einem Gewirr aus Armen und Beinen – und plötzlich steht es sogar 1:2. Die meisten der wenigen Rot-Weiss-Anhänger kriegen den Treffer schon nicht mehr mit, hinterher gehen auch die letzten.

Rührende Momente

„Ich habe der Mannschaft vor zehn Minuten gesagt, dass ich kein Trainer mehr bin“, verkündet Stephan Engels traurig nach der Partie. „Es ist die eine oder andere Träne geflossen“, verrät der Köln-Coach. Tröstlich: Von Prof. Dr. Michael Welling, 1. Vorsitzender von Rot-Weiss, wurde der Ex-Trainer zum Mitglied des Essener Traditionsklubs ernannt: „Ich gehe davon aus, dass wir uns irgendwann noch einmal wiedersehen!“, verabschiedet sich der Rheinländer. Engels zum Spiel: „Es ist ein versöhnlicher Saisonabschluss für uns.“ Weniger zufrieden ist Markus Reiter: „Ich bin schon enttäuscht darüber, wie wir das Spiel einfach wegschenken. Für die Fans und die Mannschaft tut es mir leid!“ Ob Reiter auch nach der Sommerpause auf der Bank von Rot-Weiss Platz nimmt, ist noch nicht geklärt: „Eine definitive Entscheidung vor dem Urlaub sollten wir ausschließen.“ Für Rang vier hat es nicht mehr gereicht, Rot-Weiss Essen beendet die turbulente Regionalliga-Spielzeit 2014/2015 auf Platz fünf der Tabelle. Das offizielle Saisonziel ist erreicht, vom Aufstieg in Liga drei müssen die Fans ein weiteres Jahr träumen.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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