Warum mache ich das? Petras Geschichte in der Obdachlosenhilfe von Essen packt an!

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Ich werde oft gefragt, warum ich mich in meiner wirklich knappen Freizeit(mit Vollzeitjob, Kindern, Haushalt und Garten) zusätzlich noch um andere Menschen kümmere. Gestern Abend habe ich wieder mal eine Antwort auf diese Frage bekommen. Weil diese Menschen mich brauchen! Was wären wir ohne Freunde, Familie, Bekannte? In schweren Zeiten braucht man Zuhörer, eine Umarmung, ein liebes Wort! Die Menschen auf der Straße haben den Glauben daran verloren, weil es leider immernoch viel zu selten geschieht, dass sich jemand mal Zeit für sie nimmt. Als ich an Heiligabend im letzten Jahr meine erste Tour mit dem Suppenfahrrad machte, fand ich es toll, Essen und Trinken sowie Hygieneartikel und Klamotten zu verteilen. Mittlerweile widme ich mich lieber dem Streetworking.

Während die anderen fleißigen Tourgänger die Bedürftigen versorgen, halte ich Ausschau nach fremden und bekannten, teils traurigen und verzweifelten Gesichtern und versuche, behutsam mit ihnen ins Gespräch zu kommen. So traf ich gestern Abend vor Toscani auf A., der dringend einen Schlafsack benötigte. Wir hatten gerade den letzten, den wir dabei hatten, abgegeben. Da A. uns leid tat und wir ihn nicht eine ganze Woche warten lassen wollten, lief unser lieber Hotti zur Garage zurück, um einen Schlafsack sowie Unterwäsche und Socken für ihn zu besorgen. Das rührte A. so, dass er anfing zu weinen. Ich habe ihn in den Arm genommen und uns ein Plätzchen gesucht, wo wir uns hinsetzen und ungestört unterhalten können. Simone begleitete uns. Sturzbäche liefen A. die Wangen runter, während er seine Geschichte erzählte.
Er lebt seit 31 Jahren auf der Straße und war die letzten 4 Jahre im Knast wegen Beschaffungskriminalität und Körperverletzung. Sein großes Problem ist, wenn er unter Alkoholeinfluss "angemacht" wird, wird er richtig aggressiv und schlägt drauf los. Das möchte ich hier keinesfalls schönreden. Aber ich ziehe meinen Hut vor seiner Offenheit uns gegenüber. Und Alkoholismus ist nunmal eine Erkrankung. Kurz vor seiner Haftentlassung hat A. erfahren müssen, dass seine geliebte Frau plötzlich verstorben ist. Sie wurde erst nach 16 Tagen tot in ihrer Wohnung gefunden. Sie war das Einzige, worauf er sich im Knast gefreut hat. Er hat sie sehr geliebt. Und der Gedanke, dass sie so einsam gegangen ist und es niemanden interessiert hat, tut sehr, sehr weh! Simone hat ihm sehr viel Mut zugesprochen und auch ein paar unschöne Dinge aus ihrem Leben erzählt. Als sie sagte, dass sie bei Essen packt an! tolle wichtige Freunde gefunden hat, berührte mich das auch sehr. Wir haben A. die Telefonnummer von Katharina, unserer Obdachlosenbotschafterin, aufgeschrieben und uns ebenfalls den Namen seiner Bewährungshelferin aufgeschrieben. Und als Anlaufstelle haben wir ihm noch den Standort der WiederbrauchBAR erklärt. Nach dem Tränenausbruch haben wir sogar zusammen gelacht und uns noch ein paar Mal feste gedrückt! A. hat mit Tränen in den Augen immer wieder gesagt, dass wir wunderbar sind und Gott uns zu ihm geschickt hat.

Als er mich fragte, warum ich das mache, habe ich ihm geantwortet: "Weil genau du uns gerade brauchst!"

Autor:

Markus Pajonk aus Essen-Ruhr

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