Das Christkind im Schrank

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Viele schöne Erinnerungen habe ich an die Adventszeit meiner Kindertage. Es war herrlich mit meinen Eltern in die Essener Innenstadt zu fahren,und bei der Eröffnung der Essener Lichtwochen dabeizusein.Grosses Staunen als Millionen Lichter erstrahlten, ich konnte mich nicht sattsehen. Hier, genau hier in Essen musste das Christkind wohnen, denn wo so viele Lichter erstrahlen, die wahrscheinlich von tausenden kleinen Engeln aufgehangen wurden, da war es daheim, da war klein Binchen sich sicher!
Ganz verzaubert gingen wir Drei die Kettwiger Strasse hinunter und unten hinter der Kirche, ging es in meine Lieblingsstrasse, die Limbecker. Dort befand sich auf der linken Seite der Kindertraum schlechthin.. Roskothen, jenes legendäre Spielzeuggeschäft das Kinderherzen höher schlagen ließ. Am Schaufenster drückten sich die Kinder die Nasen platt, denn hunderte Steiftiere und Puppen auf Bimmelbahnen, fuhren und bewegten sich dort im Winterlandschaufenster. Im Laden bekam man einen wunderbaren Spielzeugkatalog mit vielen Seiten die von mir daheim andächtig bestaunt wurden. Jedes Jahr durfte ich mir ein Teil daraus aussuchen und es auf den Wunschzettel ans Christkind aufmalen. Dort fand ich sie, die ultimative Puppe, den Traum einer Puppenmutti wie mich KULLERTRÄNCHEN
Dieser Babypuppe konnte man mittels einer kleinen Babyflasche Wasser eintrichtern, man drücke
te dann den Arm hinuter und das Püppchen weinte Tränen und machte Wasserpipi.. Es gab Windeln dafür und Bekleidung. Und..diese Puppe kostete eine Stange Geld, wie mein Papa sagte.
Ich verstand nicht, warum es Geld auf Stangen geben sollte, aber wenn er das sagte, stimmte es dann schon.
Mutti erklärte mir, das diese Puppe für das Christkind zu teuer wäre, und ich heulte und schimpfte so vor mich hin. Ha, das Christkind dort oben hat viele Engel die beim Plätzchenbacken halfen, der Himmel war gestern abend blutrot.... Wer für Alle Kinder Plätzchen backen konnte, hat genug Stangen mit Geld, erklärte ich meinen Eltern.

Einige Tage vor Weihnachten, es war genau am 4 ten Advent, raschelte es im Schlafzimmer meiner Eltern. Ich hörte es genau, da war was im Gange. Hinein konnte ich nicht, denn die Türe war abgeschlossen. Nanu, wo war Mutti abgeblieben?
Ich versuchte durch das Schlüsselloch zu schauen, aber der Schlüssel steckte von innen. Nichts sah man, nichts..
Mutti.. rief ich, bist Du da drinnen..
"Ja, ich komme sofort, ich muss nur den Schrank aufräumen"
Ok, dann wartete ich..rascheln ..Die Türe vom Kleiderschrank knarrte..Und dann kam Mutti wieder hinaus und wir gingen in die Küche, wo sie dann anfing das Abendessen zu machen. Binchens Neugierde war geweckt..diese Rascheln und knarren dort im Zimmer ging mir nicht aus dem Kopf.....
So schlich ich dann auf Zehenspitzen zum Schlafzimmmer, öffnete ganz ganz leise die Türe und schloss sie. Binchen stand da, vor dem riesigen Kleiderschrank und schloss ganz ganz liese die Schranktüre auf. Noch sah ich nichts. Ich kletterte hinein. Dort hinter Muttis langem Wintermantel entdeckte ich das Paket..Ein rotes, mit einer weißen Schleife drumherum..
Meine Kindliche Neugierde wurde jäh gestörrt, als mein Papa ins Zimmer kam. Da es schon dämmerig wurde, er das Licht nicht anmachte, schloss er die offene Kleiderschranktüre und drehte den Schlüssel herum..
Ich war ganz leise, denn schnüffeln in Schränken war kleinen Binen nicht erlaubt...sie taten es trotzdem!
Nun saß ich fest, dort im Schrank..und es war ganz dunkel da drinnen und es roch nach Lavendel und Mottenkugeln.
Maaaamiiii.. schrie ich, Maaaamiii... ich will hier raus..
Meine Mutter hatte sich schon auf die Suche nach dem verschwundenen Töchterlein gemacht. Sie hörte gottlob mein Rufen und öffnete den Schrank..Hurra..ich konnte hinausklettern.
Mutti war sauer, und schimpfte mich aus.." Was machst Du bloss für Sachen, Du bist mir ja ein Christkindchen"...
und dann lächelte sie vor sich hin.
Nun war ich also das Christkindchen...hm, sehr sehr merkwürdig Alles.
Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen wie froh ich war, aus diesem Schrank befreit zu sein!!!
Die Neugierde war aber immer noch da, aber ich geduldete mich dann doch noch eine Woche bis zum Heiligen Abend..
Ratet mal, was in dem roten Paket gewesen war....
Mein KULLERTRÄNCHEN..Klein Binchen war sowas von glücklich.. nur warum ich ein Christkindchen gewesen war, hatte ich nicht verstanden..im Dezember 1963

Autor:

Sabine Hegemann aus Essen-Steele

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