Museum Folkwang und Villa Hügel zeigen Katharina Fritsch

Katharina Fritsch im Museum Folkwang und in der Villa Hügel
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Das Museum Folkwang und die Villa Hügel zeigen gemeinsam einen kompletten Werkzyklus, den die Bildhauerin und Biennale-Künstlerin Katharina Fritsch ihrer Geburtsstadt Essen gewidmet hat.

Die "Essener Serie" basiert auf historischen Postkarten mit Ansichten der Stadt Essen. Katharina Fritsch hat sie großflächig verfremdet, mit Skulpturen ergänzt und sie szenisch in Künstlerräume verwandelt. Es ist eine Reise in die Vergangenheit ohne typisch nostalgische Farbspiele. Im Museum Folkwang sind 13 Arbeiten, in der Villa Hügel 4 Arbeiten zu sehen. Bisher kannte niemand in Essen Katharina Fritschs Arbeiten über Essen. Das wird sich jetzt ändern. Tobia Bezzola, Direktor des Museum Folkwang, ist froh darüber, die "Essener Serie" nun in Essen zeigen zu können.

Postkarten vom Opa aus Essen

Essen ist zwar ihr Geburtsort, Heimatstadt war Essen allerdings nie für Katharina Fritsch. Schon bald sind die Eltern mit ihr nach Langenberg gezogen. Studiert hat Katharina Fritsch dann in Düsseldorf, an der Kunstakademie, wo sie heute selbst als Professorin lehrt. Während ihres Studiums in Düsseldorf hat der Großvater ihr Postkarten aus Essen geschickt. Ein lieber, postalischer Gruß aus Essen nach Düsseldorf. Diese Postkarten aus den 1970er und 1980er Jahren zeigen typische Motive aus Essen und Umgebung, wie die Kettwiger Straße, die Gruga oder den Baldeneysee.

Die Essener Serie

In den Jahren 2005 bis 2007 nimmt Katharina Fritsch diese Postkarten und lässt sich zur "Essener Serie" inspirieren. Sie transformiert die kleinteiligen Postkarten zu großflächigen Siebdrucken, überlagert diese mit unterschiedlichen Farbflächen. Die Farbflächen wählt sie ebenfalls großformatig und in hellen, leuchtenden Farben. Die Motive der Postkarten sind zwar verblasst, aber da ist nichts, was an Nostalgie in Sepiabraun erinnern könnte. Gut zu erkennen sind die Parkanlagen in der Gruga mit akkuraten Blumenbeeten und sprudelnder Wasserfontäne oder die Segelschiffe auf dem Baldeneysee. Erinnerungen werden geweckt an die obligatorischen Sonntagsausflüge in den Wirtschaftswunderjahren, feingemacht im sonntäglichem Kostüm und Anzug. Ausflüge in scheinbarer Idylle, die auch etwas Melancholisches in sich trugen, "bedrückend und aspikartig", so Katharina Fritsch. Vielleicht kann sich der ein und andere Besucher selbst daran erinnern und ähnliches nachempfinden. Jeder mag da seine ganz individuellen Erinnerungen, Gefühle und Gedächtnisbilder haben.

Siebdrucke kombiniert mit Skulpturen

Um den Siebdrucken eine szenische Tiefe zu geben, kombiniert Katharina Fritsch sie mit Skulpturen. Sie sind aus weißem Kunststoff gefertigt, makellos glatt in der Oberfläche. Gleich zu Anfang begrüßt ein "Riese", der sehr an einen Neandertaler erinnert, den Besucher. Des weiteren gibt es eine Vase in geradezu idealer Form, dann einen Torso, der auf eine Skulptur des Bildhauers Ernst Conze zurückgeht. Diesen Torso hatte die Künstlerin als Kind im Garten der Nachbarn entdeckt.

Zeitgenössische Kunst in der Villa Hügel

Um Kindheitserinnerungen geht es auch in einem weiteren Künstlerraum, der in der Villa Hügel eingerichtet ist. Die Villa Hügel, bekannt durch ihre kunsthistorischen Ausstellungen, öffnet sich zum ersten Mal der zeitgenössischen Kunst. Über 100.000 Besucher kommen jährlich auf den Hügel, warum sollten sie nicht auch auf Gegenwartskunst treffen? Volker Troche von der Kulturstiftung Ruhr ist überzeugt, dass dieser Überraschungsmoment bei den Besuchern ankommt. Und wirklich der Künstlerraum, eingerichtet in der ersten Etage, ist ein spannungsvoller Kontrast zum Ambiente der altehrwürdiger Villa. Hier sind drei Fotografien aus dem Langenberger Garten als Siebdrucke zu sehen. Im Mittelpunkt steht der "Rosengarten", davor sind Skelettfüße platziert, Erinnerungs- und Traumsequenzen der kleinen Katharina an dieser Stelle eindrucksvoll präsentiert.
Der Überraschungsmoment für die Villa Hügel Besucher dürfte gesichert sein.

Die Ausstellung in beiden Häusern läuft bis zum 30. Oktober 2016

Infos zur Ausstellung im Museum Folkwang
Infos zur Ausstellung in der Villa Hügel

Hier ein erster Rundgang:

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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