Neues Denkmal: Nachtscheinanlage zwischen Dilldorf und Velbert

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Am 8. September 2013 war der Tag des offenen Denkmals, in diesem Jahr mit dem bezeichnenden Untertitel: "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale".
Rechtzeitig zu diesem Anlass konnten zum ersten Mal die Reste der ehemaligen Kruppschen Nachtscheinanlage zwischen Dilldorf und Velbert besichtigt werden. An diesem Tag erhielt der ehemalige Leitbunker das offizielle Denkmalszeichen.
Federführend war der "Landschaftsverband Rheinland - Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland" mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern, die die Anlage mit viel Arbeit und Engagement instand gesetzt haben.

Trotz des schlechten Wetters kamen – auch zum Erstaunen der Mitarbeiter – mehr als 1200 Besucher! Fast alle aus dem Raum Velbert, denn das Thema "Scheinanlage" (auch "Scheinfabrik" oder "Scheindorf") hat Essen / Kupferdreh / Dilldorf offensichtlich nicht erreicht. Keine Hinweise gab es in den Essener Printmedien, und so gab es auch in den langen Autoschlangen und auf dem vollen Parkplatz kaum Essener Kennzeichen. Schade, denn es war ja nicht nur auch Essener Gebiet betroffen, sondern es ging dabei um den Schutz der Essener Kruppschen Gussstahlfabrik.
Wie weit Dilldorfer Gebiet durch die Anlage betroffen war, wurde nicht ganz deutlich. Die einzelnen Teile waren aber weit verstreut, der Hauptteil befand sich am Velberter Asbachtal, das sich ja bekanntlich in das Dilldorfer Asbachtal fortsetzt.

Richtig professionell und flexibel schafften es die ehernamtlichen Mitarbeiter, die große Zahl der Besucher um und durch den ehemaligen Leitbunker zu schleusen, nachdem es im Zelt eine Einführung gegeben hatte. Auch im Bunker gab es viele Erläuterungen.
Bei den Attrappen handelte es sich um eine Nachtscheinanlage aus Holz und einfachen, niedrigen Nachbauten der Kruppschen Gussstahlfabrik. Aus der Luft war die geringe Höhe ( 1-2 m) nicht zu erkennen, die Angriffe kamen zudem bis gegen 1942 nur nachts, und da leuchtete und dampfte die Anlage wie ein großes Werk. Deshalb war auch die Ausdehnung über mehrere Kilometer nötig – mit nur vereinzelten Bauten, die in der Nacht aber wie ein Ganzes schienen. Selbst eine Eisenbahn fuhr im Kreis, sobald ein Fliegerangriff gemeldet wurde.
Die gesamte Technik wurde von dem Leitbunker aus gesteuert, der immer noch steht und heute besichtigt werden konnte. Durch das Eingreifen des damaligen Bauern wurde er nach dem Krieg nicht zerstört wie fast alle anderen seiner Art, hat also besonderen Wert und wurde deshalb nun unter Denkmalschutz gestellt.

Die Nachtscheinanlage lenkte bis etwa 1943 die Fliegerangriffe erfolgreich von der Firma Krupp ab, danach war die Technik der Alliierten so weit entwickelt, dass sie nicht mehr darauf hereinfielen. Die Anlage wurde sinnlos. Profitiert von ihrem Ende haben die Rottberger – sie mussten nämlich vorher Nacht für Nacht ihre Häuser und Höfe verlassen, damit sie nicht von den Bomben getroffen wurden.

In einem 2. Veranstaltungsteil wurde am Nachmittag ein Lichtbildervortrag über die Anlage angeboten. Da stieß die Veranstaltung aber leider an ihre Grenzen: Kaum Parkmöglichkeiten an der Wilhelmshöhe, und der Saal viel zu klein. Etliche Besucher – ich leider auch – mussten wieder gehen.
Trotzdem – ein gelungener, informativer Tag zur Geschichte unserer Heimat im 2. Weltkrieg. Falls diese Veranstaltung einmal wiederholt wird, sollten sich interessierte Essener das nicht entgehen lassen!

Anmerkung: Im vorigen Jahr erschien ein Buch über die Anlage; Autor: Jürgen Lohbeck

Autor:

Magdalena Reuter aus Essen-Ruhr

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