Facebook- Panik: “... Hiermit widerspreche ich den Facebook- AGBs!”

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So kann man es auf vielen Profilen bei Facebook mal wieder lesen. Über den Unsinn, mit einem einfachen Posting die Nutzungsbedingungen von Facebook aushebeln zu wollen, haben sich viele andere schon ausreichend ausgelassen. Das ist deswegen auch nicht Thema des Artikels.
Auslöser der Panik ist eine erneute Anpassung der Nutzungsbedingungen im sozialen Netzwerk Facebook: Die Daten der Nutzer werden jetzt noch umfangreicher für "personalisierte Werbung", also Werbung, die noch genauer auf den Menschen vor dem Computer zugeschnitten ist, ausgewertet.

Aber worum geht es? Und was kann ich als Nutzer tun, um zumindest nicht alle Daten zu meiner Manipulation freizugeben?

Kurz erklärt für Menschen, die sich noch nicht so viele Gedanken dazu gemacht haben:
Facebook ist nicht “kostenlos”. Der Nutzer zahlt aber nicht mit Geld, sondern mit seinen Daten: Sie können Ihren Freunden und Bekannten ohne Servicegebühren über die von Facebook bereitgestellte Plattform mitteilen, was Sie interessiert und was Sie so machen, wenn Facebook im Gegenzug mitlesen und diese Informationen zu Werbezwecken ausschlachten darf. Gleichzeitig setzen Facebook und seine Partnerunternehmen bei der Benutzung Cookies: Kleine Programme, die Sie auf dem weiteren Weg durchs Netz begleiten und beim nächsten Besuch des Facebook- Accounts dem Konzern verraten, wo Sie so waren und was Sie interessiert hat. Dann blendet uns Facebook , bezahlt von seinen “Partnerunternehmen”, entsprechende Angebote ein. Interessieren Sie sich zum Beispiel bei Amazon für einen Staubsauger, können Sie sich den erneuten Weg dorthin sparen: In der Facebook- Chronik bekommen Sie in den folgenden Tagen genug Angebote von Haushaltswaren- Händlern eingeblendet. Sie klicken einmalig auf der BMW- Seite auf “gefällt mir”? Seien Sie sicher, Ihre Freunde werden regelmäßig ungefragt daran erinnert, dass Sie BMW mögen, gewürzt mit den neuesten Faceliftings der 5er- Reihe. Ein Handel, der so in den Nutzungsbedingungen steht. Und nur unter diesen Bedingungen darf der User den Dienst nutzen. Facebook ist zwar ein “Soziales Netzwerk”, aber keine “Soziale Plattform”. Der Gärtner von Herrn Zuckerberg muss schließlich auch bezahlt werden...

Und was mache ich dagegen?

Mit der Anpassung von Facebook werden nun die von uns gewonnenen Daten verstärkt auch an andere Unternehmen verkauft, die sie für Werbezwecke benutzen. Hierfür werden neben den kleinen Cookies auch sogenannte "Tracker" (aus dem Englischen: "Verfolger") eingesetzt: Programme, die den Verkehr auf Internet- Seiten analysieren. Die gesammelten Daten geben für die Werbenden wertvolle Hinweise: "Wie alt sind die Nutzer, die unsere Seiten besuchen? Sind es eher alleinstehende Mütter oder Geschäftsleute? Aus welchen Städten kommen sie? Für was genau interessieren sie sich? ..." Und so weiter. Das ist nichts neues, das war immer schon so. “Personalisierte Werbung”, also Werbung, die gezielt auf den Nutzer zugeschnitten ist, gibt es schon lange bei Facebook. Jetzt nur noch etwas verstärkter, auch unter Einbeziehung von "Partnerseiten".

Einige “Tracker” von Unternehmen, die ihr Geld mit den Daten anderer verdienen, kann man in seinem Facebook- Account abschalten. Wie das geht, sehen Sie in der Bilderstrecke. Auch die anderen Einstellungen zur Werbung sollte man bei der Gelegenheit gleich mal überprüfen. Geschützt sind Sie dann zwar trotzdem nicht vollständig; schließlich lebt der Facebook- Konzern von Werbung. Aber so einige Spuren werden schwerer zu verfolgen sein. Das Verfahren sollte bei allen Geräten angewendet werden, mit denen Sie bei Facebook surfen: Ob Smartphone, iPod oder Tablet.
Übrigens wird die Seite, auf der man die "Tracker" ausschalten kann, durch eventuell bereits installierte Werbeblocker gestört, weil sie naturgemäß dafür sorgen, dass mit eben diesen Diensten, die hier abgeschaltet werden sollen, kein Kontakt aufgenommen werden kann. Also hier bitte vorher Programme wie zum Beispiel “AdBlock plus” ausschalten.


Ist das alles, was ich tun kann?

Auch in seinen Browsereinstellungen können Sie das Setzen von Cookies einschränken. Ich schreibe deswegen “einschränken”, da viele Seiten mittlerweile ohne Cookies nicht mehr funktionieren und man einfach einen Hinweis am oberen Bildrand eingeblendet bekommt: "Mit der Nutzung dieser Seite stimmen Sie dem Setzen von Cookies zu." (So zum Beispiel bei Youtube)

Was mir nebenbei bemerkt allerdings sehr doppelzüngig erscheint, ist das gespielte Entsetzen der Medien über die Tatsache, dass Facebook nun verstärkt diese “Tracker” einsetzt und mit den Daten handelt: Haben sie doch selbst auf ihren Seiten jede Menge dieser Spione eingebaut! Überprüfen können Sie es, indem Sie Ihren Browser etwas aufrüsten. Beim Browser “Mozilla Firefox” zum Beispiel mit einem AddOn wie “Ghostery”, mit dem sich die aufgespürten Spione auch gleich blocken lassen. So bekommt man dann plötzlich angezeigt, dass fast alle Medienseiten mit diesen virtuellen Daten- Spannern arbeiten.

Auf der Seite mit den Warnungen und Ratschlägen gegen die unverschämte Ausspäherei durch Facebook hat zum Beispiel die BILD 6 Werbetracker geschaltet, die WAZ 4 Werbetracker. Für eine angebliche Empörung über Daten- Weiterverwendung nicht gerade wenig! Aber vorsicht beim Blocken der Tracker: Einige sind notwendig, um alle Funktionen bestimmter Seiten nutzen zu können, etwa bei der Identifizierung beim Einloggen!

Allgemein sollten sich übrigens viel mehr Facebook- Nutzer Gedanken über ihr Internetverhalten machen und mal in aller Ruhe die Einstellmöglichkeiten im größten sozialen Netzwerk durchsehen. So etwas zählt zur viel belächelten "Netzkompetenz", die nicht bereits erlangt ist, wenn Sie wissen, wie man einen Browser bedient. "Netzkompetenz" ist nämlich in etwa zu wissen, was im Internet mit Ihren Daten so geschieht!

Autor:

Ingo Behring aus Essen-Steele

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