Kulturreise zu den antiken Stätten der Thermopylen und nach Delphi

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Herbst und Frühjahr sind gute Jahreszeiten für eine klassische Kulturreise in die Region nördlich von Athen. Lamia, der Hauptort der Region Fthiotida, ist ein guter Ort um die touristisch interessante Region zu erkunden und mit 75.000 Einwohnern eine lebhafte griechische Stadt in ländlicher Umgebung. Von hier aus erreicht man sowohl die berühmten antiken Stätten der Thermopylen und das dazu gehörige Museum als auch in der Nähe liegende heiße Quellen. Auf gleicher Höhe, etwa 50 Kilometer südlich, liegt in der Region Fokida am Korinthischen Golf bei Itea das weltbekannte Heiligtum von Delphi. Die von Delphi nicht weit entfernte malerische Hafenstadt Galaxidi ist ein guter Standort für Urlauber in diesem Teil Griechenlands.

Die Bebauung der am Golf von Malia gelegenen Stadt Lamia, die ungefähr 200 Kilometer nördlich von Athen liegt, erstreckt sich über zwei Hügel in Richtung Meer. Die Stadt war um 424 schon ein spartanischer Militärstandort und erlebte im Laufe der Jahrhunderte viele wechselnde Herrscher. Sie ist heute Mittelpunkt der Region mit zahlreichen Geschäften, Tavernen, Cafés und Konditoreien, in denen die traditionellen Süßspeisen selbst hergestellt werden. Am Athanasios – Diakos Platz als einem von mehreren zentralen Plätzen spielt sich, umgeben vom Verkehr, von früh bis spät das ganz normale Leben ab. Kinder spielen beaufsichtigt von Großeltern oder Eltern Fußball und sogar die Marmorfigur vom Denkmal des Platzes schaut gelassen zu. Auf einem Hügel der Stadt, der früheren Akropolis, befindet sich das Archäologische Museum mit bemerkenswerten Funden aus der Region, beginnend mit der frühen Bronzezeit. Eine schöne Marmor Sphinx und ein gut erhaltenes, besonders wertvolles Relief vom Überreichen eines Dankopfers an Artemis gehören ebenso wie Keramiken, Münzen und wertvolle Goldfunde zu den gut präsentierten Ausstellungsstücken des Museums in der von alten Mauern umgebenen Burg von Lamia. Es gibt verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels in Lamia. Eines davon ist das kleine Stadthotel Samaras. Es befindet sich mitten in der Stadt, die Zimmer sind sauber und geräumig und verfügen meist über einen Balkon. Es empfiehlt sich allerdings das Frühstück außerhalb einzunehmen, was aufgrund der zentralen Lage ganz einfach ist. Abends bietet die Stadt zahlreiche Möglichkeiten gut auszugehen.

Nur wenige Kilometer entfernt von Lamia befindet sich der Thermopylen-Pass. Der Name wird vielen noch aus dem Geschichtsunterricht gut bekannt sein. Die Statue des Leonidas und das Grabmal der 300 erinnern an die historische Schlacht gegen die Perser, die dort vermutlich im August 480 v. Chr. stattfand. Die Thermopylen waren von großer strategischer Bedeutung, weil der Durchgang zwischen dem Gebirge und dem Golf von Malia damals nur wenige Meter breit war. Heute ist die Stelle durch Verlandung mehrere Kilometer breit. Leonidas und seine Spartaner leisteten dem angreifenden persischen König Xerxes, der dort für den Durchbruch seines Heeres nach Athen kämpfte, erbitterten Widerstand. Tausende Soldaten starben in der Schlacht, die die zahlenmäßig unterlegenen Griechen, auch durch Verrat geschwächt, nicht gewinnen konnten. Der Kampf des Leonidas galt danach lange und gilt vielen bis heute als Symbol für besonderen Heldenmut. Die Inschrift dort lautet in deutscher Übersetzung frei nach Friedrich Schiller: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“ Xerxes wurde später von den Griechen bei Salamis und Marathon besiegt.

