Stadion Essen: Hinter die Kulissen geschaut

Der Standort könnte besser sein. Markus Kunze von der GVE findet ihn sogar „für ein neues Fußballstadion eher schlecht“. Trotzdem ist man bei der Essener Grundstücksverwaltung und Bauherrin stolz auf das „auf einen Bierdeckel gebaute“ Stadion Essen. Der Stadtspiegel hat mal hinter die Kulissen geschaut.

Auf der grünen Wiese geht anders, entgegen üblicher Neubauten bei der Fußball-Konkurrenz hat man in Essen auf engstem Raum einen Nachfolger für das Georg-Melches-Stadion hochgezogen. Freiflächen findet man rundherum keine, Autobahn- und ÖPNV-Anbindung sind verbesserungsfähig. „Aber die Fans und insbesondere der Verein RWE haben es so gewollt“, weiß Kunze, „im Essener Norden und speziell an der Hafenstraße zu bleiben - und das ist auch gut so“.
Diesem Wunsch und anderen - etwa dem Entschluss gegen eine interne Vereinskneipe aus wirtschaftlichen Gründen - habe sich die GVE angeschlossen. „Die damalige RWE-Vereinsspitze war natürlich in den Entscheidungsprozess eingebunden.“

Mit dem Fahrstuhl zu den Logen

Dann ruft er den Fahrstuhl und startet seinen Rundgang in der zweiten, der oberen Etage: dem Logen-Bereich. Zehn individuell ausgestalt-bare Räume von 38 Quadratmetern wurden hier geschaffen, vier davon seien aktuell vermietet. Die Nummer Zehn, eine Loge ganz in rot-weißer Historie dekoriert, steht der Sparkasse 365 Tage im Jahr zur Verfügung, mindestens auf fünf Jahre. „Wir schließen auch an Nicht-Spieltagen auf“, verspricht Kunze. Und das gilt keinesfalls exklusiv für den Hauptsponsor.

Stadion für Essen

„Das ist ein Stadion für die Stadt, für Essen“, betont die GVE stets. Zum Glück für die Rot-Weissen, für die als Viertligist ein eigenes Stadion zu betreiben schwierig geworden wäre. Davon profitieren aber auch die SGS Essen, die an der Hafenstraße ihre Heimspiele austrägt, seltener auch der FC Kray, etwa wenn das Stadtderby gegen RWE ansteht. Veranstalter, Geschäfts- und Privatpersonen mieten neben den Logen die 115 Quadratmeter messende Lounge und den eher rustikaleren Kulturfreunde-Bereich im Erdgeschoss, oder das edle Event-Herzstück: den Business-Club Assindia mit seinen 83 Metern Länge und der Terrasse. Tagungen, Betriebsfeiern, aber auch Konzerte, wie in diesem Sommer beispielsweise mit Black Sabbath schon über die Bühne gegangen, finden im Stadion eine Heimat.

Weitere Konzerte in 2015

„Musikalisch wird es in 2015 auch weitergehen“, verrät Kunze und auch ein DFB-U21-Qualispiel sei angedacht. Dann könnte man vielleicht auch mal wieder die Rasenheizung anschmeißen, die RWE nie in Anspruch nimmt. „Mehrere tausend Euro fallen da schon an“, weiß Kunze, schließlich müsse diese bereits Tage vor einem Spiel anlaufen. Und dann schütze sie ja auch nur vor Frost, Schnee müsse zusätzlich geräumt werden.

Nicht auf den Rasen!

Apropos Rasen: Betreten der 7.881 Quadratmeter feinsten holländischen Materials ist strengstens untersagt! „Nicht weil man ihn kaputt trampelt, sondern weil man Pilzsporen hinein tragen kann“, erklärt der Fachmann. Wenn das beachtet wird, geht es dem Grün in Essen gut, besser sogar als in größeren Nachbar-Stadien.
„Durch die transluzenten Dächer und die offenen Stadionecken kommt viel Licht ins Innere“, weiß Kunze. Letztere könnten allerdings auch zugemacht werden. „Wir haben ein Baukastensystem“, mit entsprechender Investition könnten problemlos die Ränge aufgestockt, die fehlende Anzeigentafel angebracht, der Medienbereich erweitert und sonstige Aufrüstungen getätigt werden, um bundesligatauglich zu sein.

Für Bundesliga gerüstet

„Für bessere Zeiten bei RWE ist alles vorhanden!“ Sogar der Parkplatz für die TV-Übertragungswagen. Doch da hat sogar die SGS derzeit noch bessere Karten.

Zahlen zum Stadion Essen:
- 20.650 Zuschauer gehen ins Stadion rein, im Schnitt waren es bei RWE vergangene Saison 8.100 pro Spiel. Mit rund 9.000 Steh- und etwa 11.000 Sitzplätzen hat man ein besonders fanfreundliches Verhältnis vorzuweisen.
- Die RWE-Tageskarte im Assindia-Bereich kostet 115 Euro zuzüglich der Gebühren.
- Das Anmieten einer Loge kostet mindestens 40.000 Euro jährlich inkl. Eintrittskarten und Parktickets für die maximal 18 Personen.
- Neben dem Fußballgeschehen finden im Essener Stadion über 100 weitere Veranstaltungen pro Jahr statt.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.