Werner Winkel: "Krippenbauer ist man das ganze Jahr über"

Werner Winkel vor seiner prachtvolle Krippe, die zurzeit sein Wohnzimmer in Überruhr schmückt. Für ein Stück dieser Größe benötigt der Kunsthandwerker gut 200 Arbeitsstunden.    Foto: ms
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  • Werner Winkel vor seiner prachtvolle Krippe, die zurzeit sein Wohnzimmer in Überruhr schmückt. Für ein Stück dieser Größe benötigt der Kunsthandwerker gut 200 Arbeitsstunden. Foto: ms
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So ein bisschen ist es das ganze Jahr über Weihnachten bei Werner Winkel. Der Überruhrer ist mit seinem Hobby, dem Krippenbau, fest verbunden. Mehrmals in der Woche packt es den Pensionär und er geht in seinen Hobbykeller und werkelt weiter an einem seiner kunstvollen Modelle.

„Angefangen hat alles vor gut 19 Jahren, als ich meine Arbeit als Dachdecker aufgeben musste, weil es gesundheitlich einfach nicht mehr ging“, berichtet Werner Winkel.
Stillsitzen kam für ihn aber nicht in Frage und so besann er sich einer alten „Liebe“, die ihn schon als kleinen Jungen ergriffen hat. „Damals in unserer Gemeindekirche in Borgentreich war ich schon als Kind ganz fasziniert von der dort ausgestellten Krippe“, erinnert sich Werner Winkel.

Schon als Kind fasziniert von einer Krippe in Borgentreich

Mit viel Leidenschaft und Sinn fürs Detail machte er sich an die Arbeit, die für ihn gar keine ist. Das Kunsthandwerk hat sich der gebürtige Ostwestfale selbst angeeignet, hat Fachliteratur gewälzt und Lehrfilme geschaut. Und viele Gespräche mit Krippenbauern geführt - u.a. mit Peter Schrettl in Wörgl in Tirol, „einer echten Koryphäe auf diesem Gebiet“. Um andere Krippenbauer zu treffen, muss der Kunsthandwerker schon etwas weiter fahren. „Im Ruhrgebiet gibt es nur wenige Gleichgesinnte.“ Also verbanden und verbinden Werner Winkel und seine Frau Elisabeth ihre Urlaube gern auch mit einem Treffen unter Fachleuten.
Aber auch Laien vermag der heute 74-Jährige immer wieder zu faszinieren. Und so kam es, dass er im Urlaub schon die eine oder andere Bestellung für eine individuell gefertigte Krippe entgegen genommen hat. Die Krippe, die am weitesten weg verkauft wurde, ging in die österreichische Hauptstadt. „Ich hatte im Urlaub in Pörtschach am Wörthersee einen Herrn aus Wien kennengelernt und war mit ihm auch ins Gespräch über Krippen gekommen. Er hat Bilder von meinen Arbeiten sehen wollen und hat sich dann eine Krippe ganz nach seinen Wünschen und Vorstellungen bestellt.“

Naturmaterialien aus den verschiedensten Regionen

Ab etwa 150 Arbeitsstunden aufwärts - ja nach Aufwand und Größe - benötigt Werner Winkel zur Fertigstellung einer Krippe. Die Materialbeschaffung ist da noch nicht mit eingerechnet. Oft nutzt der Kunsthandwerker Spaziergänge - hier auf der Ruhrhalbinsel oder auch im Urlaub - um die nötigen „Zutaten“ für seine Arbeiten zu sammeln. „Dabei muss man schon Phantasie haben.“ Und Geduld: „Ich kann nicht sagen, ich gehe jetzt in den Wald und hole was, sondern ich suche etwas.“
Fündig ist der Hobby-Krippenbauer bislang aber immer geworden. Seine Stücke sind wunderschöne Sammelsurien der unterschiedlichsten Naturmaterialen, etwa mit Schindeln aus dem Zillertaler Hochgebirge und Baumwurzeln aus dem heimischen Asbachtal. „Hier sind Teile aus vielen unterschiedlichen Regionen verarbeitet“, erklärt Werner Winkel und deutet auf die detailreiche Krippe, die in dieser Vorweihnachtszeit das heimische Wohnzimmer ziert. Die Bäume in der Modelllandschaft sind von Rehen abgefressene kleine Buchen. Sie wirken wie beschnittene Bonsaibäumchen und fügen sich harmonisch in die Szenerie ein. „Man muss auch schon mal eine Baumwurzel ausgraben“, so Winkel. Mit der Drahtbürste gesäubert und mit Leimwasser bearbeitet erhält diese ihre Festigkeit.

Bruchsteinmauern aus Holunderrinde

Bachläufe bildet der Kunsthandwerker mit Kunstharz nach. Zur Laubgestaltung benutzt Werner Winkel Hirschheiderich, den er in den Zillertaler Hochalpen besorgt. Bruchsteinmauern fertigt der Überruhrer aus Holunderrinde, das wirkt am natürlichsten und mit Schlemmkreide gestaltet er gar verputzte Wände mit gewollter Rissbildung.

Krippenversteigerungen für den guten Zweck

Die Freude, die ihm sein Hobby bereitet, will Werner Winkel immer auch weitergeben. Deshalb versteigert er seit mittlerweile 15 Jahren in jeder Vorweihnachtszeit ein besonders prächtiges Exemplar seiner Krippen für den guten Zweck. „Angefangen hat es mit den Versteigerungen beim Dachdeckerbetrieb Heidrich, danach gab es viele Auktionen bei Kuhlhoff in Überruhr. Der Erlös ging immer an das Friedensdorf in Oberhausen“, berichtet Werner Winkel. In diesem Jahr hat der Überruhrer seine Krippe mit Hilfe der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung mit Sitz in Steele versteigert. Die Auktion hat über 500 Euro eingebracht, über die sich der Förderverein für Kinder in Not - Rumänienhilfe e.V. freuen kann.

Neugierung geworden? Wer sich für Werner Winkels Krippenbaukunst interessiert, kann den Kunsthandwerker unter Tel.: 0201/58 42 75 kontaktieren.

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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