Wer sich das 1955 geschaffene monumentale Denkmal des im Gedächtnis der Menschen gebliebenen Spartaners Leonidas anschaut, sollte ergänzend unbedingt das an derselben Straße gelegene Historische Informationszentrum der Thermopylen besichtigen. Dort können die Besucher einen interessanten 3D-Film mit allen relevanten Informationen und Details zu der mehrtägigen, historischen Schlacht sehen und sich auch ansonsten interaktiv informieren. Ein kleines Café und ein Andenken-Geschäft laden zu einer Pause ein. In ca. 2 Kilometern Entfernung vom Thermopylen Denkmal befinden sich an einem etwas ungepflegt wirkenden Parkplatz in ruhiger, waldreicher Umgebung am Fuß des Gebirges die Quellen der Thermopylen, wo man, am besten mit Badeschuhen für den Einstieg, ein heißes Bad nehmen kann.

An einen historischen Moment in der neueren griechischen Geschichte erinnert eine Gedenkstätte unweit von Lamia. Griechische Partisanen haben 1942 ein britisches Kommando bei der Sprengung des Eisenbahnviadukts von Gorgopotamos, an der Strecke von Thessaloniki nach Athen, erfolgreich unterstützt. Die Sprengung von zwei der sechs hohen Pfeiler hatte den deutschen Besatzern großen Schaden zugefügt und eine überregionale historische Bedeutung. Sie war auch ein Zeichen für den massiven griechischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Heute führt ein Weg zum Denkmal und zur Brücke, die das Tal des Flusses Gorgopotamos quert. Seit langem fahren wieder Züge über die Brücke. Trotzdem wirken die zerstörten Pfeiler bis heute wie eine Mahnung, da sie nur durch eine Behelfskonstruktion ersetzt wurden.

Eine lange Tradition hat der Weinanbau in der Region Fthiotida. Wissen über Wein und Kultur vermittelt ein Besuch im Weingut Hatzimichalis in Atalante, das von Weinbergen und flacheren Anbauflächen umgeben ist. Dort werden Weine höchster Qualität aus verschiedenen Rebsorten produziert. Es ist ein modern geführtes Weingut, das trotzdem auf Tradition setzt und auf Besucher eingestellt ist. Auf dem weitläufigen Gelände befinden sich ein kleines Amphitheater und eine Kapelle. Bei einer Besichtigung kann man Wein verkosten, kaufen und ein kleines Museum zur Geschichte des Weins besuchen. Ein Höhepunkt der Besichtigung ist es, die 2500 Fässer aus französischer Eiche zu sehen, in denen verschiedene Arten von Wein gelagert werden.

Wer Urlaub am Meer verbringen will, könnte sich in einem der kleinen Orte am Golf von Malia, wie dem zu Stylida gehörigen Karavomylos wohlfühlen. Dort gibt es unmittelbar am Strand gelegene Hotels, wie beispielsweise das Hotel Tsamadanis. In den Hotels, meist mit großen Außen-Restaurants an dieser Küste, ca. 25 Kilometer von Lamia entfernt, wohnt man ruhiger als in der Stadt. Außerdem hat man an den Wochenenden oft Gelegenheit bei einer „Griechischen Hochzeitsfeier“ mit teilweise Hunderten von Gästen zuzuschauen.

