Die erste deutsche Gartenstadt

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Margarethe Krupp führte nach dem Tod ihres Gatten Friedrich Alfred Krupp das Familienunternehmen weiter. Neben ihrem Engagement als Kunstmäzenin wirkte sie vor allem im sozialen Bereich. Wohlfahrtseinrichtungen für Frauen waren ihr ein besonderes Anliegen. 1906 rief sie anläßlich der Heirat ihrer Tochter Bertha die "Margarethe-Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge" ins Leben. Mit deren Kapital wurde erstmals eine - im Unterschied zu anderen Krupp-Wohnprojekten - klassenübergreifende Siedlung realisiert. Die Margarethenhöhe ist hierin zum Leitbild für den späteren allgemeinen sozialen Wohnungsbau geworden. Mit der Planung und dem Bau der Siedlung wurde Georg Metzendorf beauftragt, ein Reformarchitekt, der zahlreiche öffentliche Gebäude, Geschäftshäuser und weitere Siedlungen im Ruhrgebiet schuf. Neben den Gartenstadtprinzipien setzte Metzendorf in der Margarethenhöhe sein Konzept des "Klein-Wohnhauses" um. Dieser Entwurf zeichnete sich durch eine auf die Bedürfnisse der industriellen Kleinfamilie zugeschnittene Grundrißlösung und durch einen Komfort (Bad, Wasserklosett und Zentralheizung) aus, der bis dahin für diese Zielgruppe nicht bekannt war. Das Zentrum der Margarethenhöhe bildet der "Kleine Markt" mit seiner Achse aus Gasthaus, Marktbrunnen und der ehemaligen Kruppschen Konsumanstalt. Im Gasthof Margarethenhöhe (1911), dem Wahrzeichen der Siedlung, befindet sich das frühere Sitzungszimmer der Stiftung. Der Schatzgräberbrunnen (1912), ein Werk des Bildhauers Josef Enseling, ist eine Schenkung der Stadt Essen zu Ehren der Stifterin. Die alle anderen Gebäude überragende, an der Stirnseite des Marktplatzes gelegene Konsumanstalt war den Kruppschen Werksangehörigen vorbehalten. Mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten für freie Künstler schuf die Stiftung die Voraussetzung dafür, dass sich die Margarethenhöhe ab 1917 zu einer Künstlerkolonie von überregionaler Bedeutung entwickeln konnte. In den folgenden Jahren entstanden das "Kleine Atelierhaus" in der Sommerburgstraße 18, das "Werkhaus" Im Stillen Winkel 1 sowie das "Große Atelierhaus" Im Stillen Winkel 42-48. Zum Kreis der auf der Margarethenhöhe tätigen Künstler zählten u.a. der Graphiker Hermann Kätelhön, der Bildhauer Will Lammert, die Goldschmiedin Elisabeth Treskow, die Buchbinderin Frida Schoy und der Fotograf Albert Renger-Patzsch. Die Vertreibung von Künstlern und Künstlerinnen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 setzte der Künstlergemeinschaft ein Ende.

Autor:

Thomas Ruszkowski aus Essen-Ruhr

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