Man darf wieder baden!

Bei 19 Grad wagten einige Essener den ersten Sprung nach 46 Jahren in die Ruhr - darunter auch Joachim Krueger (l.). Fotos: Gohl
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Baden in der Ruhr ist nach 46 Jahren wieder möglich: an sonnigen Tagen am Seaside Beach

Vor 46 Jahren steckten die Essener das letzte Mal ihre Füße in die Ruhr. Ursprünglich für den Sonntag angesetzt, wurde nun am vergangenen Dienstag die offizielle Badestelle am Seaside Beach eröffnet. Bei besten wetterlichen Bedingungen stürzten sich Alt- und Jungschwimmer ins kühle Nass.

„1961 lobte Willy Brandt den blauen Himmel über der Ruhr“, setzt Oberbürgermeister Thomas Kufen zu seiner Eröffnungsrede an, „zehn Jahre später war mit dem Schwimmen Schicht im Schacht.“ Dass die Wasserqualität auch vor 1971 schlecht war, hat im industriell geprägten Essen lange keine Rolle gespielt. Das Fließgewässer war jahrelang Transportweg für Kohle und Industrieabwässer. Durch milliardenschwere Investitionen in Abwasserbeseitigung seit nunmehr 30 Jahren ist die Wasserqualität jetzt endlich unbedenklich. Vielmehr sei sie so gut wie 1933, als der Baldeneysee gestaut wurde, weiß Prof. Dr. Norbert Jardin, der im Ruhrverband im Vorstand für Technik und Flussgebietsmanagement sitzt.

Wasserqulität so gut wie nie zuvor

Selbst schwimmen wollen die Initiatoren zwar heute nicht, aber Thomas Kufen und Simone Raskob, Umwelt- und Baudezernentin, halten prüfend die Beine ins klare Gewässer. Kalt? 19 Grad seien es am Morgen gewesen – Atlantik-Temperatur. Und auch die Essener, die jetzt endlich wieder in ihren Fluss springen dürfen, schauen eher glücklich als frierend. Christian Keller, ein ehemaliger deutscher Schwimmprofi aus Essen, will gar nicht mehr heraus. Joachim Krueger ist in der Ruhr bereits vor über fünfzig Jahren geschwommen. Jetzt ist der gebürtige Essener unter den ersten, die ihren Fluss wiedergewinnen. „Ich bin sowieso ein Fan von Naturgewässern“, meint er, „und das hier ist wirklich super!“ Mittlerweile wohnt Krueger in Ludwigshafen. Zufällig hat er vom Badeereignis gelesen, als er vor einer Woche in die Stadt zurück reiste – und war sofort begeistert. „Zu meiner Schulzeit in Essen bin ich hier oft geschwommen“, erzählt er, „als ich jetzt davon gelesen habe, dachte ich: Da musst du hin!“

Als Kind in der Ruhr geschwommen

Helga Kern-Rother wohnt seit 2002 in der Ruhrmetropole. Mit dem Baldeneysee verband sie zunächst nur Fahrradfahren, radelt sie doch von Holsterhausen oft bis zum Wasser. „Ich finde das toll, was hier gemacht wird“, freut sich Kern-Rother, die einige Minuten vorher mit einem Jauchzen ins Wasser eingetaucht ist, „ich mache alle Grüne Hauptstadt-Akionen mit.“
Bis zu 60 Tage soll das Schwimmen im Fluss jährlich möglich sein, denn bei Regen und Hochwasser heißt es weiterhin: Baden verboten. Mithilfe eines Frühwarnsystems können Schwankungen der Wasserqualität jedoch zeitnah vorausgesagt werden, sodass keine Pläne über den Haufen geworfen werden müssen.
Aber fühlt sich das Wasser denn tatsächlich anders an als vor 46 Jahren? Joachim Krueger lacht. „Damals war nicht das Wasser, sondern das gesamte Ruhrgebiet ganz anders als jetzt“, weiß er aus eigener Erfahrung zu berichten. Krueger wird in die Stadtgeschichte eingehen; er war unter den ersten Schwimmern, die am 23. Mai nach über vierzig Jahren in ihren zurückgewonnenen Fluss sprangen – und der allererste, der wieder einen Kopfsprung wagte.

Baden in der Ruhr - Infos:

Die Badestelle am Seaside Beach Baldeney erstreckt sich über eine Uferlänge von 50 Metern und reicht 15 Meter in den See hinein. Der Einstieg in das Fließgewässer ist über drei Stege möglich.

Durch das eigens entwickelte Frühwarnsystem können Interessierte tagesaktuell auf der Homepage des der Stadt Essen www.essen.de/badeninderruhr und des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) abrufen, an welchen Tagen das Baden in der Ruhr möglich und erlaubt ist.

Eine Badeaufsicht sowie eine entsprechende Infrastruktur mit Toiletten, Umkleiden und Verpflegung sind durch das Seaside Beach Baldeney gewährleistet. Die Nutzung der Badestelle ist im regulären Eintrittspreis von 3,50 Euro (ermäßigt 3 Euro) enthalten.

Autor:

Julia Hubernagel aus Essen-Süd

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