Kinopremiere in der Lichtburg war ein Abend für Mutige

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Kinopremiere des Films „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ in der Lichtburg – Donnerstag, 11. April 2013


„Wotan spielt so zart und fein, wie ich es selten erlebt habe. Es gibt nur Wenige, die so eine passive Figur wie Markus so faszinierend gestalten können“ – so schwärmt Regisseur André Erkau in einem Interview von seinem Hauptdarsteller.

Durch Rollen wie in „Antikörper“ oder „Das letzte Schweigen“, sollte dem Publikum eigentlich schon längst aufgefallen sein, das man den amtierenden Träger des Deutschen Filmpreises, Wotan Wilke Möhring („Der letzte schöne Tag“), auch schlicht als den besseren Schweiger bezeichnen könnte. Falsch dagegen wäre es jedoch, die gelungene Umsetzung von „Das Leben ist nichts für Feiglinge“, ausschließlich auf die erneut überzeugende schauspielerische Leistung des künftigen Tatort-Komissars zu reduzieren, der nach der TV-Adaption von „Freilaufende Männer“, erneut eine Romanfigur des Autors Gernot Gricksch verkörpert. Es ist die durchgängig starke Besetzung, die zu gleichen Teilen den Film trägt und den Zuschauer schnell erkennen lässt, das jede dieser Säulen im Gerüst unersetzlich ist.

In der Geschichte, in der die Familie Färber den plötzlichen Tod der Ehefrau/Mutter/Schwiegertochter zu verkraften hat, war die vermutlich mutigste Entscheidung, die Tochter Kim mit Debütantin Helen Woigk, in ihrer ersten Kinorolle zu besetzen. Mut der belohnt werden sollte. Kims Schwarm Alex wird von Frederick Lau (Grimme Preis für „Neue Vahr Süd“) dargestellt, der nach „Die Welle“, erneut einen unverstandenen Heranwachsenden mimt.

Wenn überhaupt einer der Protagonisten hervorzuheben ist, dann am ehesten Oma Gerlinde (gespielt von Christine Schorn, u.a. „Good Bye Lenin“, „Halt auf freier Strecke“), die sich angesichts des bereits erlittenen Familienschicksals nicht traut, dem Sohn und der Enkelin ihre Darmkrebserkrankung zu beichten. Vollständig entfaltet der Film seine Gefühlswelt aber erst durch die Altenpflegerin und chronische Optimistin mit Improvisationstalent, Paula (Rosalie Thomass; „u.a. Neue Vahr Süd“), die als Konterpart zum depressiven Trio nicht nur ihren Teil dazu beiträgt, das die Familienmitglieder wieder den Weg zu sich finden, sondern auch dazu, dass es auf kaum einen Film mehr zutrifft, wenn die Zuschauer hinterher sagen, sie hätten Tränen gelacht.

In einem weiteren Zitat behauptet der gebürtige Dortmunder Erkau über den überzeugten BvB-Fan Möhring: „Wäre er ein Fussballer, würde er höchstwahrscheinlich bei Borussia Dortmund spielen. Denn die Dortmunder haben es nicht nur drauf, die brennen von innen“. Der Vergleich zeigt nicht nur treffend auf, dass sich sowohl der Schauspieler, als auch der Verein bereits seit längerer Zeit auf den Weg nach oben befinden, sondern enthüllt auch den Grund, weshalb die Premiere nicht wie üblich schon am Dienstag stattfinden konnte, als Möhring im Westfalenstadion seine Borussia gegen Malaga ins Championsleague Halbfinale jubeln musste. Im Gegenzug erschienen zur Premiere am Donnerstag neben Darstellern, Regisseur und Autor, unter anderem Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Skateboard Pionier Titus Dittmann mit dem Vorstand seines „skate-aid“-Projekts Torben Oberhellmann, Ruhrpott Regisseur Peter Thorwart, Axel Stein, Moritz Bleibtreu sowie die komplette Ü30 von Borussia Dortmund (in persona Sebastian Kehl, Roman Weidenfeller und Patrick Owomoyela). Zwar wurde der – Gerüchten zu Folge erwartetete – Trainer Klopp an diesem Abend nicht gesichtet, dafür wurde der Senat von Sportdirektor Michael Zorc begleitet.

Irgendwie passend. Denn sowohl in dem Film, als auch in dem Spiel der Borussia hat niemand nach 90 Minuten den Mut verloren.

Autor:

Sebastian Cappellacci aus Essen-Süd

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