Delphi ist eines der berühmtesten griechischen Heiligtümer und liegt am Abhang des Parnass im Verwaltungsbezirk Fokida. Die Landschaft ist reich an Gegensätzen, auf der einen Seite gibt es die wilde Schönheit der Berge gleichzeitig findet man in Fokida auch schöne Strände. Die meisten Besucher kommen mit dem Bus oder Auto nach Delphi, aber auch zu Fuß kann man „den Nabel der Welt“ über den Europäischen Wanderweg E4 erreichen. Im antiken Griechenland war Delphi vor allem für das Orakel bekannt. Heute gibt es die moderne kleine Stadt Delphi und die Ausgrabungen, die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Stefanos Lefas, der uns sehr fachkundig durch Delphi führt, erklärt auf dem archäologischen Gelände, bevor er mit der eigentlichen Führung beginnt: „Schauen Sie sich die Landschaft an, sie war bedeutend für die Errichtung und Gestaltung der Tempel. Früher wurde die Göttin Gaia verehrt. Seit Beginn des 8. Jh. vor Christus setzte sich in Delphi die Verehrung des Apollon durch und das Orakel von Delphi wurde immer wichtiger. Ab da herrschte eine neuer Geist, es wurde nichts von Bedeutung mehr getan, ohne das Orakel gefragt zu haben. Medium des Gottes Apollo war die Pythia, die durch die Inhalation von Dämpfen, die aus der Erde kamen, in Trance versetzt war. Es waren private und vor allem wichtige politische Fragen, auf die es unverständliche Antworten gab, die „übersetzt“ werden mussten. Das war die Aufgabe von kultivierten, weisen Männern, den Oberpriestern. Außer dem Tempel des Apollon wurden Schatzhäuser errichtet, denn es wurden viele, sehr wertvolle Weihegeschenke, Opfergaben, gebracht. In römischer Zeit verlor Delphi seine Bedeutung. Außerdem wurde die Stätte durch Erdbeben zum Teil zerstört.“ Mit den Ausgrabungen begannen französische Archäologen am Ende des 19. Jahrhunderts. Dann beginnt die eigentliche Führung über das Gelände am Hang des Parnass. Man geht über die Heilige Straße, sieht eine Nachbildung des Omphalos, Schatzhäuser, die Ruinen des Apollon Tempels, das Theater, in dem 5000 Besucher Platz hatten und weitere Heiligtümer. Während des Rundgangs hat man zeitgleich einen wunderbaren Blick auf die herrliche Gebirgslandschaft. Am Wegrand weist Stefanos während der abwechslungsreichen Führung nicht nur auf die Gebäude hin, sondern auch auf eine Pflanze, die Feuer des Prometheus genannt wird. Abgerundet wird der Besuch durch den Besuch des Archäologischen Museums unter dessen Schätzen, die Figur des Wagenlenkers von Delphi hervorragt. Besucher sollten möglichst einen vollen Tag für die Besichtigung von Delphi einplanen.

Südlich von Delphi liegt am Meer die malerische Stadt Galaxidi, die eine maritime Tradition hat. Die Kirche des Heiligen Nikolaus überragt den Ort, der heute sowohl mit seinem modernen Yachthafen als auch mit alten Kapitänshäusern und kleinen, ruhigen Gassen in der Nähe der Kirche als Urlaubsort überzeugt. Das Nautische und Historische Museum von Galaxidi ist einen Besuch wert. Es beschäftigt sich mit dem Leben und der Bedeutung der Seefahrt für die Bewohner der Region. Galaxidi ist ein Ort mit schönen Stränden in der Umgebung, der nicht um jeden Preis wachsen will, sondern auf Qualitätstourismus setzt. Urlauber, die individuell unterwegs sind, finden hier einen Ort, um wirklich zu entspannen. Direkt am Meer gibt es mehrere Lokale in denen man bei einem Frappé einfach nur Meer und Sonne genießt. In gemütlichen Tavernen, wie der Zygos Taverne, die einen schönen Balkon in der ersten Etage hat, kann man ausgezeichnet schmeckende, typisch griechische Gerichte genießen.

Am Ortsrand von Eratini, nur rund 20 Kilometer von Galaxidi entfernt, liegt das Delphi Beach Hotel, nur durch eine wenig befahrene Straße vom Meer getrennt, direkt am Kieselstrand. Die Zimmer sind modern eingerichtet und haben alle einen Balkon. Ein großer Pool, eine Poolbar mit angenehmer abendlicher Livemusik und eine gut eingerichtete Sonnenterrasse lassen hier den relativ preisgünstigen Urlaub, besonders für Familien, zu einer guten Zeit werden. Es gibt zahlreiche Spielmöglichkeiten für Kinder und ein gutes Sportangebot. Wer Abwechslung sucht, kann mit einem Bus leicht nach Galaxidi fahren. Zu beachten für deutschsprachige Gäste ist, dass griechische oder englische Sprachkenntnisse zur Verständigung mit dem freundlichen Personal erforderlich sind. Gut zwei Stunden von Athen entfernt erwarten reizvolle Orte und berühmte archäologische Stätten mit Zeugnissen aus einer weit entfernten Zeit auf ihre Besucher. Vor Ort ist es vorteilhaft mit einem Auto auf den gut ausgebauten Straßen unterwegs zu sein, um möglichst viele Entdeckungen machen zu können.

Autor:

Christian Kolb aus Essen-Steele

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