Musical-Premiere in der Folkwang-Uni: Verliebt in Goethe

Was wäre ein Musical über Goethe ohne Mephisto? Rein gar nichts... Also schlüpft Tom Zahner in diese Rolle. 
Foto: Elsa Wehmeier
3Bilder
  • Was wäre ein Musical über Goethe ohne Mephisto? Rein gar nichts... Also schlüpft Tom Zahner in diese Rolle.
    Foto: Elsa Wehmeier
  • hochgeladen von Silke Heidenblut

Das Musical "Goethe! Auf Liebe und Tod" feierte am Dienstag Premiere in der neuen Aula der Folkwang Universität der Künste. Gil Mehmert inszenierte das neue Stück, das die Geschichte des jungen Dichters erzählt. Die Produktion ist eine Kooperation des Studiengangs Musical der Folkwang Universität und des Musical-Riesen Stage Entertainment.

Und wie es sich bei einer guten Kooperation gehört, spiegelt diese sich auch in der Besetzung wider: In die Titelrolle schlüpft Philipp Büttner, der zurzeit als Aladdin in Hamburg auf der Stage-Bühne steht, und seine große Liebe Lotte wird von Sabrina Weckerlin, die Kala aus Oberhausens "Tarzan", gespielt. Ein stimmgewaltiges Paar, das seine gesanglichen Fähigkeiten voll ausspielen darf.
Wer die Lebensgeschichte des großen Dichters erwartet, wird enttäuscht. Es geht tatsächlich "nur" um die ganz jungen Jahre.

Musicalstars Sabrina Weckerlin und Philipp Büttner

Der junge Goethe soll - wie der Vater - Jurist werden, er schreibt aber lieber, deshalb scheitert er an der Juristerei. Doch sein Vater (Daniel Berger, der mit "Träume sind wie Wasser" ein erstes melodiöses Zeichen setzt) ist da nicht zu erweichen, schickt seinen Sohn in die Provinz nach Wetzlar, wo er wenigstens Rechtsreferendar werden soll. Dort lernt er seinen Kollegen Wilhelm Jerusalem (starker Typ - stimmlich und schauspielerisch: Florian Minnerop) kennen, der genauso gern in dem Beruf unterwegs ist, wie er. Beide verlieben sich: Wilhelm in eine verheiratete Frau und Goethe in Lotte, die als älteste Schwester einer armen mutterlosen Großfamilie Verantwortung für die Familie übernehmen soll. Und das geht nicht mit einem mittellosen Rechtsreferendar, sondern viel besser mit dessen Chef Kestner (überzeugend spießig: Marvin Schütt).
Die Tragödie ist vorprogrammiert, Goethe-Kenner wissen die Anspielungen auf andere Stücke des großen Dichters zu schätzen und spätestens bei "Lecket mich" sind alle im Thema. Die Tragödie nimmt ihren Lauf, Goethe ist unglücklich, Wilhelm ist unglücklicher...

Wie "Die Leiden des jungen Werther" entstanden

Geschickt erzählt Gil Mehmert die Geschichte, beginnt sie doch damit, dass Lotte ein Manuskript zu einem Verlag trägt: "Es ist unsere Geschichte..." Dann erlebt der Zuschauer diese Geschichte, an deren Ende Goethe sich dazu entscheidet, sich nicht das Leben zu nehmen, sondern seine Geschichte im Werk "Die Leiden des jungen Werthers" aufzuschreiben. Die Karriere eines Schriftstellers, der in der heutigen Zeit ein Superstar wäre, beginnt...
Das Kreativteam mit Martin Lingnau (Musik), Frank Rahmond (Liedtexte) und eben Gil Mehmert (Buch und jede Menge tolle, dramaturgische Ideen, denn durch seinen Bühnenzauber wird geritten, gearbeitet und geheiratet), das schon beim Musical "Das Wunder von Bern" erfolgreich zusammenarbeitete, hat ein Werk erschaffen, dass den großen Dichter als Menschen zeigt. Und es hat mit der Besetzung der Titelrolle mit Philipp Büttner einen wirklichen Glücksgriff bewiesen: Der junge Musicaldarsteller füllt die große Rolle mit jeder Menge Energie und wunderbarer Stimme aus. Sabrina Weckerlin als Lotte steht ihm in nichts nach und wenn die beiden "Die Leiden des jungen Werther" singen (ja, sie singen tatsächlich den Anfang der Novelle!), dann ist das Gänsehaut pur.

Starkes Ensemble, ideenreiche Inszenierung

Das junge Ensemble der Folkwang Universität (Sarah Wilken, Marvin Schütt, Florian Minnerop, Anneke Brunekreeft, Tomas Stitilis, Pascal Cremer, Lina Gerlitz, Esther Conter, Charlotte Katzer, Lara Hofmann und als Gäste Thom Koolen und Paul Morris), das ergänzt wird durch Tom Zahner, Daniel Berger und Mark Weigel (mit "Liebe ist wie Wasser" sorgt er als Lottes Vater für einen weiteren Höhepunkt), kann jederzeit überzeugen. Die Choreographien machen den Musical-Abend perfekt, bei dem es zumindest für die Damen im Saal auch schön ist, dass Goethe zum Schluss immer noch zu haben ist...

TERMINE
Das Musical "Goethe! Auf Liebe und Tod" wird noch am 10., 11., 12., 18., 19. und 20. April jeweils um 19.30 Uhr in der neuen Aula der Folkwang Universität gezeigt.
Am 11., 12. und 18. April schlüpfen Folkwang-Absolvent Merlin Fargel und Lina Gerlitz in die Rollen von Goethe und Lotte.
Karten (10 Euro!) gibt es unter Telefon 0201/4903231 oder per E-Mail an karten@folkwang-uni.de. Termine

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.