Ausbildung plus Studium? Unternehmerverband warnt vor "Akademisierung"

In welchen Fällen ist es wirklich sinnvoll, nach der Ausbildung noch ein Studium zu absolvieren? | Foto: Hochschule Bochum
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„Die Wirtschaft, auch und gerade in unserer Region, hat ihre Zusagen aus den Ausbildungspakten stets eingehalten. Viele unserer Betriebe bilden sogar über Bedarf aus“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz, zur aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Nichtsdestotrotz dürfe man die Augen vor den Problemen beim Thema Ausbildung nicht verschließen. „Es fehlt in weiten Teilen der Gesellschaft zunehmend eine Wertschätzung der Ausbildung. Diese Entwicklung ist falsch und gefährlich“, warnt Schmitz. Immer mehr junge Leute streben nach einem Studium.

Der Unternehmerverband weist darauf hin, dass es bereits im sechsten Jahr infolge mehr unbesetzte Lehrstellen als unversorgte Bewerber gibt. „Und das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass es immer weniger junge Leute gibt. Nein, immer mehr junge Leute wollen Abitur und streben nach einem Studium“, erläutert Schmitz. Längst machten Begriffe wie „Bachelorisierung“ und „Akademisierung“ die Runde. „Aber ist das wirklich gut?“, fragt Schmitz. Zweifel seien angebracht, denn auf dem Arbeitsmarkt fehlten nicht nur hochqualifizierte Fachkräfte, sondern auch Facharbeiter. „Und soll es künftig nur noch Häuptlinge geben? Ich meine, nein. Und ist wirklich jeder für ein Studium geeignet? Ich meine ebenso, nein“, erklärt Schmitz seinen Standpunkt.

Mangel an Facharbeitern

Natürlich brauchten die Unternehmen Hochschulabsolventen für immer komplexere Arbeitsprozesse. Der Ingenieur-Mangel sei mit Händen zu greifen. „Aber schütten wir nicht das Kind mit dem Bade aus, wenn nur noch das Studium als Ausbildung etwas wert ist? Ich meine, ja, denn auch die klassische Ausbildung ist viel wert“, betont der Wirtschaftsvertreter. Ein Facharbeiter verfüge etwa in der Metall- und Elektroindustrie über hervorragende Perspektiven, auch mit Blick auf das Gehalt. Facharbeiter seien zudem das Rückgrat der gesamten Wirtschaft.

Für die Ausbildungsberufe sei es offenbar nachteilig, dass die Zahl der Schulabgänger mit Haupt- und Realschulabschluss in den letzten zehn Jahren um ein Fünftel gesunken ist. „Ziel der Schulpolitik darf es nicht sein, dass alle Kinder Abitur bekommen. Die Jugendlichen müssen in der Schule individuell gefördert und durch eine umfassende Berufsorientierung auf den Einstieg in Ausbildung vorbereitet werden“, fordert Wolfgang Schmitz.

Wert der Ausbildung fördern

Nach Ansicht des Unternehmerverbandes sollten die Betriebe trotz aller Schwierigkeiten an ihren Ausbildungsangeboten festhalten oder sie gar ausbauen. „Wer heute ausbildet, hat auch noch morgen wichtige Fachkräfte in seinem Betrieb“, unterstreicht Schmitz. Es sei vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wichtiger denn je, dass alle Arbeitsmarktakteure und auch die Unternehmen selbst für den Wert der Ausbildung kämpften.

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